Welt ohne Insekten

Die Vereinten Nationen haben die Jahre 2011 bis 2020 zur UN-Dekade für die biologische Vielfalt erklärt. Die Staatengemeinschaft ruft damit die Weltöffentlichkeit auf, sich für die biologische Vielfalt einzusetzen. Hintergrund ist ein kontinuierlicher Rückgang an Biodiversität, also des Artenreichtums in fast allen Ländern der Erde. Die Dekade soll die Bedeutung der Biodiversität für unser Leben bewusst machen und Handeln anstoßen. Menschen auf der ganzen Welt engagieren sich für dieses Ziel und haben bereits einiges erreicht. Herzstück der Aktivitäten in Deutschland sind zwei Projekt-Wettbewerbe, bei denen vorbildliche Aktivtäten ausgezeichnet und bekannt gemacht werden. Hier vier ausgezeichnete Beispiele:

UN Dekade Biologische Vielfalt Bildquelle: ZDF/UN Dekade Biologische Vielfalt

Ziel des Projekts ist es, den Rückgang der Rotmilan-Populationen in Deutschland zu stoppen. In neun Modellregionen in sieben Bundesländern beraten die Experten des Projekts Landwirte, Waldbesitzer, kommunale Partner und die Öffentlichkeit zu Rotmilan-freundlicher Landnutzung und seinen Bedürfnissen. Das Ziel dabei ist, die Nahrungsverfügbarkeit auf landwirtschaftlichen Flächen und die Brutbedingungen für die Greifvögel zu verbessern. Um den Effekt durchgeführter Schutzmaßnahmen beurteilen zu können, werden zudem Nahrung, Bruterfolg und Raumnutzung der Rotmilane untersucht. Begleitet werden die Aktivitäten durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit und Naturbildungsangebote.

Rotmilan – Land zum Leben Bildquelle: ZDF/UN Dekade Biologische Vielfalt

Ziel des Verbundprojekts ist, das Fließgewässer „Untere Mulde“ von der Mündung bei Dessau-Roßlau flussaufwärts bis Retzau zu revitalisieren. Bei der Unteren Mulde handelt es sich um eine der wenigen stadtnahen Wildflusslandschaften in Deutschland. Dennoch gibt es viele Bereiche entlang des Gewässers, denen es an Naturnähe fehlt. Im Rahmen des Projekts wird zur ökologischen Verbesserung Totholz eingebracht sowie Naturufer und eine Anbindung an einen Altarm wiederhergestellt. Darüber hinaus werden 5 ha Hartholzauwald gepflanzt, was zu einer Vernetzung großer Auenwaldbestände im Biosphärenreservat Mittelelbe beiträgt. Auch die Einbindung der lokalen Bevölkerung zur Akzeptanzsteigerung, bspw. durch einen jährlichen Mulde-Fluss-Tag in Dessau oder Projekttage an örtlichen Schulen, ist ein wichtiger Teil des Projekts.

Wilde Mulde - eine Wildflusslandschaft in Mitteldeutschland Bildquelle: ZDF/UN Dekade Biologische Vielfalt

Ziel des Projekts ist, auf drei Pilotflächen, die Nutzungspotenziale von Naturerfahrungsräumen sowie deren integratives Potenzial aufzuzeigen. Neben ökologischer und struktureller Faktoren, spielte bei der Auswahl der Flächen vor allem auch die Lage im Sozialraum eine wichtige Rolle. So wurden insbesondere Stadtquartiere mit besonderem Entwicklungsbedarf berücksichtigt. Auf niederschwellige und spielerische Art können Kinder in den naturbelassenen Spiel- und Erlebnisräumen vielfältige Kompetenzen erlangen. Jeweils ein Pädagoge oder eine Pädagogin kümmert sich um die Flächen und um die Einbindung derselben in das Quartier. Zusammen mit den Forschungspartnern sollen die Erkenntnisse in einem praxisorientierten Leitfaden zusammengefasst werden.

