Die große Mehrheit der jungen Deutschen hat kein oder nur wenig Vertrauen in Politik, religiöse Institutionen und die Medien. Auffallend ist, dass bei dieser Meinung kaum noch Unterschiede zwischen jungen Ost- und Westdeutschen bestehen. Eine Mehrheit der jungen Generation könnte sich dennoch vorstellen, sich selbst politisch zu engagieren. Dies sind Ergebnisse aus der europaweiten Studie „Generation What?“ zur Lebenswelt junger Menschen zwischen 18 und 34 Jahren, an der sich bisher mehr als 930.000 Menschen aus 35 Ländern beteiligt haben. Die Umfrage läuft noch bis Ende November, in einem Zwischenschritt hat das SINUS-Institut anhand einer repräsentativen Stichprobe die deutschen Ergebnisse für den Themenkomplex „Vertrauen in Institutionen“ bereits analysiert.
Die allgemeine Politikverdrossenheit in der Gesellschaft macht auch vor jungen Menschen nicht halt. Nur ein Prozent vertraut der Politik völlig, 27 Prozent immerhin mehr oder weniger. Demgegenüber stehen 71 Prozent, die kein Vertrauen in die Politik haben. Hierbei sind deutliche Unterschiede zwischen den demographischen Gruppen innerhalb der 18- bis 34-Jährigen zu beobachten. Die jüngste Altersgruppe (18-19 Jahre) vertraut der Politik signifikant häufiger als die älteren Befragten. Besonders drastisch sind jedoch die Unterschiede zwischen den Bildungsgruppen: Je niedriger die Bildung, desto weniger Vertrauen in die Politik ist vorhanden. Während nur 25 Prozent der Niedriggebildeten der Politik vertrauen, sind es bei den Hochgebildeten zumindest 41 Prozent.
Hohe Bereitschaft, sich zu engagieren
Festzustellen ist aber eine hohe Bereitschaft der jungen Menschen, sich zu engagieren. 78 Prozent der Befragten geben zwar an, sich bisher noch nicht politisch engagiert zu haben, 42 Prozent könnten sich aber durchaus vorstellen, dies zu tun. Gemeinsam mit den 12 Prozent derer, die sich bereits engagiert und gute Erfahrungen gesammelt haben, ist somit mehr als die Hälfte der jungen Deutschen bereit, sich politisch einzubringen. Noch größere Zustimmungswerte finden NGOs. Hier könnten sich sogar mehr als 70 Prozent vorstellen, aktiv mitzuarbeiten bzw. tun dies bereits.
Groß ist auch die Skepsis gegenüber religiösen Institutionen. Bewusst wurde nicht nach einer bestimmten Institution, z.B. der katholischen oder evangelischen Kirche gefragt, sondern nach dem Vertrauen in religiöse Institutionen allgemein. Das Ergebnis ist eindeutig:
Weitgehend unabhängig von Geschlecht, Alter und Bildung hat die Hälfte der 18- bis 34-Jährigen überhaupt kein Vertrauen in religiöse Institutionen, weitere 34 Prozent vertrauen ihnen eher nicht. So gut wie niemand (2 Prozent) vertraut religiösen Institutionen voll und ganz, und auch nur 14 Prozent in der Tendenz („vertraue eher“). Bemerkenswert ist gleichfalls, dass selbst diejenigen Befragten, die angaben, ohne einen Glauben an Gott nicht glücklich sein zu können, zur Hälfte kein oder eher kein Vertrauen in religiöse Institutionen haben.
Kaum Unterschiede zwischen Ost und West
Auf die Frage nach dem Vertrauen in die Medien nannten drei Prozent der jungen Generation, dass sie den Medien völlig vertraut, 28 Prozent gaben an, dass sie den Medien mehr oder weniger vertrauen. 40 Prozent stehen den Medien skeptisch gegenüber, 25 Prozent haben kein Vertrauen. Während nur 30 Prozent der Niedrig- und Mittelgebildeten den Medien mehr oder weniger vertrauen, sind es bei den Hochgebildeten 42 Prozent. Die Umfrage differenziert nicht zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Medien oder zwischen Print-, Hörfunk, Online- oder TV-Medien
Noch bis Ende November können junge Menschen zwischen 18 und 34 Jahren auf www.generation-what.de an der Umfrage teilnehmen: Sie umfasst 149 Fragen von Politik über Religion bis hin zu Sexualität und Lebensglück. Das Ziel: Die 18- bis 34-jährigen Europäer sollen die Chance erhalten, selbst ein Bild ihrer Generation zu zeichnen. Koordiniert wird „Generation What?“ von der Europäischen Rundfunkunion (EBU); in Deutschland begleitet der Bayerische Rundfunk zusammen mit dem ZDF und dem SWR das Projekt.