Die ZDF-Entsprechenserklärung zu den Strategie-Kriterien 1 bis 4 des Deutschen Nachhaltigkeitskodexes.
DNK-Kriterium 1
Das Unternehmen legt offen, ob es eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt. Es erläutert, welche konkreten Maßnahmen es ergreift, um im Einklang mit den wesentlichen und anerkannten branchenspezifischen, nationalen und internationalen Standards zu operieren.
Strategie
Nachhaltigkeitsstrategie mit freiwilligem Reporting
Eine gesetzliche Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung besteht für das ZDF nicht. Die europäischen Richtlinien und daraus abgeleiteten, gesetzlichen Vorschriften zur Berichterstattungspflicht finden auf Wirtschaftsunternehmen und ihnen ausdrücklich gesetzlich gleichgestellten Unternehmen Anwendung und nicht auf öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten. Gleichwohl folgt das ZDF den Bestrebungen und Leitlinien der gesetzlichen Richtlinien und kommt mit diesem Bericht seiner Rechenschaftspflicht gegenüber der Gesellschaft nach.
Nachhaltigkeitsstrategie als Teil der Unternehmensstrategie
Der vom Intendanten, Dr. Norbert Himmler, im Jahr 2022 angestoßene Strategieprozess "Ein ZDF für alle" hat das Ziel, das ZDF zukunftsfähig für die Erfüllung seines Auftrags zu machen. Es geht darum, mit seinen Angeboten alle Menschen in Deutschland zu erreichen, um in einer zunehmend fragmentierten Gesellschaft den Zusammenhalt zu stärken. Sechs Strategieziele beziehen sich dabei darauf, die Akzeptanz in der Gesellschaft zu stärken, sich klar im Wettbewerb zu positionieren, eine zukunftsweisende Distributionsstrategie zu erarbeiten, Partnerschaften zu stärken, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein und das ZDF als modernes Medienunternehmen zu führen. In allen sechs strategischen Handlungsfeldern spielt Nachhaltigkeit durchgängig eine wichtige Rolle. Das ZDF interpretiert Nachhaltigkeit als conditio sine qua non einer erfolgreichen Unternehmensstrategie, sei es in ökologischer, gesellschaftlicher oder sozialer Hinsicht. Dies spiegelt sich auch in der Einbettung spezifischer Nachhaltigkeitsdimensionen in der zielorientierten Führung ("Management by Objectives") des ZDF im Rahmen der unternehmensweit und direktionsbezogen zur Anwendung kommenden Balanced-Scorecard-Systematik wider.
Zentrale Handlungsfelder der Nachhaltigkeitsstrategie
Die zentralen Handlungsfelder der Nachhaltigkeitsstrategie leiten sich zum einen aus den sechs Strategiefeldern im übergeordneten Strategieprozess "Ein ZDF für alle" ab. Als modernes Medienunternehmen ist sich das ZDF der Bedeutung der auch in der neuen CSRD formulierten doppelten Wesentlichkeitsperspektive ("Double Materiality") bewusst (vgl. dazu Kriterium 2 "Wesentlichkeit"). Doppelte Materialität heißt für das ZDF, Nachhaltigkeitsaspekte sowohl aus einer Outside-In- als auch aus einer Inside-Out-Perspektive zu betrachten. So sind etwa aus produktioneller und redaktioneller Perspektive der Klimawandel oder die Ansprüche von Gesellschaft und Anspruchsgruppen zu berücksichtigen, will man weiter erfolgreich im Wettbewerb und breit akzeptiert agieren. Nachhaltigkeit ist dabei zudem ein wichtiger Reputationsfaktor im Kontext der Glaubwürdigkeit des ZDF als öffentlich-rechtliches Medienunternehmen. Dies spielt sowohl in der Rezeption als auch etwa im Recruiting eine bedeutende Rolle. Bei der Inside-Out-Perspektive geht es vornehmlich um die Wirkungen des unternehmerischen Handelns des ZDF auf andere. Bei den ökologischen Aspekten der Nachhaltigkeit steht die grundsätzliche Klimarelevanz unternehmerischer Wertschöpfung im Mittelpunkt. Das ZDF konzentriert sich hier zum Beispiel auf die Felder klima- und ressourcenschonender Produktion ("Green Production"), den Bereich nachhaltige Beschaffung oder die Weiterentwicklung der Analyse und des Managements im Scope-3-Kontext klimarelevanter Emissionen (vgl. auch Kriterium 13 "Klimarelevante Emissionen").
Zum anderen erfolgt parallel dazu und eingebettet in die Unternehmensstrategie vor allem eine Konzentration auf den Bereich der Reduktion klimarelevanter Emissionen im Zusammenhang mit den hier in der DNK-Entsprechenserklärung im Kriterium 3 ("Ziele") formulierten mittel- und langfristig priorisierten Nachhaltigkeitsziele.
Wesentliche nachhaltigkeitsrelevante Standards und Zielsetzungen
DNK als Standard für Ziele, Strategie und Nachhaltigkeitsreporting
Das ZDF verfolgt als erster deutscher TV-Sender seit 2010 eine eigenständige Nachhaltigkeitsstrategie, die sich beim Reporting im Sinne einer Fortschrittsberichtserstattung seit 2016 systematisch auf den Deutschen Nachhaltigkeitskodex stützt, der sich mit seinen insgesamt 20 Kriterien auf ausgewählte Leistungsindikatoren internationaler Normen und Standards und hier für diesen Bericht, auf die Global Reporting Initiative (GRI) in der Version GRI SRS bezieht.
Die Nachhaltigkeitsstrategie des ZDF basiert auf einer nachhaltigkeitsbezogenen Umwelt- und Unternehmensanalyse sowie auf der Berücksichtigung der spezifischen Rahmenbedingungen für ein öffentlich-rechtliches Medienunternehmen. Sie übersetzt die als relevant erachteten Ziele im Sinne einer mittel- und langfristigen Zielerreichung in konkrete Maßnahmen.
Inhaltliche Orientierung an GRI G4 Media Sector Disclosures
Die im Rahmen des DNK-Standards verwendeten Leistungsindikatoren nach GRI SRS erlauben es nicht, die ökonomischen, gesellschaftlichen, sozialen und rechtlichen Besonderheiten der Medienbranche, der sich das ZDF in einer Abgrenzung des relevanten Marktes zurechnet, zu berücksichtigen. Vor diesem Hintergrund orientiert sich das ZDF an den in den GRI G4 Media Sector Disclosures (GRI - Search (globalreporting.org)) formulierten Leitlinien und Zielen, die in den nachfolgenden Versionen der GRI Sustainability Reporting Standards, aktuell die GRI Sustainability Reporting Standards (GRI SRS) (GRI - GRI Standards German Translations (globalreporting.org)) nicht übernommen oder weiterentwickelt wurden.
Die Leitlinien und Ziele der Media Sector Disclosures beziehen sich auf die Schlüsselrolle der Medien in der Gesellschaft. In diesem Zusammenhang wurde der Begriff "Brainprint" geprägt. Medien haben durch die Wirkung und den Einfluss ihrer Inhalte eine bedeutende Stellung in der Gesellschaft. Deshalb ist es wichtig, dass sie verantwortungsvoll, transparent und vertrauenswürdig agieren. Das Besondere an Medien aus der Perspektive des GRIBranchenstandards G4 ist, dass sie einen "Brainprint" hinterlassen.
Dieser "Brainprint" bedeutet, dass die Inhalte von Medienunternehmen Einstellungen, Verhaltensweisen und die öffentliche Meinung beeinflussen können, wodurch den Medien eine zusätzliche Verantwortung gegenüber der Gesellschaft zukommt. Insofern erweitert sich hier die Perspektive über den in der Nachhaltigkeitsdebatte häufig verwendeten Begriff des "Footprint" hinaus. Dieser Begriff wird häufig verkürzt auf die ökologische Dimension bezogen. Der "Footprint" ist dabei ein Maß für die Umweltauswirkungen menschlicher Aktivitäten und quantifiziert in einer weiteren gängigen Verengung des Begriffs die durch eine Aktivität oder ein Produkt verursachten CO2-Emissionen ("Carbon Footprint").
Im Einzelnen werden in den GRI G4 Media Sector Disclosures folgende Aspekte hervorgehoben, die für das ZDF eine wichtige Orientierung und einen nachvollziehbaren Werterahmen darstellen:
- Meinungsfreiheit: Unabhängige und pluralistische Medien mit ihren Informations- und Unterhaltungsangeboten sind für die Ausübung des Rechts auf freie Meinungsäußerung unverzichtbar.