Naturerfahrungsräume für Kinder in Berlin Bildquelle: ZDF/UN Dekade Biologische Vielfalt

Im Rahmen einer Kampagne der Stadt Köln zum Schutz der Wildbienen werden im Stadtgebiet neue Lebensräume in Form von Blühflächen (heimische Blühwiesen & Stauden) sowie Nisthilfen angelegt, die von der Stadt selbst, aber auch mit Partnern aus dem Naturschutz und aus Unternehmen langfristig unterhalten werden. Insgesamt konnte bisher mit acht verschiedenen Partnern an 18 Orten mit der Umsetzung begonnen werden. Um mehr Menschen für das Thema zu interessieren und zu informieren werden Aktivitäten von Informationskampagne begleitet, mit Flyern, Saatguttütchen, Jahreskalender, Informationsveranstaltungen, Aktionstagen, Internetauftritt und einem Wildbienenlehrpfad. Dabei wird auch angeregt, im eigenen Umfeld mit einfachen Mitteln zum Erhalt der Artenvielfalt beizutragen.

Pflanzt Futter für Wildbienen Bildquelle: ZDF/UN Dekade Biologische Vielfalt

Der Weltbiodiversitätsrat IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) ist ein wissenschaftliches, zwischenstaatliches Gremium, das objektive und zuverlässige Informationen über den Zustand und die Entwicklung der biologischen Vielfalt auf der Erde und deren Ökosystemleistungen zur Verfügung stellt. Die Mission: Durch Wissenschaft die Wissensgrundlage für eine bessere Politik zu stärken. Biodiversität, also Artenvielfalt, und die mit der Natur verbundenen Beiträge für den Menschen bilden bei fast allen Aspekten der menschlichen Entwicklung und des menschlichen Lebens die Grundlage. Etwa bei der Nahrungsmittelproduktion, bei der Wasserreinigung, der Klimaregulierung oder der Krankheitsbekämpfung. Der Weltbiodiversitätsrat fasst das vorhandene Sachwissen aus allen wissenschaftlichen Disziplinen und Wissensgemeinschaften zusammen und entwickelt daraus Handlungsoptionen für politische Entscheidungsträger und die Zivilgesellschaft ab.

Quellen: IPBES international; IPBES Deutsche Koordinierungsstelle

Bildquelle: ZDF/IPBES

Offizielle Mitglieder: Diese nehmen an den IPBES-Vollversammlungen (Plenen) teil und fassen Beschlüsse. Alle Staaten, die Mitglieder der Vereinten Nationen sind, können offizielles Mitglied im IPBES werden. Bislang sind 132 Staaten, darunter Deutschland, bei IPBES vertreten

Experten: Regierungen und Organisationen nominieren Wissenschaftler und weitere Experten für zeitlich befristete Expertengruppen und Task Forces für jeweils ein IPBES-Arbeitselement (Deliverable). Diese Experten tragen zur Arbeit des IPBES als Autoren und Gutachter bei.

Beobachter: Organisationen wie z.B. zwischenstaatliche Organisationen, Universitäten, Gesellschaften oder Umweltverbände können sich bei IPBES akkreditieren lassen und als Beobachter an IPBES-Plenen teilnehmen. Auch einzelne Staaten können, anstelle einer offiziellen Mitgliedschaft, einen Beobachterstatus haben. So zum Beispiel Italien, Island, Malta, Polen, Serbien, Singapur und Slowenien sowie zahlreiche afrikanische Länder wir Angola, Cap Verde, Djibouti, Eritrea, Äquatorial Guinea, Gambia, Guinea, Lesotho, Mozambique, Namibia, Ruanda, Sierra Leone, Somalia,  Golfstaaten wie Kuwait, Oman, Katar und zahlreiche kleine Länder in Lateinamerika und im Pazifischen und Karibischen Raum.

