Meist hat das Pflegepersonal keine Ressourcen, um sich intensiv mit den Seniorinnen und Senioren zu beschäftigen. Diese Aufgabe übernimmt Moritz Oehme (22), der mit dem Down-Syndom lebt. Er begleitet sie im Alltag, spielt Brettspiele, macht Gymnastikübungen, schiebt den Rollstuhl durch den Garten.
Lernen und andere motivieren
Schon in der Schule wusste Moritz Oehme: In einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung möchte er nicht arbeiten. Als die Stiftung "Hilfe im Alter gemeinnützige GmbH" im Jahr 2019 in seinem Heimatort Schlehdorf das Pflegezentrum Lindenhof eröffnete, fragte seine Mutter nach einem Praktikum für ihn. Die Arbeitsagentur förderte ein Langzeitpraktikum, und im Dezember unterschrieb Moritz seinen Arbeitsvertrag.
"Anfangs brauchte ich noch mehr Unterstützung, doch inzwischen habe ich viel dazugelernt", sagt er. Heute übernimmt er viele Aktivitäten selbstständig. Je nach Laune und Tagesform der Bewohnerschaft bietet Moritz Ballspiele, Gesellschaftsspiele, Spaziergänge an. Oder er führt lange Gespräche – über sein Lieblingsthema "Blumen und Pflanzen". "Ich höre aber auch gern zu, wenn die älteren Herrschaften von früher erzählen", schwärmt er. "Außerdem freue ich mich, wenn ich merke, wie ich unsere überwiegend dementen Heimbewohner*innen durch meine Arbeit sehr oft positiv motivieren kann."
Traumberuf gefunden
Auch bei seinen Kolleginnen und Kollegen ist Moritz Oehme beliebt. "Moritz ist für uns alle eine Bereicherung. Er hat ein sehr freundliches und fröhliches Wesen. Er geht aktiv auf die Bewohner*innen zu und steht diesen vollkommen offen und unvoreingenommen gegenüber", sagt Benedikt Prölß vom Pflegezentrum Lindenhof.
Für die Arbeit als Betreuungskraft oder Alltagsbegleiter absolvierte der 22-jährige Bayer eine berufliche Qualifizierungsmaßnahme und verfasste eine Abschlussarbeit. "Ich bin sehr glücklich, dass ich meinen Traumberuf gefunden habe!", sagt Moritz Oehme. "Und ich bin stolz, dass ich mein eigenes Geld verdiene und mir auch einen Urlaub oder eine Anschaffung leisten kann!"