Mirko Drotschmann alias "MrWissen2Go" ist Journalist, YouTuber und Webvideo-Produzent mit Schwerpunkt Geschichte, Politik und Gesellschaftsthemen. Für "Terra X" ist er bereits auf dem YouTube-Kanal "Terra X Natur & Geschichte" zu sehen. Für die dreiteilige "Terra X"-Reihe "Eine kurze Geschichte über…" steht er zum ersten Mal als "Terra X"-Moderator vor der Fernsehkamera.
Du wechselst von Social Media zum klassischen Fernsehen – was ist da anders?
Eigentlich bin ich ein eher untypischer YouTuber, da ich zuerst klassisches Fernsehen gemacht und dann erst mit Webvideos angefangen habe. Unter anderem war ich als Reporter und Moderator für die ZDF-Kindernachrichten "logo!" unterwegs. Aber natürlich gibt es Unterschiede in der Art und Weise, wie produziert wird. Fernsehen ist oft "großes Kino" mit einem großen Team, YouTube nicht selten eine "One-Man-Show".
Hast Du "Terra X" schon vorher regelmäßig gesehen und gemocht?
Definitiv. Ich bin schon sehr lange Fan der Sendung, vor allem der Ausgaben zu historischen Themen. Aufwendig produziert, inhaltlich wasserdicht und spannend erzählt – da kommt sehr viel Gutes zusammen. Deshalb ist es für mich auch eine große Ehre, mit an Bord sein zu dürfen.
Ist "Terra X" ein Format für junge Leute? Wie könnte man das Format für sie noch attraktiver machen?
Spannende Geschichten hört jeder gerne, egal, wie alt man ist. Und wenn diese Geschichten auch noch so bildgewaltig produziert werden wie bei "Terra X", interessiert das natürlich auch jüngere Leute. Was hier besonders wichtig ist, ist eine dynamische, bewegte Erzählweise. Genau das versuchen wir mit der neuen Reihe "Eine kurze Geschichte über ... " umzusetzen.
Warum hast Du eigentlich einen Geschichtskanal eröffnet? Wen wolltest Du erreichen?
Ich habe Geschichte studiert, weil ich ein absoluter "Historien-Nerd" bin. Schon in der Schule hat es mich fasziniert, mich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Ich bin der Meinung, dass man unsere Gegenwart erst dann richtig verstehen kann, wenn man weiß, was Generationen vor uns erlebt haben. Deshalb ist es mir wichtig, die meist komplexen historischen Zusammenhänge in leicht verständlicher Form vor allem an Jüngere zu vermitteln und sie für Geschichte zu begeistern. Und da die Jungen in der Regel mehr auf YouTube unterwegs sind als im klassischen Fernsehen, habe ich es einfach mal mit einem Kanal auf der Plattform probiert.
Wie begeisterst Du Deine Fangemeinde für Geschichte?
Geschichte muss man spannend erzählen: Geschichte als Geschichten. Dabei darf man nicht den Eindruck erweckten, wir wüssten heute zu 100 Prozent, wie es früher war. An den Diskussionen, die wir über aktuelle politische Themen führen, merken wir zum Beispiel, dass es immer unterschiedliche Ansichten gibt – und die bleiben natürlich auch in der Retrospektive bestehen. Geschichte ist nicht schwarz-weiß. Und genau das sollte vermittelt werden – so objektiv und wertungsfrei wie möglich.
Wie bereitest Du Dich auf eine Moderation vor?
Ich sauge alles wie ein Schwamm auf, was ich zu dem jeweiligen Thema finden kann. Natürlich gehört es dazu, in Fachbüchern zu stöbern. Ich bin aber auch ein großer Freund von auditiven und audiovisuellen Medien. Für mich könnte das Angebot von Podcasts, Hörbüchern und Dokumentationen im Genre Geschichte noch um ein Vielfaches größer sein, als das momentan der Fall ist.
Was ist für Dich die Herausforderung beim aktuellen Format "Eine kurze Geschichte über…"?
Wir sprechen über Epochen, die lange zurückliegen. Wie haben die Menschen damals gelebt, was haben sie gedacht – und wie sind sie miteinander umgegangen? Sich hier einzufinden, ist gar nicht so einfach. Dazu kommt die große inhaltliche Spannbreite, die sich aus den Themen ergibt. An einem Aufzeichnungstag haben wir zum Beispiel morgens ein Interview zum Alten Ägypten gedreht, mittags eine Moderation zum Mittelalter und abends ein Interview über Hexenverfolgung. Da muss man aufpassen, dass man am Ball bleibt.
Was sollen die Zuschauer von Ägypten, vom Mittelalter und von den Hexen mitnehmen?
Dass unser Geschichtsbild überfrachtet ist mit irreführenden Klischees: Hexen waren bucklige alte Frauen. Bei den Ägyptern haben Sklaven die Pyramiden erbaut. Das Mittelalter war finster und komplett frei von Innovationen. Das alles ist falsch – aber man bekommt es nur schwer aus den Köpfen. Wenn wir daran etwas ändern könnten, wäre das sehr schön.
Die Fragen stellten Claudia Moroni und Magda Huthmann.