„Genauso wie sich Gesellschaft, Gesetzesgrundlagen und Medien weiterentwickeln, müssen auch Programmrichtlinien ständig evaluiert und angepasst werden“, sagt J. Luca Renner. Denn für die Programme gelte es, ein Abbild der vielfältigen Gesellschaft so genau wie möglich zu schaffen.
#Fernsehrat: Der Ausschuss für „Strategie und Koordinierung“ des Fernsehrates hat sich in den vergangenen Monaten sehr intensiv in einer Arbeitsgruppe mit der Überarbeitung der „Richtlinien für die Sendungen und Telemedienangebote des ZDF“ beschäftigt. Diese haben sich seit 2009 nicht mehr geändert. An welchen Punkten hatten Sie am deutlichsten Überarbeitungsbedarf gesehen?
J. Luca Renner: Genauso wie sich Gesellschaft, Gesetzesgrundlagen und Medien weiterentwickeln, müssen auch Programmrichtlinien ständig evaluiert und angepasst werden. Der neue Medienstaatsvertrag hat klare Anforderungen mit Blick auf die Gremienarbeit und die damit einhergehenden Prozesse und Qualitätsstandards formuliert. Um diesen gerecht zu werden, war es notwendig, die Richtlinien zu überarbeiten.
#Fernsehrat: Inwiefern hat der Fernsehrat überhaupt mit Programmrichtlinien zu tun, und wozu braucht es gute und zeitgemäße Richtlinien?
Renner: Eine der Aufgaben des Fernsehrates ist es, alle ZDF Angebote zu beobachten und zu bewerten und auch Programmbeschwerden anhand der Programmrichtlinien und weiterer gesetzlicher Regelungen zu überprüfen, insoweit diese hier greifen. Dafür ist es notwendig, der Zeit angepasste Richtlinien zu haben, die es ermöglichen, klare Linien für Entscheidungen zu haben aber auch die Selbstverpflichtungserklärung des Intendanten für das ZDF angemessen zu bewerten und gemeinsam Impulse für die zukünftige Arbeit anzuregen.
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#Fernsehrat: Die Änderungen der Programmrichtlinien tragen auch einer veränderten und vielfältigeren Lebenssituation Rechnung. Was genau bedeutet das, und können Sie ein Beispiel nennen, inwiefern die Richtlinien hier geändert werden?
Renner: Die Aufgabe des Programms der öffentlich-rechtlichen Sender ist die Darstellung der gesellschaftlichen Realität. Dazu zählt natürlich auch, ein Abbild der vielfältigen Gesellschaft so genau wie möglich zu schaffen und viele Lebensrealitäten einzubeziehen. Nur dann kann dem gesetzlichen Auftrag nachgekommen werden.
#Fernsehrat: Im Entwurf der überarbeiteten Programmrichtlinien waren offenbar auch Ergänzungen notwendig. Welche Ergänzungen sind das genau?
Renner: Unsere Gesellschaft entwickelt sich weiter, es entstehen neue Lebensentwürfe, Arten des Zusammenlebens oder Formen des Umgangs mit Themen wie zum Beispiel Alter, sexueller Identität oder Religion. Dies gelingt nur, wenn der gesellschaftliche Zusammenhalt gefördert wird und auch und gerade der ÖRR dazu seinen Beitrag leistet. Daher finde ich es völlig richtig, eine sich ständig verändernde Lebenssituation bei allen Teilen der Bevölkerung mit einzubeziehen. Auch, um Sicherheit zu geben.
Zur Person: J. Luca Renner ist für den Freistaat Thüringen im Bereich Zivilgesellschaft seit 2016 Mitglied des Fernsehrates. J. Luca Renner hat den stellvertretenden Vorsitz des Programmausschusses Programmdirektion inne und ist Mitglied im Ausschuss für Strategie und Koordinierung und im Programmausschuss Partnerprogramme. Hauptaugenmerk der Arbeit im Gremium sind die Interessen der LSBTIQ*- Community. 1983 geboren in Meiningen und aufgewachsen in Thüringen, hat es die Aktivist*in für Menschenrechte 2019 nach Brandenburg verschlagen. J. Luca Renner arbeitet hauptberuflich bei ver.di in der Bundesverwaltung.