- Information und Bildung: Medienunternehmen tragen dazu bei, die Bürgerinnen und Bürger mit dem Wissen und den Fähigkeiten auszustatten, die sie benötigen, um informierte Entscheidungen treffen und besser an Entscheidungsprozessen teilhaben zu können.
- Pluralismus und Vielfalt: Indem sie Pluralismus und Vielfalt in der Gesellschaft widerspiegeln und fördern, können Medienunternehmen das gegenseitige Verständnis, die gesellschaftliche Debatte und den sozialen Zusammenhalt fördern.
- Rolle als "Watchdog": Nachrichtenmedien erhöhen die Transparenz im öffentlichen Leben und fungieren als Kontrollinstanz bei der Aufdeckung von Korruption, Missständen oder Fehlverhalten von Institutionen, Unternehmen, Organisationen oder Einzelpersonen.
- Kulturelle Aspekte und soziale Integration: Durch Unterhaltungs- und Informationsangebote bieten Medienunternehmen Möglichkeiten, etwas über sich selbst und übereinander zu lernen. Dadurch schaffen sie ein Gemeinschaftsgefühl und interkulturelle Dialoge, die das Verständnis für Werte, Bräuche und Traditionen stärken.
- Engagement: Medienunternehmen sind in der Lage, direkt mit ihrem Publikum in Dialog zu treten und bieten zahlreiche Plattformen für Partizipation und Interaktion.
- Bewusstsein für Nachhaltigkeit schaffen: Medienunternehmen sind in der Lage, über wesentliche Nachhaltigkeitsthemen zu informieren, Debatten anzustoßen und Engagement zu fördern, z. B. in Bezug auf drängende Umweltfragen, Menschenrechte, wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit und das allgemeine Wohlergehen.
Triple-Bottom-Line und ESG
Betrachtet man als weiteren Rahmen für die Nachhaltigkeitsstrategie des ZDF das Triple-Bottom-Line-Konzept (Vereinbarkeit ökonomischer, ökologischer und sozialer Dimensionen) oder die ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance), wird klar, dass die auf ökologische, gesellschaftliche und soziale Wirkungen abzielende und zugleich ökonomisch sinnvolle und verantwortungsbewusste Unternehmensführung eine Vielzahl von zum Teil interdependenten Zielen zu berücksichtigen hat. So geht es dabei etwa sowohl um die gesellschaftlichen Wirkungen der Rezeption der medialen Inhalte (Public Value) als auch um den ökologischen Impact der hier erforderlichen Wertschöpfungsprozesse (Carbon Footprint).
Sustainable Development Goals
Den engeren Rahmen für die Nachhaltigkeitsstrategie des ZDF setzen die Sustainable Development Goals (SDGs) im Kontext der Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Bereits im Jahr 2017 hat der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung des Deutschen Bundestages in einer öffentlichen Anhörung zum Thema "Nachhaltigkeit in der Medienproduktion" das ZDF mit Blick auf vier als relevant erachtete Nachhaltigkeitsziele (SDGs) eingeladen und angehört. Dabei wurde Bezug genommen auf die SDGs 8 (Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum), 12 (Nachhaltige/r Konsum und Produktion), 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) und 15 (Leben an Land), die vor allem mit einem gemeinsamen Fokus auf die Themen faire Arbeitsbedingungen, klimarelevante Ressourcenschonung und Grüne Medienproduktion diskutiert wurden. Aus der Perspektive des ZDF stellt dies eine angemessene und zweckmäßige Priorisierung dar. So hat das ZDF nachhaltigen Handeln in seiner Selbstverpflichtungserklärung 2021 als Teil seines Auftrages erklärt. Bezogen auf die nachhaltige Wertschöpfung in der Kreativwirtschaft unterstützt das ZDF dabei als Gründungsmitglied die Initiative "Arbeitskreis Green Shooting". Das erklärte Ziel des ZDF einer Umsetzung der Ökologischen Standards dieses Arbeitskreises bei über 50 Prozent der fiktionalen Produktionen hat das ZDF erfüllt.
Organisation der Nachhaltigkeitsstrategie
Organisatorisch ist die Nachhaltigkeitsstrategie des ZDF mit einer Stelle "Nachhaltigkeitskoordination" unmittelbar beim Intendanten und mit einem direktionsübergreifenden "Nachhaltigkeitsteam" im Haus verankert (siehe auch DNK-Kriterium 5 "Verantwortung"). Deren Aufgabe ist es, Nachhaltigkeitsziele zu entwickeln, eine zweckmäßige Erhebung von Daten und deren Analyse zu initiieren und die Fortschritte und Entwicklungen der Unternehmensführung unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit zu bewerten sowie neue Impulse zu geben. Die Nachhaltigkeitskoordinatorin berichtet direkt an den Intendanten. Über die vielfältigen Vorhaben und Maßnahmen mit Blick auf Nachhaltigkeit im ZDF wird fortlaufend unter nachhaltigkeit.zdf.de informiert.
DNK-Kriterium 2
Das Unternehmen legt offen, welche Aspekte der eigenen Geschäftstätigkeit wesentlich auf Aspekte der Nachhaltigkeit einwirken und welchen wesentlichen Einfluss die Aspekte der Nachhaltigkeit auf die Geschäftstätigkeit haben. Es analysiert die positiven und negativen Wirkungen und gibt an, wie diese Erkenntnisse in die eigenen Prozesse einfließen.
Wesentlichkeit
Wesentlichkeit: CSRD und DNK
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU erhöht die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung deutlich. Die Umsetzung im Rahmen der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) wird sich künftig auch in einer Weiterentwicklung des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) widerspiegeln. Das ZDF unterliegt nicht der Berichtspflicht im Rahmen der CSRD. Es wird sich jedoch weiterhin auf freiwilliger Basis an wichtigen Grundsätzen der nichtfinanziellen Berichterstattung (Non-Financial Reporting) zu Nachhaltigkeitsthemen orientieren.
Definitorisch orientiert sich der DNK bereits am Prinzip der "doppelten Wesentlichkeit". Gemeint sind hier Chancen oder Risiken für den Geschäftsverlauf, das Ergebnis oder die Lage des Unternehmens (Outside-in-Perspektive) sowie Chancen oder Risiken, die durch die Geschäftstätigkeit und die Wertschöpfungsprozesse voraussichtlich positiv oder negativ beeinflusst werden (Inside-Out-Perspektive) (vgl. dazu auch Kriterium 4 "Tiefe der Wertschöpfungskette").
Der deutsche ESRS-Begriff für die Outside-In-Perspektive lautet "Finanzielle Wesentlichkeit" (englisch: Financial Materiality), der für die Inside-Out- Perspektive "Auswirkungswesentlichkeit" oder (sprachlich hybrid) "Impact Wesentlichkeit" (englisch: Impact Materiality).
Besonderheiten des Umfeldes
Die Besonderheiten des Umfelds ergeben sich neben den Spezifika der Medienbranche im Allgemeinen insbesondere aus der öffentlich-rechtlichen Verfasstheit des ZDF. Das ZDF unterliegt in seiner Geschäftstätigkeit detaillierten rechtlich kodifizierten Zielvorgaben. Neben nationalem Recht und internen Vorschriften regeln europäische und internationale Vorschriften den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland. Staatsverträge konkretisieren den Auftrag und den Rahmen für das Handeln des ZDF. Das ZDF produziert Programme, die seinem Auftrag entsprechend informieren, bilden und unterhalten. Seine Programme sind den publizistischen, ethisch-moralischen und gesellschaftlichen Standards sowie den rechtlichen Vorgaben der Sachlichkeit, Objektivität, Ausgewogenheit, Unabhängigkeit und Fairness verpflichtet. Das ZDF als von den Bundesländern gemeinsam getragener Fernsehsender ist durch seine zentrale Organisationsstruktur dazu veranlagt, in der global und digital ausgerichteten Gesellschaft Kommunikations- und Integrationsaufgaben wahrzunehmen. Zu den Besonderheiten des Umfelds vergleiche auch Kriterium 1 "Strategie", wo beispielsweise der Bezug zu der inhaltlichen Orientierung an den GRI G4 Media Sector Disclosures hergestellt wird, die die ökonomischen, gesellschaftlichen und rechtlichen Besonderheiten der Medienbranche, der sich das ZDF in einer weiten Abgrenzung des relevanten Marktes zugehörig sieht, berücksichtigen und detaillieren.