Quellen: IPBES international; IPBES Deutsche Koordinierungsstelle

Bei einer Regierungskonferenz im Juni 2010 in Busan (Südkorea) wurde die Einrichtung von IPBES von der internationalen Gemeinschaft beschlossen und noch im selben Jahr von der UN-Generalversammlung bestätigt. Im Oktober 2011 fand das erste IPBES-Gründungsplenum zum Aufbau von IPBES und seiner Strukturen in Nairobi (Kenia) statt. Auf dem 2. Gründungsplenum in Panama City, im April 2012, wurde IPBES von der Staatengemeinschaft schließlich formell gegründet. Während des 2. Gründungsplenums wurde auch beschlossen, das Sekretariat des IPBES in Bonn anzusiedeln. IPBES wird vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen verwaltet.

Quellen: IPBES international; IPBES Deutsche Koordinierungsstelle

Gemäß internationalem Recht ist IPBES ist eine unabhängige zwischenstaatliche Körperschaft, die durch den Beschluss von Regierungen gegründet wurde, die ihr Einverständnis zur Gründung von IPBES mit den im Beschluss enthaltenen Strukturen und Funktionen bekundet haben. IPBES steht institutionell im Zusammenhang mit UNEP was die Bereitstellung von Sekretariats-Aufgaben betrifft. IPBES steht des Weiteren institutionell im Zusammenhang mit UNEP, UNESCO, FAO und UNDP was die Durchführung seiner Aufgaben betrifft. (Text übersetzt aus dem Englischen; bereitgestellt durch die juristische Unterstützung  des IPBES-Sekretariats im April 2015)

Quellen: IPBES international; IPBES Deutsche Koordinierungsstelle

Der Weltbiodiversitätsrat besteht aus mehreren Gremien. Das Plenum ist das übergeordnete Gremium und tagt in der Regel einmal im Jahr. An den Sitzungen nehmen Vertreter der Ministerien der Mitgliedsstaaten und akkreditierte Teilnehmerorganisationen teil. Auf dem Plenum werden Beschlüsse über Leitungsfunktionen, Struktur und Mandat der Expertengruppen und Task Forces, prozedurale Aspekte, Arbeitsplan und Budget gefasst. Das Plenum entscheidet auch über Umfang und Struktur der IPBES-Berichte (Assessments).

Das Plenum wird von zwei nachgeordneten Gremien unterstützt: dem administrativen Büro sowie dem multidisziplinären Expertengremium/ MEP (Multidisciplinary Expert Panel). Die Mitglieder des Büros werden von den Regierungen vorgeschlagen, von den fünf UN-Regionen nominiert und vom Plenum gewählt. Sie setzen sich aus jeweils zwei Vertretern jeder UN-Region zusammen und stellen den Vorsitzenden sowie die vier Vize-Vorsitzenden von IPBES. Die Mitglieder des MEP werden von den Regierungen vorgeschlagen und von den fünf UN-Regionen nominiert. Sie sind zu gleichen Teilen aus Vertretern der fünf UN-Regionen zusammengesetzt. Sie werden für zwei Jahre vom Plenum gewählt. Neben den genannten Gremien wurde zur Planung und Verwaltung der IPBES-Aktivitäten das IPBES-Sekretariat eingerichtet, welches sich im UN-Campus Bonn befindet. Es wurde am 08.07.2014 feierlich eröffnet.

Quellen: IPBES international; IPBES Deutsche Koordinierungsstelle

IPBES IPBES Deutschland IPBES International

Frage an Prof. Peter Berthold, Ornithologe

Prof. Peter Berthold, Ornithologe

Prof. Alexandra-Maria Klein, Landschaftsökologin, Albert-Ludwig-Universität Freiburg

Ein Film von Andreas Ewels und Norbert Porta
Kamera: Norbert Porta/Robin Jähne, Jens Klingebiel
Schnitt: Norbert Porta/Andreas Ewels
Redaktion: Volker Angres
Leitung der Sendung: Volker Angres

Bildquelle: ZDF/Norbert Porta