Geheimbünde (1/3): Der Code der Illuminaten

Der Film folgt den Spuren des legendären Illuminatenordens und erkundet dabei auch noch andere geheime Organisationen, deren Wurzeln nach eigener Aussage bis in die Antike zurückreichen.

Obwohl die Illuminaten offiziell nur zehn Jahre aktiv waren, gibt es wohl kaum einen Geheimbund, um den sich mehr Sagen und Legenden ranken. Im Jahr 1776 von dem deutschen Philosophen und Kirchenrechtler Adam Weishaupt in Ingolstadt gegründet, hatten sich die „Erleuchteten“ die Veränderung der Welt auf ihr Banner geschrieben. Weishaupt schwebte ein Staat nach dem Vorbild der alten Athener vor, deshalb wählte er als Erkennungszeichen die Eule, das Symbol der Weisheit. Weishaupt war der einzige Professor in Ingolstadt mit einer rein weltlichen Prägung. Alle anderen waren ehemalige Jesuiten.

Begeistert von den Ideen der Aufklärung, wollte Weishaupt seinen Schülern die neuen Lehren frei von den alten überkommenen Vorstellungen der Kirche nahe bringen, dazu gehörte eben auch der Zugang zu zeitgenössischer kirchenkritischer Literatur. Um diese zu gewährleisten, gründete er den „Geheimen Weisheitsbund“, der sich schließlich von einem anfänglichen Lesezirkel mit wenigen Mitgliedern zu dem florierenden Geheimbund der Illuminaten wandelte. Jedes Mitglied wählte sich einen neuen, der Antike entlehnten Geheimnamen. So wählte Weishaupt für sich selbst etwa den Namen des berühmten Anführers im römischen Sklavenaufstand: Spartacus. Auch die Städte bekamen neue Namen, so hieß München Athen und Ingolstadt Eleusis. Und auch das Datum wurde nach einem Geheimkalender angegeben.

Um die Mitglieder zur Geheimhaltung zu verpflichten, mussten die Brüder selbst ihr eigenes Leben bis in das kleinste Detail offen legen. Mitbrüder, die von Vergehen anderer erfuhren, wurden aufgefordert, diese den Leitern mitzuteilen. Trotz dieser strengen Überwachung schlossen sich jetzt immer mehr Männer, die vorher dem mystisch-spirituellen Gold- oder Rosenkreuzer-Orden angehört hatten, die noch den Idealen der Alchemie verhaftet waren, Weishaupt an. Wenig später kamen auch noch große Gruppen von Freimaurern hinzu. Im Unterschied zu diesen hatten die Illuminaten ein explizit politisches Programm. Mithilfe geschickter Personalpolitik sollte die Abschaffung der absolutistischen Herrschaft erfolgen. Sukzessive wollte man immer mehr Schlüsselpositionen im absolutistischen Staat übernehmen, um diesen schließlich in die eigene Gewalt zu bringen.

Die Ideen fanden viele Anhänger, doch der schnelle Zuwachs brachte auch Probleme mit sich. Es kam zu Machtkämpfen um die Führungsspitze. Zudem waren mittlerweile die Herrschenden auf den neuen Geheimorden aufmerksam geworden, dessen erklärtes Ziel es war, die bestehende Ordnung zu verändern. In Folge dessen wurden die Illuminaten am 2. März 1785 als landesverräterisch und religionsfeindlich verboten. Bei diversen Hausdurchsuchungen wurden unzählige Schriften und Papiere sichergestellt. Weishaupt floh, zunächst nach Regensburg und dann weiter nach Gotha. Zuvor soll es ihm aber noch gelungen sein, Briefe in die Neue Welt zu senden, wo er um Aufnahme der Illuminati bat. Seitdem wollen die Gerüchte, dass die Illuminati bis heute in Amerika aktiv seien, nicht verstummen. Weltberühmtheit erlangten die Illuminati durch das gleichnamige Buch des amerikanischen Erfolgsautors Dan Brown.