Aus ökonomischer Sicht werden zahlreiche medienspezifische Besonderheiten und Argumente des Marktversagens angeführt. Damit werden regulierende Eingriffe des Staates gerechtfertigt. Bei der Bereitstellung von Medieninhalten funktionieren die als üblich angesehenen Marktmechanismen nicht durchgängig effizient oder führen zu suboptimalen Ergebnissen. In der Medienökonomie werden in diesem Zusammenhang die Charakteristika öffentlicher Güter, die Dualität von publizistischer und ökonomischer Sphäre, Qualitätsunsicherheiten und Informationsasymmetrien oder die insbesondere der digitalen Welt inhärenten Konzentrations- und Marktmachtstendenzen angeführt. Dies sind ökonomisch fundierte Begründungen für ein gesellschaftlich und politisch gewolltes Angebot öffentlich-rechtlicher Medienunternehmen.
Geschäftstätigkeit und wesentliche Nachhaltigkeitsthemen Inside-out-Perspektive: Impact Wesentlichkeit
Corporate Footprint und Corporate Handprint
Das Prinzip der doppelten Wesentlichkeit lässt sich auch auf die Konzepte des "Corporate Footprint" und des "Corporate Handprint" anwenden. Diese Konzepte dienen der Veranschaulichung der verschiedenen Arten von Auswirkungen, die ein Unternehmen auf Umwelt und Gesellschaft hat. Der Corporate Footprint umfasst die negativen Auswirkungen, die ein Unternehmen auf Umwelt und Gesellschaft hat. Dazu zählen in der ökologischen Dimension alle direkten und indirekten Emissionen, der Verbrauch natürlicher Ressourcen, das Abfallaufkommen und andere umweltbelastende Aktivitäten. Diese Perspektive entspricht der Inside-Out-Perspektive, bei der die tatsächlichen und potenziellen negativen Auswirkungen des unternehmerischen Handelns auf verschiedene Nachhaltigkeitsthemen analysiert werden. Für das ZDF ist das in diesem Bericht vor allem in den DNK-Kriterien 11 "Inanspruchnahme von natürlichen Ressourcen", 12 "Ressourcenmanagement" und 13 "Klimarelevante Emissionen" dokumentiert. Im Gegensatz dazu beschreibt der Corporate Handprint die positiven Auswirkungen, die ein Unternehmen durch seine Produkte, Dienstleistungen, Prozesse und Innovationen auf Umwelt und Gesellschaft hat. Auch dieser Ansatz ist Teil der Inside-Out- Perspektive, da er die positiven Auswirkungen des Unternehmens auf Nachhaltigkeitsthemen beleuchtet. Die hier relevanten Aspekte insbesondere mit Blick auf die Rolle des ZDF für die Gesellschaft, für Teilhabe, Integration, Inklusion und die demokratische Willensbildung finden sich im Strategieteil des DNK in den Kriterien 0 "Allgemeine Informationen", 1 "Strategie" sowie 4 "Wertschöpfung" und auch in den DNK-Teilen zu "Prozessmanagement“ sowie "Gesellschaft".
Gesellschaftlicher Mehrwert
Das ZDF als öffentlich-rechtlich verfasstes Medienunternehmen schafft einen über ökonomisch messbare Kennziffern hinausgehenden gesellschaftlichen Mehrwert. Dank eines rechtlichen Rahmens, der für die Medienbranche in Deutschland einen beitragsfinanzierten Bereich des Angebotes vorsieht, können unabhängig von werbemarktgetriebenen und datenhandelsbasierten Geschäftsmodellen qualitativ hochwertige Inhalte produziert werden.
Gerade in Zeiten der Dominanz digitaler Geschäftsmodelle global agierender Plattformunternehmen können durch die Beitragszahlungen der Haushalte unterschiedliche Zielgruppen zur Förderung der demokratischen Meinungsbildung spezifisch und divers angesprochen werden, ohne Filterblasen zu schaffen. Das Beitragsprivileg ermöglicht Inhalte, die gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt abbilden und so zu Integration und Zusammenhalt in Deutschland beitragen. Dies spiegelt sich auch im Strategieprozess "Ein ZDF für alle" wider.
Die Inhalte des ZDF, also seine Programme, sind den publizistischen, ethisch-moralischen und gesellschaftlichen Standards sowie den rechtlichen Vorgaben der Sachlichkeit, Objektivität, Ausgewogenheit, Unabhängigkeit und Fairness verpflichtet und haben mit Blick auf Gesellschaft und Umwelt als positiv einzuordnende Auswirkungen. Die Beitragszahlenden haben einen Anspruch darauf, dass ihr Rundfunkbeitrag effizient eingesetzt wird und sich in einem ausgewiesenen Qualitätsangebot niederschlägt. Dabei ist nachvollziehbar, dass eine exakte Messung des Public Value oder auch die Quantifizierung der Wirkung externer Effekte mit Blick auf umweltfreundliches und klimaschonendes Verhalten von Rezipienten schwierig ist. Was als gesellschaftlich wertvoll angesehen wird, ist in hohem Maße kontextabhängig. Darüber hinaus werden im Medienbereich verschiedene Messansätze kombiniert. Diese Methodenvielfalt drückt sich in der Anwendung quantitativer Messungen (z. B. Reichweiten) oder qualitativer Bewertungen (z. B. Glaubwürdigkeit) aus. Bei beiden Ansätzen belegt das ZDF Spitzenplätze in der Medienbranche, so ist es etwa seit 12 Jahren Marktführer im deutschen Fernsehmarkt (Marktanteil 2023: 14,6 Prozent vor der ARD mit 11,9 Prozent und RTL mit 7,9 Prozent). Und das Vertrauen in die Medienangebote des ZDF ist hoch. In einem Umfeld, in dem das Gesamtvertrauen der Deutschen in die Medien gesunken ist, liegt das ZDF auf Platz 2 der frei genannten Medienangebote, denen die Befragten besonders vertrauen. (Quelle: Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen 2023, Media Perspektiven 9/2024.) Für 77 Prozent der Befragten (Forschungsgruppe Wahlen, 11/2023) ist das ZDF wichtig für die Gesellschaft, 69 Prozent sind der Meinung, dass das ZDF mit seiner journalistischen Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer demokratischen Gesellschaft leistet.
ZDF Kompass zur Qualitätsmessung
Rechnet man TV- und Streaming-Angebote zusammen, erreicht die ZDF-Familie 2023 im Monatsdurchschnitt 64,87 Mio. Menschen und damit 82 Prozent der Bevölkerung ab 3 Jahren. Mit einem Marktanteil von 14,6 Prozent steht das ZDF bei der linearen Nutzung zum zwölften Mal an der Spitze der deutschen Fernsehsender. Auch die non-lineare Nutzung über die ZDF-Mediathek stieg 2023 erneut an und verzeichnete durchschnittlich 6,21 Mio. Abrufe pro Tag, 7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Inhalte des ZDF finden mittlerweile auf verschiedenen Kanälen und Plattformen ihr Publikum, weil die Menschen Medieninhalte ganz individuell nach ihren jeweiligen Interessen und Bedürfnissen nutzen. Um zu überprüfen, ob das Angebot des ZDF in dieser Vielfalt seinem Qualitätsanspruch gerecht wird, hat der Sender Qualitätsmerkmale neu definiert, mit Zielen versehen und misst und wertet sie aus. Dies geschieht zum einen, um die Arbeit in den Redaktionen noch besser am Auftrag und den Bedürfnissen der Zuschauenden auszurichten und zum anderen, um mit den Aufsichtsgremien einen regelmäßigen fundierten Dialog über die inhaltliche Arbeit des ZDF zu führen. Um sicherzustellen, dass diese Instrumente valide Ergebnisse liefern, also Qualität verlässlich und nachvollziehbar messen, bezieht der Fernsehrat ab dem Jahr 2023 ein Panel von unabhängigen Expertinnen und Experten in diesen Dialog ein (Fernsehrat-Newsletter).
Umwelt- und ressourcenschonende Produktion
Auf der anderen Seite ergibt sich im Zusammenhang mit der Medienproduktion, und hier weniger aus den kreativen und publizistischen Prozessen, sondern aus der technologischen Perspektive der Produktion und Distribution ein messbarer ökologischen Fußabdruck, den es zu reduzieren gilt (vgl. DNK-Kriterien 11 "Inanspruchnahme von natürlichen Ressourcen", 12 "Ressourcenmanagement" und vor allem Kriterium 13 "Klimarelevante Emissionen").
