Niko, seine Verlobte Sarah und sein Blindenhund Orlando sind ein eingespieltes Team. Seit über einem Jahr produzieren die drei Kurzvideos für TikTok. Sarah dreht und schneidet die Clips, Niko und Hund Orlando zeigen vor der Kamera ihren Alltag.
Wenig Zeit zum Ausruhen
Morgens beginnt Nikos Tag in einem inklusiven Café in Marburg. Als pädagogische Fachkraft arbeitet er andere Mitarbeiter:innen ein und greift ihnen bei der Schicht unter die Arme. Als Blinder einen perfekten Cappuccino zubereiten? Für Niko kein Problem. Im Café ist auch schon das ein oder andere TikTok aufgenommen worden. Zum Beispiel mit seinem Kollegen Lukas, er hat Trisomie 21.
Neben seinem Job im Café treibt der 30-jährige Niko zehn bis zwölf Stunden die Woche Kraftsport. Der Kraft-Dreikampf, auch als Powerlifting bekannt, besteht aus drei Disziplinen: Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben. Nachdem Niko jahrelang in der Schule gemobbt wurde, hat er in dem Sport eine Möglichkeit gefunden, um zu zeigen, dass er kein Schwächling ist. Ob er die Übungen sauber ausführt, kann er nicht selbst im Spiegel kontrollieren. Unterstützung bekommt er deshalb von seinem Trainer, der ihn auch für den nächsten Wettkampf fit macht.
Täglich ein Video über den Alltag
Zwischen Arbeit und Sport werden die TikToks produziert – viel Zeit zum Ausruhen bleibt da nicht. In den Kurzvideos zeigt Niko lässig und oft auch selbstironisch, wie sein Alltag mit Blindenhund Orlando aussieht. Wie findet er blind einen Briefkasten oder Geldautomaten? Wie gehen die beiden im See baden? Oder was gibt es im Straßenverkehr zu beachten?
Um erfolgreich zu sein, muss Niko jeden Tag ein TikTok hochladen. "Das ist aufwändiger als es scheint. Die Produktion eines Kurzvideos dauert drei bis vier Stunden", erzählt der TikToker. Doch die Arbeit lohnt sich, der Kanal wächst und wächst. Niko hofft, mit seiner Reichweite mehr Sensibilität für Sehbehinderte schaffen zu können. Das überwiegend positive Feedback auf seine Videos ermutigt ihn, immer weiter zu machen.