Wenn eine Figur der deutschen Geschichte bekannt ist, dann Friedrich der Große: geistreicher Philosoph, musisch begabter Schöngeist, genialer Feldherr, aber auch skrupelloser Machtmensch. An diesem Denkmal hat der "Alte Fritz" fleißig mitgebaut. Was hinter dem Mythos steckt und was seinen Ruhm ausmacht, klärt die Terra X-Doku. "Alles oder Nichts", das war sein Lebensprinzip, so die Erkenntnis eines internationalen Forschungsprojektes zum 300. Geburtstag, der dieses Jahr in Potsdam und Berlin prachtvoll begangen wird. Die Dokumentation "Friedrich der Große - Alles oder nichts" wählt eben diesen zwingenden Charakterzug des berühmten Königs als Leitthema: Siegen oder Verlieren, Leben oder Tod, Freundschaft oder Ablehnung.
Grausame Erfahrungen in der Jugend
Regisseur Christian Twente zeigt, wie schon die Risikofreude des Kronprinzen aus den grausamen Erfahrungen in der Jugend geprägt worden war: durch die Prügel des Vaters, den Horror der Hinrichtung seines Freundes Katte. Seitdem setzte Friedrich alles auf eine Karte, inszenierte immer wieder Untergangssituationen - und gewann.
Das Prinzip "Alles oder Nichts" führt zu den Wendepunkten seines Lebens: Die Katastrophen und Wunder seiner Kriege, die fixe Idee seiner Musikliebhaberei, seine pragmatische Sicht von Reformen und Bildung. Terra X erkundet die Modernität des Herrschers in Interviews mit Deutschlands meinungsstarken Friedrich Experten: Zu Wort kommen der Biograf Johannes Kunisch, der politische Journalist Tom Goeller und der Jurist Wilhelm Bringmann. Die Regierungszeit Friedrichs des Großen ist uns bis heute in seinen Bauwerken in Potsdam und Berlin präsent. Die Dokumentation profitiert vom optischen Reiz dieser Denkmäler.
Widersprüchlichkeit in einer Person
Im szenischen Dreh des Dokudramas spielt der Schauspieler Ulrich Wiggers den König Friedrich II., das Nachwuchstalent Cecil von Renner verkörpert den jungen Kronprinzen. Die Dokumentation bietet große Szenen und Konfrontationen, eben das "Alles oder Nichts", das Friedrich in seinen Schlachten immer wieder heraufbeschwört. Die aktionsreiche Handlung wird kontrastiert durch intime Szenen, die das Innenleben des Monarchen beleuchten. Der Film will nicht einfach ein weiteres Historienepos sein, sondern Erklärungen für die berühmte Widersprüchlichkeit dieses berühmtesten deutschen Königs formulieren.