Die umwelt- und ressourcenschonende Film- und Fernsehproduktion ist ein wesentlicher Beitrag der Film- und Medienbranche zur Reduzierung des CO2-Verbrauchs und zugleich ein technologischer Transformationsprozess. Das ZDF sieht sich zu einer umwelt- und ressourcenschonenden Herstellung seiner vielfältigen Inhalte verpflichtet. Öffentlich wird dieser Anspruch in der Selbstverpflichtungserklärung des ZDF, mit der es sich ab dem 01.01.2022 bis 2023 zur Einhaltung der Ökologischen Standards bei über 50 Prozent der fiktionalen Produktionen verpflichtet hat. Dieses Ziel beim Thema "Green Production" wurde 2023 erreicht. Die nachhaltige Wertschöpfung in der Kreativwirtschaft unterstützt das ZDF als Gründungsmitglied der Initiative "Arbeitskreis Green Shooting", aus der heraus auch die Ökologischen Standards für die deutsche Medienbranche entwickelt wurden (Green Motion Ökologische Standards).
Die authentische, glaubwürdige und systematische Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsthemen, seien sie ökonomischer, ökologischer, sozialer oder gesellschaftlicher Natur, ist auch nach außen wirkend ein wichtiger Bestandteil der überzeugend positiven Reputation des ZDF. Dabei geht es etwa um das Vertrauen wichtiger Stakeholder der Gesellschaft oder Partner im Prozess der Wertschöpfung. Aber auch beispielsweise um eine hohe Arbeitgeberattraktivität im Kontext von Employer Branding und Recruiting.
Wesentliche Nachhaltigkeitsthemen und Geschäftstätigkeit Outside-in-Perspektive: Finanzielle Wesentlichkeit
Herausforderungen gesellschaftlicher und ökologischer Art
Nachhaltigkeitsaspekte wirken als externe Einflüsse mit unterschiedlichen Wirkungen auf das ZDF ein. Auch wenn derzeit vor allem ökologische Dimensionen den Diskurs prägen, ist sich gerade das dem Gemeinwohl verpflichtete ZDF auch der umfassenden gesellschaftlichen, sozialen und auch ökonomischen Anforderungen an seine Geschäftstätigkeit bewusst. Nicht zuletzt spiegeln die vom ZDF genutzten Berichtsdimensionen des DNK und die hier berichteten Inhalte im Rahmen der 20 Kriterien wider, wie sich Nachhaltigkeitsaspekte mit Blick auf sich verändernde politische und gesetzlich-regulatorische Rahmenbedingungen oder die Anforderungen von Rezipienten und Marktpartnern auf die eigene Geschäftstätigkeit auswirken.
Gerade die Wahrnehmung eines beitragsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Senders mit seinem besonderen, am Gemeinwohl orientierten publizistischen Auftrag (Public Value) kann zu kritischer Distanz und zu einem Vertrauensverlust in der Gesellschaft führen, wenn nachhaltige Aktivitäten als zu gering eingeschätzt werden. Das ZDF analysiert journalistisch kritisch das Handeln von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik und muss daher die gleichen hohen Maßstäbe an sein eigenes Handeln anlegen. Auch hier gilt, dass neben den derzeit im Vordergrund stehenden ökologischen Dimensionen auch gesellschaftliche und soziale Aspekte sowohl bei den Wertschöpfungsprozessen als auch bei der Nutzung und Wirkung der medial vermittelten Inhalte berücksichtigt werden müssen.
Der im Rahmen der Inside-Out-Perspektive beschriebene Aspekt einer hohen Nachhaltigkeitsreputation als Signal nach außen kann umgekehrt auch als ein Outside-In-Anspruch interpretiert werden. Das Vertrauen in das ZDF, die positive Wahrnehmung und die wertschätzende Rezeption seiner Programme basieren auch auf externen Umfeld- und Umwelterwartungen in Hinsicht auf das aktuell und mit Blick auf den Klimawandel zukünftig noch relevanter werdende Thema Nachhaltigkeit.
Die sich abzeichnenden Folgen des Klimawandels sind auch für die Geschäftstätigkeit des ZDF von Bedeutung. Dies gilt insbesondere für die Arbeits- und Produktionsbedingungen bei der Erstellung und Distribution von Inhalten, etwa durch die notwendige Anpassung an höhere Hitzebelastungen. Diese physischen Risiken spiegeln sich auch in den häufig darauf bezogenen regulatorischen Rahmenbedingungen wider, beispielsweise in Form von verschärften Umweltauflagen, Energieeinsparvorgaben oder zunehmend umfassenderen Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Chancen und Risiken: Doppelte Wesentlichkeit und Implikationen für das Nachhaltigkeitsmanagement
Für das ZDF ist das Prinzip der doppelten Wesentlichkeit, also die Bewertung von Nachhaltigkeitsaspekten, die sowohl erhebliche Auswirkungen auf das Unternehmen selbst als auch auf die Umwelt oder Gesellschaft haben, auf unterschiedlichen Feldern von Relevanz.
Zu nennen ist hier die Verantwortung für Inhalte, journalistische Produkte oder redaktionelle Prozesse in Zeiten von Fake News und Filterblasen. Hier erschwert der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) zum einen die Einordnung und Bewertung des von außen auf das ZDF einwirkenden Informationsumfelds. Zum anderen stellen der Einsatz von KI und die Erfordernisse im Kontext von verantwortungsbewussten Faktenchecken für die nach außen wirksamen publizistischen Wertschöpfungsprozesse des ZDF gleichermaßen Chancen und Risiken dar.
Das Thema Datenschutz wird im Kontext zunehmend personalisierten Medienkonsums durch Online-Mediennutzung oder Streaming noch bedeutsamer. Zum einen muss das ZDF hier die Erwartungen von Nutzerinnen und Nutzern aus einer Compliance-Perspektive (DGSVO) erfüllen, zum anderen selbst Daten in gebotener Dosierung zu einer Optimierung von Nutzungserlebnissen verwenden.
Digitale Infrastrukturen, die zunehmend Kreations-, Produktions- und Distributionsprozesse prägen, haben durch ihren Energieverbrauch Auswirkungen auf die Umwelt, denen das ZDF beispielsweise durch den Bezug von Strom aus erneuerbaren Energien entgegenwirkt. Umgekehrt kann etwa die Marktmacht weniger Global Player im Cloud-Business als Risiko gesehen werden.
Die Digitalisierung verändert die Arbeitsbedingungen. Themen wie Inklusion und Diversity, denen das ZDF mit Blick auf die Belegschaft (vgl. Kriterium 15 "Chancengerechtigkeit") aber auch in Hinsicht auf die Programminhalte verstärkt Aufmerksamkeit entgegenbringt, sind aus Mitarbeiterperspektive (Unternehmenskultur) und auch aus gesellschaftlicher Sicht (Vermeiden von Diskriminierung, Förderung sozialer Gerechtigkeit) von hoher Bedeutung.
Die zunehmende Bedeutung digitaler Geschäftsmodelle, die von international agierenden Medien- und Plattformunternehmen dominiert werden, erschwert grundsätzlich auch eine sachliche und räumliche Abgrenzung relevanter (Medien-)Märkte. Während auf der einen Seite Bezahlmodelle individuelle Nutzenerfüllung versprechen, sind es auf der anderen Seite vor allem personenbezogene und häufig auch schutzwürdige Daten, deren umfassende Vermarktung und Verwertung die Währung für einen letztlich werbemarktbezogenen wirtschaftlichen Erfolg darstellen. Für das ZDF ist vor diesem Hintergrund die unabhängige Gestaltung der verantwortungsvollen Erfüllung seines gesellschaftlichen, öffentlich-rechtlichen Auftrags durch seine Inhalte und den Zugang zu diesen von zentraler Bedeutung. Zielgruppen werden spezifisch und vielfältig angesprochen, ohne neue Filterblasen zu schaffen.
Das Nachhaltigkeitsmanagement des ZDF muss sich weiter auf gesellschaftlich- integrative Akzeptanz durch publizistisch und prozessual glaubwürdige Nachhaltigkeitsstrategien konzentrieren. Dazu gilt es die sorgfältige Analyse und Evaluation von Nachhaltigkeitsherausforderungen zu intensivieren, auch mit Blick auf den zunehmend komplexer werdenden regulatorischen Rahmen in der EU (CSRD, ESRS, Taxonomie), wobei das ZDF dabei keiner Berichtspflicht unterliegt. Erkenntnisse, Strategien und Maßnahmen, die in die eigenen Prozesse der programmbildenden Bereiche (Programmdirektion und Chefredaktion) wie auch in die der Dienstleisterbereiche (Produktionsdirektion und Verwaltungsdirektion) einfließen, lassen sich in diesem Bericht ablesen und werden zudem in der nichtfinanziellen Berichterstattung bzw. den jeweiligen ZDF-Jahresabschlüssen transparent gemacht.