Als die Römer im ersten Jahrhundert vor Christus das Land am Nil eroberten, waren sie vor allem von den Riten und Mythen der alten Ägypter fasziniert. Sozusagen im Gepäck der römischen Soldaten trat die ägyptische Göttin Isis ihren Siegeszug nach Europa an. Überall wo die Heere lagerten, finden sich Spuren ihrer Verehrung. Allerdings hatten die römischen Mysterien, von denen der nordafrikanische Satiriker Apuleius in seinen Metamorphosen berichtet, nur noch wenig mit den ursprünglichen altägyptischen zu tun. Damals wie heute fühlten sich vor allem Frauen von dem Kult angezogen, da ihnen viele andere Kulte verschlossen blieben. Die Suche der altägyptische Göttin Isis nach ihrem ermordeten und zerstückelten Ehemann Osiris, den sie erfolgreich wiederbeleben kann, wird in den Mysterien zum Vorbild für die eingeweihten Gläubigen. Nach einer rituellen Waschung begibt sich der Suchende auf eine fiktive Reise in die Totenwelt, an deren Ende er als wiedergeborenes Wesen erscheint. Der Schwerpunkt der modernen Isisjüngerinnen liegt eher im esoterischen Bereich.

Als Rosenkreuzer oder auch Rosenkreutzer werden die Mitglieder verschiedener Geheimbünde bezeichnet, deren legendärer Gründervater der Deutsche Christian Rosencreutz gewesen sein soll. Seine Geschichte ist in der 1614 erstmals erschienenen Fama Fraternitatis überliefert. Dort heißt es, dass Rosencreutz auf seinen ausgiebigen Reisen im Nahen Osten und in Afrika, Ende des 15. Jahrhunderts, von den altägyptischen Priestern in ihre geheimen Riten eingewiesen worden sein soll. Später soll er versucht haben, dieses Wissen in Europa weiterzugeben, was aber an der Engstirnigkeit der europäischen Gelehrten scheiterte. Daraufhin habe Rosencreutz eine geheime Bruderschaft gegründet mit dem Auftrag, das erworbene Wissen zu bewahren. Doch die Brüder verteilten sich über ganz Europa und mit der Zeit gerieten sowohl Christian Rosencreutz als auch seine Geheimnisse in Vergessenheit. Als man 120 Jahre nach seinem Tod angeblich dessen Grab im Jahre 1604 wiederentdeckte, fand man nicht nur seine Schriften sondern auch seinen Leichnam angeblich völlig unversehrt. Dies führte zur Neubelebung des Ordens, der bis heute in vielen Ländern weltweit unzählige Mitglieder hat. Wie die Freimaurer und Illuminaten trachten auch die Rosenkreutzer nach der moralischen Verbesserung des Menschen. Religion und Wissenschaft sollen dabei nicht getrennt, sondern Teil eines Ganzen sein. Dazu bemühen sie hermetische und kabbalistische Schriften sowie die Alchemie. Tatsächlich geht die Gründung der Bruderschaft wahrscheinlich auf den Tübinger Theologen und Mathematiker Johann Valentin Andreae zurück, der sich allerdings später von dem Orden distanzierte. Das Symbol des Geheimbundes ist die Rosenblüte auf dem Kreuz. Die Geschichte der Rosenkreuzer und der sogenannten Hochgrad-Freimaurerei ist eng miteinander verbunden.

