Mirko Drotschmann moderiert die 90-minütige Dokumentation von "Orten der Demokratie" und schildert weitere Schlüsselmomente deutscher Demokratiegeschichte: den Umsturz von 1918, das Ringen um das Bonner Grundgesetz 1949, die friedliche Revolution von 1989.
Spurensuche in der Vergangenheit
Es brauchte mehrere Anläufe, bis 1990 Deutschland geeint wurde, in Freiheit und in Frieden mit den Nachbarn. Die entscheidenden historischen Wendepunkte auf dem Weg dorthin dokumentiert der Film entlang historischer Biografien.
Die Reise in die Vergangenheit soll zeigen, was es bedeutet, eine Demokratie zu erkämpfen, sie aufzubauen, mit Leben zu erfüllen und ihre Akzeptanz zu sichern. Es sind Fragen, die uns auch in der Gegenwart vor Herausforderungen stellen.
Revolutionäre Ideen legen demokratisches Fundament
Der erste Anlauf zur Demokratie 1848 in der Frankfurter Paulskirche scheitert, als Preußens König Friedrich Wilhelm IV. die ihm angetragene Kaiserkrone ablehnt, aber die Ideen der Revolution legen ein Fundament für die spätere demokratische Tradition in Deutschland. Das Schicksal des Revolutionärs Carl Schurz ist ein Spiegel dieser wechselvollen Entwicklungen.
Nach dem Zusammenbruch der Monarchie 1918 wird die Weimarer Republik ausgerufen. Doch sie hat schwer an den Erblasten des Kaiserreichs zu tragen und scheitert. Die Lehren daraus werden 1949 in das Grundgesetz einfließen. Die Künstlerin Käthe Kollwitz vollzieht den spannungsreichen Wandel von der Monarchie zur Republik vor dem Hintergrund persönlicher Erlebnisse.
Deutschlands geteilte Geschichte
Nach Zweitem Weltkrieg und NS-Diktatur beginnt 1949 ein "neuer Abschnitt in der Geschichte unseres Volkes", wie es Konrad Adenauer in seiner Ansprache zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland formuliert. Das neue "Grundgesetz" gilt als Provisorium, denn das Land ist geteilt. Doch die Bonner Demokratie legt den Grundstein, bleibt stabil, wird nicht wie Weimar. Edzard Reuter, Sohn des legendären Berliner Oberbürgermeisters Ernst Reuter, schildert unter anderem, welche Bedeutung die Berlin-Blockade 1948-1949 für die Republik-Gründung hatte.
Am 17. Juni 1953 erwächst aus einem Streik gegen erhöhte Arbeitsnormen ein Volksaufstand gegen das SED-Regime, der mit sowjetischen Panzern niedergewalzt wird. Es folgen Säuberungen und Verfolgungen. Doch der mutige Versuch der Menschen in Ostdeutschland, sich von der SED-Diktatur zu befreien, schreibt Geschichte und wirkt bis zum Ende der DDR nach. Günter Dilling, der als Lehrling in Berlin mit demonstriert, und der Student Herbert Priew, der in Halle/Saale dabei ist, berichten über ihre großen Hoffnungen an diesem Tag. Doch wie der Kameramann Albert Ammer, der den Aufstand ebenfalls in Halle erlebt, bezahlen sie mit langen Haftstrafen.
"Wir sind ein Volk"
Mit dem Mauerfall am 9. November 1989 findet die friedliche Revolution in Ostdeutschland ihren glücklichen Höhepunkt. Mit dabei ist die Leipziger Studentin Katrin Hattenhauer. Als Mitglied einer Oppositionsgruppe aus dem Umfeld der Leipziger Nikolaikirche hat sie zuvor an der friedlichen Revolution in der DDR mitgewirkt. Der 9. Oktober ist im Herbst 1989 der Tag der Entscheidung.
Während die Schauspielerin Franziska Hayner in Halle miterleben muss, wie die Staatsmacht Protestierende zusammenknüppelt, schreckt das Regime in Leipzig angesichts von mindestens 70.000 Demonstranten vor einem Blutbad gegen das eigene Volk zurück. In den folgenden Wochen und Monaten stoßen die DDR-Bürger das Tor zur Wiedervereinigung selbst auf. Auf "Wir sind das Volk" folgt schon bald "Wir sind ein Volk". Am 3. Oktober 1990 vollenden die Deutschen ihre staatliche Einheit.
ZDF-Presenter und "MrWissen2go" Mirko Drotschmann geht an historischen Orten auf Spurensuche, führt dort Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie Experten und Expertinnen. Die Frankfurter Paulskirche, das Nationaltheater in Weimar, der Reichstag, das Brandenburger Tor und die Leipziger Nikolaikirche sind wichtige Stationen.
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Lesen Sie dazu auch das Statement von Stefan Brauburger, Leiter der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte: "Verblasste Erinnerung – es braucht mehr als Gedenktage".
Die Langfassung der Sendung