Ein besonderer Fokus gilt derzeit der umwelt- und ressourcenschonende Film- und Fernsehproduktion als ein wesentlicher Beitrag der Film- und Medienbranche zur Reduzierung des CO2-Verbrauchs. Dies umfasst technische Investitionen (z. B. energiesparendes Equipment), personelle Belange (z. B. Green Consultants) und auch administrativen Prozesse (z. B. Reiserichtlinien) Die besondere Verantwortung der ZDF-Gruppe in der deutschen Film- und Medienbranche erwächst dabei aus seiner Rolle als größter Einzelauftraggeber im deutschen Produzentenmarkt und zugleich aus der Rolle als öffentlich-rechtliches Medienunternehmen mit seinem gesellschaftlichen Auftrag.
Vereinfacht ausgedrückt gilt es bei der Abwägung von Chancen und Risiken und dem Abgleich mit eigenen Stärken und Beschränkungen (SWOT-Analyse) im Rahmen der Strategie "Ein ZDF für alle", die Wirkungen (Impact) zu berücksichtigen. Dabei sollte das Ziel sein, Positives ("Handprint") zu verstärken (z. B. gesellschaftlichen Zusammenhalt) und Negatives ("Footprint") zu mindern (z. B. Treibhausgasemissionen).
DNK-Kriterium 3
Das Unternehmen legt offen, welche qualitativen und/oder quantitativen sowie zeitlich definierten Nachhaltigkeitsziele gesetzt und operationalisiert werden und wie deren Erreichungsgrad kontrolliert wird.
Ziele
Kurz-, mittel- und langfristige Ziele im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie
Die Nachhaltigkeitsstrategie des ZDF ist Teil der Gesamtstrategie des Unternehmens "Ein ZDF für Alle". Als modernes Medienunternehmen und attraktiver Arbeitgeber ist es für die Sendergruppe Anspruch und Verpflichtung kurz-, mittel- und langfristig das Unternehmen auf sozialer, gesellschaftlicher sowie ökologischer und ökonomischer Ebene fortzuentwickeln. Das Ziel des ZDF, alle Menschen in Deutschland mit seinen Angeboten zu erreichen, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt durch mediale Integrationsleistungen zu stärken, übersetzt den Anspruch "Ein ZDF für alle" in sechs konkrete mittelfristige strategische Ziele (vgl. Kriterium 2 "Strategie"), die zugleich den Rahmen für die Nachhaltigkeitsziele bilden.
Der Unternehmenszweck des ZDF ("Corporate Purpose") in seinem rechtlich kodifizierten Rahmen (vgl. dazu Kriterium 6 "Regeln und Prozesse") und alle ESG-Dimensionen (Environment, Social, Governance) der Nachhaltigkeit (vgl. dazu Kriterium 1 "Strategie") sind untrennbar miteinander verbunden. Dabei sind ökonomische (Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit), soziale (Arbeitgeberattraktivität für Mitarbeitende, moderne Unternehmenskultur), gesellschaftliche (publizistische Exzellenz, kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt) und ökologische (umwelt- und ressourcenschonende Produktion) Aspekte langfristig ausgewogen miteinander in Einklang zu bringen. Mittelfristig sind es zur Zeit vor dem Hintergrund des sich spürbar verschärfenden Klimawandels, der öffentlichen Diskussion darum und den damit in Zusammenhang stehenden Ansprüchen relevanter Stakeholder vor allem Klima- und Klimaschutzziele, die auch im Kontext der ZDF-Nachhaltigkeitsagenda priorisiert werden. Kurzfristig gilt es für das ZDF vielfältiger zu werden und diese Vielfalt im Programm wie im Unternehmen sichtbar und messbar zu steigern.
DNK-Kriterium 4
Das Unternehmen gibt an, welche Bedeutung Aspekte der Nachhaltigkeit für die Wertschöpfung haben und bis zu welcher Tiefe seiner Wertschöpfungskette Nachhaltigkeitskriterien überprüft werden.
Priorisierte ZDF-Nachhaltigkeitsziele
1. Das ZDF strebt Klimaneutralität an
Die Reduktion von Treibhausgasemissionen steht im Fokus der ökologischen Nachhaltigkeitsziele des ZDF. Die Gebäude- und Studioinfrastruktur des ZDF-Sendezentrums in Mainz wird durch den Einsatz von Ökostrom und Fernwärme bereits in wesentlichen Teilen klimaneutral betrieben. Auch nach Auslaufen der aktuellen Stromlieferungsverträge 2023 verpflichtet sich das ZDF, dem Bezug von Ökostrom Vorrang einzuräumen. Außerdem wird das ZDF den Ausbau eigener regenerativer Energien fortsetzen. Um die übrigen CO2-Emissionen noch weiter zu senken, werden alle Investitionen und Reinvestitionen unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit untersucht.
Die Zielformulierung erfolgt qualitativ. Für den Umfang der im DNK-Kriterium 13 erfassten und berücksichtigten klimarelevanten Emissionen sind die Einsparpotenziale für Scope 1 und Scope 2 bereits weitestgehend ausgeschöpft. Bei den quantitativ dominierenden Scope-3-Emissionen wird im Rahmen des dritten Nachhaltigkeitsziels des ZDF für die kommende Berichtsperiode angestrebt, die Qualität der Datenerfassung mit Blick auf eine zu erweiternde Klimabilanz zu verbessern. Darüber hinaus ist im Rahmen des Ziels "Klimaneutralität" zu berücksichtigen, dass eine Kompensation von Treibhausgasen für das ZDF weiterhin weder wünschenswert noch rechtlich zulässig ist.
2. Das ZDF steigert weiter den Anteil nachhaltiger Eigen- und Auftragsproduktionen
Beim "Product Carbon Footprint" hatte sich das ZDF zum Ziel gesetzt, bis 2023 die Hälfte seiner fiktionalen Auftragsproduktionen nach diesem Maßnahmenkatalog zu produzieren. Dies wurde erfolgreich umgesetzt. Alle künftigen Eigen- wie Auftragsproduktionen orientieren sich weiter an den branchenweiten ökologischen Standards für klimaschonende TV-, Film-, und VOD-Produktionen. Der Anteil der nach den ökologischen Standards des Arbeitskreises GreenShooting produzierten Inhalte soll in allen Genres sukzessive weiter erhöht werden, soweit die von der KEF vorgegebenen finanziellen Rahmenbedingungen dies zulassen. Bis auf Weiteres wird mindestens mehr als die Hälfte aller fiktionalen Produktionsvolumina des ZDF nach den ökologischen Standards umgesetzt.
Im Rahmen des 24. KEF-Berichtes wurden die vom ZDF angemeldeten Mehraufwendungen für Nachhaltigkeit in der Beitragsperiode 2025-2028 nicht anerkannt. In der Konsequenz wird keine vollständige Umstellung der Produktionen auf eine ökologische Produktionsweise binnen der kommenden KEF-Periode angestrebt. Auf Basis der derzeitigen finanziellen zusätzlichen Aufwendungen ist ein moderater Ausbau Grüner Produktionen jedoch weiter möglich und erforderlich, da dieser unter anderem Voraussetzung für diverse Länder- und Bundesförderungen ist.
Langfristiges Ziel ist und bleibt es, im Rahmen des technologischen Transformationsprozesses die Programmherstellung vollständig auf grüne Produktion als neuem branchenweiten Standard umzustellen.
3. Das ZDF weitet die Bilanzierung, insbesondere seiner indirekten Emissionen aus vor- und nachgelagerten Aktivitäten (Scope 3), weiter aus.
Indirekte Emissionen aus vor- und nachgelagerten Aktivitäten wie dem Kauf von Gütern und Dienstleistungen oder aus der Distribution der Programme machen einen Großteil der CO2-Bilanz aus. Ziel des ZDF ist es, durch eine Konzentration auf die 15 Scope-3-Emissionskategorien mit Blick auf die Kriterien "Relevanz", "Kontrolle", "Beeinflussbarkeit", "Vermeidungspotenzial", "Datenverfügbarkeit" sowie "Bezug zu Kerngeschäft" die Qualität der Analyse mit Unterstützung externer Expertise erheblich zu verbessern. Daraus abgeleitet wird angestrebt, den Kreis der in Scope-3 für die zukünftige Klimabilanzierung gemäß GHG-Standard erfassten klimarelevanten Emissionen auszuweiten und auf dieser Grundlage Prioritäten für weitergehende Ziele, Strategien und Maßnahmen zu bestimmen.