Eine der wohl elitärsten Studentenverbindungen wurde 1832 von William Huntington Russel und Alphonso Taft an der Yale University in New Haven gegründet. Russel hatte zuvor ein Studienjahr in Deutschland verbracht, und vermutlich wurde er dort in eine Geheimgesellschaft initiiert. Als er und sein Studienkollege Taft an ihrer Heimatuniversität nicht in die berühmte Studentenorganisation Phi Beta Kappa aufgenommen wurden, gründeten sie ihre eigene Verbindung. Seitdem werden in jedem Jahr 15 Studenten des Abschlussjahrgangs auserwählt, dem geheimsten aller bekannten Geheimbünde beizutreten. Die Mitgliedschaft bei Skull & Bones gilt als idealer Ausgangspunkt für Spitzenstellungen in Politik und Wirtschaft. Sogar drei ehemalige Präsidenten der USA gehören zu den Skull & Bones. Auserwählt wird, wer die besten Voraussetzungen für Erfolg mit sich bringt. Dazu gehört auch die richtige Familie. In den Listen der Bonesmen, wie die Mitglieder sich selbst nennen, stößt man immer wieder auf dieselben Familiennamen. Was genau sich in der sogenannten Gruft, dem Versammlungshaus des Geheimbundes, abspielt, ist nicht bekannt. Auch nicht, ob dessen Wurzeln, wie oft vermutet, tatsächlich in Deutschland, oder sogar bei den Illuminaten liegen. Fakt ist, dass die Bonesmen beim Eintritt in den Geheimbund einen neuen Namen annehmen und auch eine eigene Zeitrechnung haben – wie schon die Illuminaten vor ihnen. Ähnlich scheint auch die Verpflichtung einander Geheimnisse, im Fall der Bonesmen etwa sexuelle Erfahrungen, aus dem eigenen Leben zu offenbaren.

Das Markenzeichen der Skull & Bones sind zwei unter einem Schädel gekreuzte Knochen, unter denen die Zahl 322 steht. Sie schmückt auch den Eingang zum Inneren des Tempels in der Gruft. Bonesmen unterschreiben mit „Dein im Geiste von 322”. Über die Bedeutung der Zahl wurde schon viel spekuliert. Es könnte etwa das Todesjahr des Demosthenes sein. Dieser hatte durch Ausdauer und Training seine schwächliche Konstitution überwunden und wurde zum führenden Redner und Politiker seiner Zeit. Eine einleuchtendere Erklärung scheint, dass der Bund 1832 in Yale als Unterabteilung, daher die 2, eines anderen Studentenvereins gegründet worden ist. Daraus ergebe sich die Ziffernfolge 322.  

Da die Mitgliederlisten bis 1970 in Zeitungen veröffentlicht wurden, weiß man, dass nicht nur mehrere Präsidenten der USA, sondern auch Direktoren des CIA, sowie diverse US-Senatoren und Minister Mitglieder der Skull & Bones sind. So etwa der amtierende amerikanische Außenminister John Kerry.

Die Sonnentempler waren eine radikale, weltablehnende Geheimgesellschaft, die sich aus den Rosenkreuzern heraus entwickelte. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gegründet, sorgten die Sonnentempler durch vier kollektive Mord- und Selbstmordhandlungen in den 1990er Jahren für weltweites Aufsehen. Damals fanden 74 Mitglieder den Tod. Die Sektenmitglieder waren davon überzeugt, Reinkarnationen ehemaliger Rosenkreuzer zu sein, deren Werk sie vollenden müssten. Zugleich beriefen sie sich auf die Tempelritter, die ihrer Ansicht nach über Geheimwissen verfügten. Wie die Tempelritter, so waren auch die Sonnentempler ihren Ordensleitern gegenüber zu Treue, Gehorsam und strikter Geheimhaltung verpflichtet. Offiziell galten die Sonnentempler als freundliche Menschen, die strikte Nächstenliebe praktizieren und sich für die Werte des „wahren“ Christentums sowie den Umweltschutz einsetzten. Intern wurde den Mitgliedern jedoch versprochen, dass sie zu den wenigen Auserwählten gehören könnten, die den bevorstehenden Weltuntergang überleben würden. Für das geheime Wissen mussten die Mitglieder ihr Leben ganz nach den Anforderungen der Ordensgründer ausrichten, wozu auch regelmäßige Zahlungen gehörten.

Erstausstrahlung ZDF: 5. Januar 2014

Geheimbünde (1/3): Der Code der Illuminaten
Geheimbünde (2/3): Die Erben der Templer
Geheimbünde (3/3): Die Masken der Verschwörer

Film von Kay Siering und Jens Nicolai
Konzeption der Reihe: Gisela Graichen

Redaktion TV: Georg Graffe und Heike Schmidt
Redaktion Online: Michael Büsselberg