In Estland hat die Chancengleichheit in der Bildung einen so hohen Stellenwert wie sonst nirgendwo in Europa. Aber auch in Deutschland setzen sich einzelne Schulen und Organisationen dafür ein, dass jeder Schüler, egal, wo er herkommt, bestmöglich gefördert wird.
"Rock Your Life" - Studenten als Mentoren für Schüler
Celil ist 16 Jahre und Hauptschüler. Er hat seit ein paar Wochen einen "Mentor", den Studenten Joshua. Unter normalen Umständen hätten sich die beiden vermutlich nie kennengelernt. Jetzt hilft Joshua ihm beim Training für die Aufnahmeprüfung bei der Polizei.
Zusammengebracht hat die beiden die Organisation "Rock Your Life". Mit dieser Idee, ehrenamtliche Studenten als Mentoren einzusetzen, haben schon fast 6000 Hauptschüler bessere Chancen auf dem Weg ins Berufsleben bekommen.
Europas Spitzenreiter in der Bildungsgerechtigkeit, Estland, setzt auf ein umfassendes Konzept. Schulessen, Schulbücher und öffentlicher Nahverkehr sind hier für jeden Schüler kostenlos. Und der Zugang zu Zukunftstechnologien bleibt nicht denen überlassen, die es sich leisten können: Smartboards und 3D-Drucker nutzen hier alle.
Gleiche Möglichkeiten für alle Schüler
Kaarel Rundu ist Direktor des deutschen Gymnasiums in Tallinn. Er kennt die Unterschiede des deutschen und estnischen Schulsystems: "In Estland wird in Zusatzpersonal, individuelle Förderung und Zukunftstechnologie investiert. Die Eltern müssen nichts zusätzlich organisieren, wie den Zugang zu Logopäden, Psychologen, Sprach-Nachhilfe oder das Erlernen eines Musikinstruments. Unabhängig von ihrer Herkunft haben so alle Schüler die gleichen Möglichkeiten."
Individuelle Förderung
Die berufsbildende Elisabeth-Selbert-Schule in Hameln wurde vergangenes Jahr zur "besten Schule Deutschlands" gekürt. Hier ist die oberste Devise, jeden Schüler individuell zu fördern. Gisela Grimme ist seit 23 Jahren Direktorin an der Schule. Ihr Leitsatz ist: "Bei uns wird kein Schüler fallen gelassen. Jeder bekommt nicht nur eine zweite Chance, sondern auch eine dritte und, wenn es sein muss, eine vierte." Die Schule wird von Schülern aus 34 Nationen besucht. Eine große Durchlässigkeit zwischen den Schulformen macht mehr als an anderen Schulen unterschiedliche Abschlüsse möglich.