Das ZDF hat eine Roadmap entwickelt, um im Rahmen des Projekts "ZDFMediathek 2025" nachhaltigeres Streaming zu ermöglichen und langfristig zu fördern. Ziel ist es unter anderem, den Nutzenden der Streaming-Angebote Erläuterungen zur Energieeffizienz der verschiedenen Nutzungsoptionen zu geben. Dieser Prozess ist für die kommende Berichtsperiode qualitativ formuliert, wie im DNK-Kriterium 10 im Detail nachzuvollziehen ist.
Kontrolle und Zuständigkeit
Nachhaltigkeitskoordination
Die Erreichung der genannten strategischen Nachhaltigkeitsziele wird von der Nachhaltigkeitskoordination des ZDF evaluiert und im Austausch mit der Geschäftsleitung und dem Nachhaltigkeitsteam nachgehalten (s. Kriterium 5 "Verantwortung").
Die Verantwortung für das Thema Nachhaltigkeit liegt bei der Intendanz des ZDF. Dort ist eine eigene Stelle für die Nachhaltigkeitskoordination im ZDF eingerichtet. Ein direktionsübergreifendes Nachhaltigkeitsteam trägt das Thema Nachhaltigkeit in alle Bereiche des ZDF. Die Nachhaltigkeitsziele werden von der Geschäftsleitung getragen und über die unternehmensinternen Managementsysteme (Balanced Scorecards) in das Unternehmen implementiert und so auch einer regelmäßigen Kontrolle unterzogen ("Reviews").
Die Untersuchung von Investitionen und Reinvestitionen auf Nachhaltigkeitsaspekte wird gegenüber dem zuständigen Aufsichtsgremium, dem Verwaltungsrat, dokumentiert oder begründet, wenn Nachhaltigkeitsaspekte im Sinne von ressourcenschonenden und umweltbewussteren Alternativen keine Berücksichtigung gefunden haben.
Sustainable Development Goals
Eine Zuordnung der SDGs zu den DNK-Kriterien und vice versa erfolgt in der Systematik des Deutschen Nachhaltigkeitskodex nicht in expliziter Form. Das ZDF folgt aber dem Vorschlag des vom Rat für Nachhaltige Entwicklung in Auftrag gegebenen Gutachtens "Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex – Betrachtung des DNK im Kontext der aktuellen EU-Nachhaltigkeitsregulierungsmaßnahmen und der SDGs als internationaler Referenzrahmen" (Prof. Dr. Kerstin Lopatta, Universität Hamburg, 28.02.2022), der eine nachvollziehbare Zuordnung der 17 SDGs zu den 20 DNK-Kriterien bietet. Insofern sieht das ZDF in seinem DNK-Reporting eine Berücksichtigung der SDGs gewährleistet.
Und auch den engeren Rahmen für die Nachhaltigkeitsstrategie des ZDF setzen die Sustainable Development Goals in Form einer Priorisierung auf vier ausgewählte SDGs. Bereits im Jahr 2017 hat der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung des Deutschen Bundestages in einer öffentlichen Anhörung zum Thema "Nachhaltigkeit in der Medienproduktion" das ZDF mit Blick auf vier als relevant erachtete Nachhaltigkeitsziele (SDGs) eingeladen und angehört. Dabei wurde Bezug genommen auf die SDGs 8 (Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum), 12 (Nachhaltige/r Konsum und Produktion), 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) und 15 (Leben an Land), die vor allem mit einem gemeinsamen Fokus auf die Themen faire Arbeitsbedingungen, klimarelevante Ressourcenschonung und Grüne Medienproduktion diskutiert wurden. Aus der Perspektive des ZDF stellt die Priorisierung des parlamentarischen Beirats ein angemessenes und zweckmäßiges Vorgehen dar.
Hieraus ergeben sich die priorisierten Nachhaltigkeitsziele des ZDF, die aus ökologischer Sicht unter dem Primat der CO2-Reduktion und angestrebter Klimaneutralität zu interpretieren sind. Das entspricht auch einem zentralen Ziel der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, das von der Bundesregierung im Kontext der Agenda 2030 angestrebt wird.
Tiefe der Wertschöpfungskette
Stufen in der Wertschöpfungskette
Die Wertschöpfungskette eines öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders lässt sich stark vereinfacht als die dem Gemeinwohl verpflichtete und durch Beiträge finanzierte Produktion und Distribution von Inhalten beschreiben. Die Inhalteproduktion des ZDF als einem auf nationaler Ebene agierenden Fernsehsenders weist dabei im Vergleich zu anderen Branchen einen wenig komplexen Wertschöpfungsprozess auf. Schlüsselressourcen in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Umfeld sind hier eher immaterielle Produktionsfaktoren wie Kreativität, Innovationsfähigkeit und Flexibilität mit Blick auf sich stetig wandelnde Rahmenbedingungen in der digitalen Welt. Die Wertschöpfungskette des ZDF stützt sich auf nur wenig komplexe Lieferkettenstrukturen und basiert im Einkaufs- und Beschaffungsmanagement unter Einhaltung aller relevanten vergaberechtlichen Vorgaben auf vornehmlich nationale Quellen. Überwiegend in Deutschland produziert, in erster Linie selbst erstellt oder direkt redaktionell betreut, beim Erwerb von Urheberund Leitungsschutzrechten für die fiktionalen und non-fiktionalen Produktionen des ZDF, unterscheidet man bei den programmlichen Beschaffungsarten zwischen Eigen- und Auftragsproduktionen, Lizenzeinkäufen, Übernahmen sowie kofinanzierten Sendungen. Etwa zwei Drittel der Sendeminuten und Sendungen werden dabei durch Eigenproduktionen bestritten.
Nachhaltigkeitsaspekte in den Wertschöpfungsstufen
Corporate Digital Responsibility in der medialen Wertschöpfung
Digitale Technologien wirken sich auf allen Ebenen der medialen Wertschöpfungskette aus. In der Beschaffung und den Lieferketten, in redaktionellen und kreativen Prozessen oder in Produktion, Distribution und Rezeption erzeugen digitale Innovationen neue Herausforderungen, aus denen sich spezifische Verantwortungsbereiche und neue Handlungsfelder ableiten lassen. Das ZDF geht dabei die Herausforderungen bei der Digitalisierung und bei seiner Unternehmensverantwortung in der digitalen Gesellschaft (Corporate Digital Responsibility) auf allen Ebenen seiner Wertschöpfung an (vgl. dazu ausführlich Kriterium 10 "Innovations- und Produktmanagement").
GHG Value Chain: Corporate Carbon Footprint
Gerade den ökologischen Nachhaltigkeitsaspekten in den Wertschöpfungsstufen wird vor dem Hintergrund der Systematik des GHG-Standards (Greenhouse Gas Protocol) zu Messung und Management klimarelevanter Emissionen besonderes Augenmerk geschenkt (vgl. auch Kriterium 13 "Klimarelevante Emissionen"). Neben den auch quantitativ wenig bedeutsamen Scope 1 und Scope 2 Emissionen in der unternehmerische Wertschöpfungskette des ZDF ist es vor allem der "GHG Protocol Corporate Value Chain (Scope 3) Accounting and Reporting Standard", der Unternehmen und auch dem ZDF eine einheitliche Methodik zur Erfassung, Analyse und Berichterstattung der indirekten Treibhausgasemissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette bietet (Scope 3 Emissionen). Hier werden insgesamt 15 Kategorien von Scope 3 Aktivitäten, die sich auf vor- und nachgelagerte Emissionen beziehen, abgebildet.
Das GHG-Protokoll unterscheidet dabei zwischen Upstream- und Downstream- Aktivitäten. Diese Unterscheidung hilft Medienunternehmen und dem ZDF indirekte Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu erfassen, zu analysieren und Einsparpotenziale zu identifizieren. Das ZDF hat im Dezember 2023 in einem Auftaktworkshop mit der Firma „KlimAktiv“, einem der deutschlandweit führenden Dienstleister für CO2-Bilanzierung, begonnen, sein bereits bestehendes Reporting klimarelevanter Emissionen (vgl. die Ausführungen zu Kriterium 13 in den in den vergangenen Jahren vorgelegten DNK-Entsprechenserklärungen) mit Blick auf den Corporate Carbon Footprint (CCF) professionell weiter zu vertiefen und zu detaillieren.
