Großwerden in einer Umgebung, die von rechtsradikaler Gewalt geprägt ist. Bis in die Nullerjahre war das für viele junge Ostdeutsche Realität. Wie diese Erfahrung sie bis heute geprägt, erzählen ostdeutsche Literat*innen wie Hendrik Bolz (alias Rapper Testo), Katharina Warda, Lukas Rietzschel, Manja Präkels und Daniel Schulz.
Nah dran ein Nazi zu werden?
Die Dokumentation „Aufgewachsen unter Glatzen“ zieht im zweiten Teil den Zuschauer in eine Welt, in der es Heranwachsenden selbstverständlich erschien, rechtsradikal und gewalttätig zu werden. Täter oder Opfer? "Lieber Täter“, sagt Schriftsteller Hendrik Bolz, den die deutsche Hip Hop Szene als „Testo“ von „Zugezogen Maskulin“ kennt. Auch der Schriftsteller Lukas Rietzschel fragt sich: "Wie nah war ich dran, ein Nazi zu werden? Weil, eigentlich unterscheidet mich gar nicht so viel von Rechtsradikalen.“
Gewalt als täglicher Begleiter
Ob Lukas Rietzschel aus Sachsen, Hendrik Bolz aus Stralsund oder die schwarze Deutsche Katharina Warda aus Wernigerode - auch diese Generation der Nullerjahre nimmt die Zuschauer mit auf eine erkenntnisreiche Reise aus erster Hand, auf eine Spurensuche zu den Ursprüngen der Gewaltexzesse der 90er und Nullerjahre bis nach und zum Nährboden des Faschismus. Eine Generation, die es im Aufwachsen für normal hielt, dass Rechtsradikale das Sagen haben, wo Gewalt und Angst die täglichen Begleiter waren. Wurde das zu lange übersehen? "Ich erwarte eigentlich von dieser Gesellschaft, dass sie sich mit diesem Thema auseinandersetzt, mit diesem Rechtsextremismus. Ich glaube, soweit sind die noch gar nicht,“ meint Lukas Rietzschel.