Die Deutschen atmen heute die sauberste Luft seit 200 Jahren. Saurer Regen und Waldsterben sind passé. Katalysatoren und Partikelfilter zeigen Wirkung. Seit 1990 reduzierten sich Stickoxide um 60 Prozent. Auch Feinstäube gingen zurück. Regen wir uns umsonst auf?
Weltweit atmen neun von zehn Menschen schadstoffbelastete Luft. Verschmutzt durch Kohlekraftwerke, Schwerindustrie und Straßenverkehr. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert das jährlich bis zu sieben Millionen Tote. Meist in den Staaten Asiens und Afrikas. Europa könnte aufatmen, wären da nicht die Grenzwerte aus Brüssel.
"planet e." zeigt, wie unsere europäischen Nachbarn mit der Situation umgehen. In Großbritannien und Frankreich gelten die gleichen Grenzwerte – mit anderen Nebenwirkungen. "Wir haben viel gemacht und doch viel zu wenig", meint Simon Birkett von Clean Air in London. Fahrverbote gibt es nicht - wer mit dem Pkw in die 22 Quadratkilometer große Londoner City will, darf das nur gegen eine Gebühr von umgerechnet 13 Euro pro Tag. Dazu kommen hohe Parkgebühren. "Gleichzeitig", so Birkett, "überschreiten wir regelmäßig an vielen Orten die Stickoxid-Grenzwerte aus Brüssel, doch selbst hohe Werte von über 100 Mikrogramm regen die Briten nicht auf."
Anders in Paris: Die Bürgermeisterin will die Luftqualität in der Metropole drastisch verbessern, und das sorgt für Konflikte. Die Gelbwesten starteten ihre Proteste vor Monaten wegen drastischer Benzinpreis-Erhöhungen. Bis 2030, also in nur elf Jahren, will sie alle Verbrennungsmotoren, Diesel und Benziner, aus der Stadt verbannen. Der ambitionierteste Plan in Europa, meint selbst Greenpeace. Der Pariser Verkehr soll dann kohlendioxidneutral sein. Schon heute wurden weite Teile der Schnellstraße entlang der Seine in Fußgängerzonen verwandelt. Andere Straßen sind an Wochenenden für den Verkehr gesperrt. Dieser habe seit 2003 um 25 Prozent ab- und die Luftqualität zugenommen.
Und Deutschland? Die Liste drohender Fahrverbote wird immer länger. Noch betreffen sie in erster Linie ältere Diesel. Doch aktuell prüft die EU ihre Grenzwerte. Am Jahresende könnten sich Stickoxid- und Feinstaubwerte verschärfen. So empfiehlt die WHO einen Feinstaub-Grenzwert von 20 Mikrogramm. Dann wären ebenfalls neuere Fahrzeuge von Fahrverboten betroffen. Und nicht nur Diesel, sondern auch Benziner. Denn die haben keinen Partikelfilter und gelten als Feinstaub-Schleudern. Und im Gegensatz zu Stickoxiden gilt Feinstaub unter Experten als größere Gefahr für unsere Gesundheit.
Europas Metropolen: Maßnahmen gegen Luftschadstoffe
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