Green Production: Product Carbon Footprint
Was die Wertschöpfung auf Produktebene angeht, was also die Inhalte und Programme des ZDF betrifft, kann aus Wertschöpfungsperspektive auch auf Bestandteile des Konzepts des Product Carbon Footprint (PCF) Bezug genommen werden. Der PCF ist ein Maß für die Treibhausgasemissionen und der Begriff "Green Production" steht dabei für eine klimaschonende und ressourceneffiziente Herstellung von Medieninhalten. Im Jahr 2021 hat sich das ZDF als Mitglied des Arbeitskreises Green Shooting maßgeblich an der Entwicklung von ökologischen Mindeststandards für deutsche Kino-, TV- und Online/VoD-Produktionen beteiligt. Ein breites Bündnis aller relevanten Branchenteilnehmer stellt mit konkreten Maßnahmen seit dem 01.01.2022 einen großen Teil der Inhalte nach detaillierten Vorgaben klima- und ressourcenschonend her. Die ZDF-Gruppe hat hierbei in der deutschen Film- und Medienbranche eine besondere Verantwortung, die sich aus der Rolle als größter Einzelauftraggeber im deutschen Produzentenmarkt und zugleich aus der Rolle als öffentlich-rechtliches Medienunternehmen und seinem gesellschaftlichen Auftrag ergibt.
Bei den ökologischen Standards gilt es, möglichst alle 21 Muss-Vorgaben zu erfüllen. Damit eine Produktion mit dem Label "green motion" bzw. dem Hinweis auf eine klimaschonende Produktionsweise im Abspann ausgezeichnet werden kann, müssen bei den im Inland realisierten Produktionsteilen mindestens 16 dieser Muss-Vorgaben eingehalten werden. Bei Produktionen, bei denen mehr als 25 % der Gesamtherstellungskosten im Ausland anfallen, müssen zusätzlich auch bei den im Ausland hergestellten Produktionsteilen 16 von 21 Muss-Vorgaben umgesetzt werden.
Das ZDF hatte sich zum Ziel gesetzt, bis 2023 die Hälfte seiner fiktionalen Auftragsproduktionen nach diesem Maßnahmenkatalog zu produzieren und konnte dies erfolgreich umsetzen. So ist auch die umweltschonende Herstellung nach den Kriterien der ökologischen Standards Bestandteil der Auftragsproduktionsverträge. Alle künftigen Eigen- wie Auftragsproduktionen orientieren sich an den branchenweiten Kriterien für klimaschonende TV-, Film- und VOD-Produktionen.
Der Anteil der nach den neuen ökologischen Standards produzierten Inhalte konnte in 2023 in allen Genres weiter sukzessive gesteigert werden. Die fiktionalen Auftragsproduktionen sind fast allesamt in ihrer Herstellungsweise und Umsetzung nach den ökologischen Standards produziert, das sind rund 400 Filmproduktionen, die mit dem Hinweis auf eine klimaschonende Produktionsweise versehen werden konnten. Die vom ZDF für den weiteren Ausbau grüner Produktionen zur nächsten Beitragsperiode angemeldeten Mehraufwendungen wurden seitens der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) nicht anerkannt. Vor diesem Hintergrund werden nicht alle ursprünglich gewünschten Ansätze zur nochmaligen Steigerung der Nachhaltigkeit umgesetzt werden können. Am Ziel selbst wird aber im Rahmen des Möglichen und auf der Basis von Umpriorisierungen festgehalten und die Entwicklung geeigneter Maßnahmen vorangetrieben.
Nachhaltige Beschaffung
Ein sowohl aus ökonomischer, ökologischer und auch sozialer Perspektive zentraler Aspekt der Wertschöpfung stellt die Beschaffung dar (vgl. dazu auch umfassend und detailliert Kriterium 11 "Inanspruchnahme natürlicher Ressourcen"). Aspekte der Qualität, Innovation sowie soziale und umweltbezogene Aspekte finden in den Beschaffungsvorhaben des ZDF in allen Stufen des Beschaffungsprozesses und der Vergabeverfahren Berücksichtigung. Von der Bedarfsanalyse über die Leistungsbeschreibung bis hin zur Festlegung der Eignungs- und Zuschlagskriterien sowie den Ausführungsbedingungen und Verträgen des ZDF. Bei der Analyse des Beschaffungsbedarfs wird gemeinsam mit den Fachbereichen auch hinterfragt, ob eine bestimmte Leistung überhaupt beschafft werden muss oder nachhaltigere Alternativen in Frage kommen, wie etwa die Nutzung von Videokonferenzsystemen anstelle von Dienstreisen. Auch wird bei der Frage der Neubeschaffung in der Bedarfsanalyse u. a. abgewogen, ob nicht etwa die Reparatur eines Arbeitsmittels anstelle einer Neuanschaffung die nachhaltigere Variante darstellt.
In der Leistungsbeschreibung werden auftragsbezogene nachhaltige Aspekte über die gesamte Wertschöpfungskette vergaberechtskonform integriert. Gleiches gilt für die Festlegung von Eignungs- und Zuschlagskriterien.
Das ZDF schließt im Rahmen einer Ermessensentscheidung Unternehmen von der Teilnahme an Vergabeverfahren aus, wenn für das Unternehmen Verstoß im Sinne von § 22 Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) gegen seine Sorgfaltspflichten in Bezug auf menschenrechtliche oder umweltbezogene Risiken rechtskräftig festgestellt worden ist.
Nachhaltige Aspekte werden nicht nur im Rahmen der Gestaltung der vertraglichen Regelungen berücksichtigt. Der Beschaffungsprozess erfolgt weitestgehend digital und ressourcenschonend. Auch die in der Beschaffungskette vorgelagerten Bedarfsanforderungen werden elektronisch durchgeführt. Der Großteil der Bestellungen erfolgt digital und im Oberschwellenbereich über eine elektronische Vergabeplattform. Die Aktenführung findet im Rahmen eines digitalen Dokumentenmanagementsystems statt.
Einkauf und Reisemanagement haben bei der vergaberechtskonformen nachhaltigen Beschaffung eine wichtige Rolle als Berater und Multiplikator für die Fachbereiche und als Kontrollinstanz im Beschaffungsprozess. Um dieser Rolle gerecht zu werden und zur kontinuierlichen Weiterentwicklung der Kompetenzen der nachhaltigen Beschaffung, wurden und werden Schulungsveranstaltungen zur Nachhaltigkeit im Rahmen des Beschaffungsprozesses durchgeführt.
Bei der Beschaffung von Endgeräten wie Notebooks, Tablets, Druckern oder Bildschirmen stellen ZDF-Vorgaben besondere Anforderungen an die Umweltverträglichkeit der Hardware bzw. den Hersteller, deren Erfüllung durch entsprechende Produkt-Zertifizierungsstandards vom Hersteller nachzuweisen sind. Gleichzeitig wird für die Zukunft der Einsatz von bereits im Bereich des ZDF erstgenutzter Hardware ermöglicht, anstelle stets Neugeräte im Bedarfsfall an den Endnutzer auszuliefern. Dieser Mehrfacheinsatz von initial für das ZDF angeschaffter Endgeräte-Hardware führt zu einem verminderten Verbrauch an neu zu produzierender Hardware insgesamt und unterstützt damit ein nachhaltiges Wirtschaften innerhalb des IT-Endgerätebetriebs. Bei der Auswahl von Dienstleistern wurde im Rahmen der Ausschreibung besonderes Augenmerk auf transparentes, nachhaltiges und nachweisbares, möglichst umweltverträgliches Wirtschaften des künftigen Marktpartners gelegt. Zur Sicherstellung wurden im Bereich der Wertungs- und Zuschlagskriterien eine Reihe von Kriterien eingeführt, die ein nachhaltiges Wirtschaften des Anbieters im Rahmen der Vergabe unter Beweis stellen und darüber hinaus über die Vertragslaufzeit, soweit möglich, messbar machen.
Nachhaltige Geschäftsreisen
Im Rahmen von Hotelbuchungen werden bei den Vertragsabschlüssen über Firmenkonditionen oder über Unterkunftskontingente bestimmte Nachhaltigkeitskriterien abgefragt und dokumentiert. Im Rahmen der klima- und ressourcenschonenden Eigenproduktionen (Green Production) werden bei Bedarf Nachweise über Ökostromzertifikate angefordert. Das ZDF reist seit einigen Jahren über das Firmenkundenprogramm der Deutschen Bahn in Zügen der Deutschen Bahn klimaneutral (Eigenaussage der Deutschen Bahn). Die Deutsche Bahn stellt dem ZDF nach Ablauf des jeweiligen Geschäftsjahres eine Umweltbescheinigung über alle gefahrenen Bahnkilometer der Geschäftsreisenden des ZDF zur Verfügung.
Soziale und ökologische Probleme in den Wertschöpfungsstufen
Grundsätzlich werden mit Lieferanten sowie Geschäfts- und Vertragspartnern soziale oder ökologische Probleme in den Wertschöpfungsstufen im Rahmen von offenen und vertrauensvollen Gesprächen thematisiert und über mögliche Lösungsansätze diskutiert. Im Rahmen dieser Entsprechenserklärung gibt es keine konkreten sozialen und ökologischen Probleme von nachvollziehbarer Relevanz zu berichten.
Kommunikation mit Lieferanten und Geschäftspartnern
ZDF und Kreativwirtschaft
Ein aus der Wertschöpfungsperspektive bedeutsames Feld der Kommunikation mit Lieferanten und Geschäftspartnern bezieht sich auf die Rolle des ZDF als verlässlicher Partner der Kreativwirtschaft. Das ZDF ist im deutschen TV-Produktionsmarkt der größte Einzelauftraggeber. Mehr als 840 Mio. € investiert das ZDF im Jahr 2024 direkt in die deutsche Film- und Fernsehwirtschaft. Es steht mit annähernd 1.000 produzierenden und lizenzgebenden Unternehmen in Geschäftsbeziehungen, die ihrer Natur nach auch intensiv genutzte Kommunikationskanäle darstellen. Das ZDF hat sich als einziger deutscher Anbieter dazu verpflichtet, mindestens zwei Drittel des jährlichen Produktionsvolumens für Auftrags- und Koproduktionen bei vom ZDF unabhängige Produktionsgesellschaften zu beauftragen. Wichtige Akteure sind auch mit Blick auf den für Medienproduktion essentiellen Faktor Kreativität die Drehbuchautorinnen und -autoren, mit denen gemeinsam "Grundsätze für eine faire Zusammenarbeit" entwickelt und verabschiedet wurden. Das ZDF fördert Drehbuchautorinnen und -autoren und bemüht sich um einen kontinuierlichen Dialog zur fortwährenden Modernisierung des fiktionalen Programmangebots und zur gemeinsamen Entwicklung von Innovationen, die den sich verändernden Nutzungsgewohnheiten Rechnung tragen. In der jüngsten Selbstverpflichtung des ZDF gegenüber den Produzentinnen und Produzenten werden unter anderem Regelungen zum ressourcenschonenden und nachhaltigen Produzieren festgehalten. Hier wird beispielsweise auch festgehalten, dass das ZDF das ressourcenschonende Produzieren fördert und bis 2023 mehr als 50 Prozent seines fiktionalen Auftragsvolumens ressourcenschonend und nachhaltig umsetzt, was als Ziel nicht nur genauso erreicht, sondern sogar übererfüllt wurde. Entsprechende Vereinbarungen werden mit den Produzentinnen und Produzenten im Rahmen von Kalkulationsgesprächen getroffen und vertraglich festgehalten.
Rahmenbedingungen
Klare Rahmenbedingungen für die Fernsehproduzenten sind auch explizit formuliert und tragen dabei der Protokollerklärung der Länder zum 19. Rundfunkänderungsstaatsvertrag Rechnung. Darin haben die Länder die Fortschritte hinsichtlich ausgewogener Vertragsbedingungen zwischen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und den Film- und Fernsehproduktionsunternehmen anerkannt, die in den letzten Jahren durch Vereinbarungen der Partner erreicht wurden, und eine Fortschreibung angemessener Vertragsbedingungen eingefordert. Mit den vorliegenden Rahmenbedingungen verpflichtet sich das ZDF zu fairen und angemessenen Vertragsbedingungen mit Produzenten. Sie berücksichtigen einen intensiven und konstruktiven Dialog mit deutschen Produzentenverbänden, insbesondere der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen e. V.
Die "Rahmenbedingungen einer fairen Zusammenarbeit", die für Auftragsproduktionen des ZDF gelten, wurden zum 01.06.2022 neu gefasst. Wesentliche Neuerungen sind neben verbesserten Kalkulations- und Zahlungsbedingungen die Aufnahme von Maßnahmen zum umwelt- und ressourcenschonenden Produzieren und zur Ausbildungs- und Nachwuchsförderung. Durch die Einrichtung eines ZDF-Ausbildungsfonds in Höhe von 500.000 € pro Jahr wird eine Beteiligung an produktionsbezogenen Kosten, die durch den Einsatz von Fachkräften in Ausbildung entstehen, von bis zu 2.000 € pro Vertrag ermöglicht. Eine neue kalkulationsfähige Funktion ist die des "Green Consultants", der die Produktionsunternehmen hinsichtlich der nachhaltigen Produktionsweise berät, die Umsetzung begleitet und die notwendige Dokumentation inklusive der CO2-Bilanzierung vornimmt.
Arbeitskreis Green Shooting
Der Arbeitskreis Green Shooting stellt eine Plattform für die Kommunikation mit Kreativpartnern mit Blick auf klima- und ressourcenschonendes Produzieren dar. Hier hat sich das ZDF maßgeblich an der Entwicklung von ökologischen Standards für deutsche Kino-, TV- und Online/VoD-Produktionen beteiligt. Dem Arbeitskreis gehören außer der MFG Filmförderung die Produktionsunternehmen Bavaria Fiction, Constantin, UFA, We are era und Ziegler Film, die Sender ARD, Mediengruppe RTL, ProSiebenSat.1, Sky, SWR und ZDF, die Streamingdienste Disney+ und Netflix, die MOIN Filmförderung, die Deutsche Filmakademie und die Filmverbände Produzentenallianz, Produzentenverband und Verband Technischer Betriebe für Film und Fernsehen an.
Kommunikation mit Produzenten
Grundsätzlich pflegt das ZDF mit den Produzenten- und Urheberverbänden einen intensiven Austausch, der vom Grundsatz der Fairness und Transparenz geprägt ist. Die bestehenden Selbstverpflichtungserklärungen, Rahmenbedingungen und gemeinsamen Vergütungsregelungen über angemessene Vergütungen und Vertragsbedingungen werden regelmäßig evaluiert und aktualisiert. Für den Bereich Kino gelten die Eckpunkte zur vertraglichen Zusammenarbeit bei Kino-Koproduktionen, auf die sich das ZDF mit den Produzentenvertreterinnen und Produzentenvertretern 2020 verständigt hatte.
2022 startete das ZDF im Rahmen des Produzententages eine Befragung der Kreativwirtschaft, u. a. zu Aspekten der Zusammenarbeit und Wahrnehmung des ZDF. Zu Aspekten, die kritisch gesehen wurden, hat das ZDF bereits Maßnahmen erarbeitet. Dazu zählen etwa die Steigerung der Transparenz in der digitalen Unternehmenspräsenz oder die Vereinfachung und Beschleunigung administrativer Prozesse. Über diese Aspekte hinaus steht das ZDF mit den Produzentinnen und Produzenten im Austausch über künftige Produktionsweisen, den "Terms of Production". Dabei geht es etwa um die Frage, wie unter den veränderten Marktbedingungen eine Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Kreativität hergestellt werden kann.
Kommunikation im Beschaffungsprozess
Nachhaltigkeitsaspekte im Beschaffungsprozess kommen auch im Rahmen förmlicher Vergabeverfahren des ZDF zum Tragen, sind ZDF-intern in dem "Leitfaden nachhaltige Beschaffung" dokumentiert und stellen damit in der Kommunikation mit Lieferanten und Geschäftspartnern ein wichtiges Themenfeld dar. ZDF-seitig liegt dabei der Fokus auf einer quantitativen Auswertung der Beschaffungsvolumina, um Warengruppen bzw. Leistungen mit hohen Umsätzen zu identifizieren. Hieran anknüpfend werden Impactorientiert diese Warengruppen bzw. Leistungen im Detail daraufhin untersucht, inwieweit Nachhaltigkeitsaspekte in den jeweiligen kommunikativen Dimensionen der Vergabeverfahren, Wettbewerbe und Beauftragungen berücksichtigt werden.