Die digitale Revolution hält Einzug selbst in Kindergärten und Schulen: Smartphones, Tablets und Apps sind allgegenwärtig. Ein Fortschritt des Lernens?
Wissenschaftler suchen nach einem Rezept für den intelligenten Umgang mit der neuen Technik an Schulen. Wie sieht die Zukunft des Lernens aus? Harald Lesch zeigt, wo sich Widerstände gegen das „digitale Klassenzimmer“ formieren und was über Erfolg und Misserfolg entscheidet.
Das Silicon Valley an der Westküste der USA gilt als zukunftsweisend für digitale Technologien, auch in der Bildung. Doch ausgerechnet hier hagelt es seit Neuestem Proteste gegen die Computerwelt in Schulen und Kindergärten. Eltern drängen darauf, dass der Einsatz digitaler Geräte massiv beschränkt oder sogar verboten wird. Ihre Sorge: Die von den großen Konzernen Microsoft, Apple, Google und Co angebotene Technik mache abhängig und behindere kreatives Denken. Der Beginn einer Kehrtwende – ausgerechnet dort, wo Lernen 2.0 seinen Anfang nahm? So findet beispielsweise ein über 100 Jahre altes deutsches Schulkonzept gerade große Aufmerksamkeit im Silicon Valley: die Waldorfschule. Bis zur Oberstufe werden in dieser Schule keine Computer eingesetzt. Obwohl 75 Prozent der Eltern in der IT-Branche arbeiten, sind sie und die Lehrer überzeugt, dass digitale Geräte die Entwicklung ihrer Kinder bis elf Jahre eher hemmen als fördern. Stattdessen wird besonderer Wert auf ganzheitliches Lernen gelegt. Auch wenn die Methode sicher nicht jedermanns Sache ist: Letztlich muss die Förderung der Entwicklung der Kinder im Mittelpunkt stehen.
Mit jeder Stunde mehr am Tag vor Computern oder Bildschirmen steigt bei Vorschulkindern die Gefahr von Konzentrationsstörungen. Forscher sind überzeugt: Je mehr ein Kind mit allen Sinnen gefordert wird, desto besser entwickeln sich die verschiedenen Bereiche seines Gehirns. Die digitale Welt bietet überwiegend nur eindimensionale Reize. Sie muss dem Kind nicht zwangsläufig schaden, raubt ihm aber Zeit für die entscheidenden Lernerfahrungen in der realen Welt. Mit der Hirnentwicklung bilden sich die Strukturen, die es den Kindern erst ermöglichen, Informationen gut zu verarbeiten: Voraussetzungen für Konzentration, Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit. Genauso wie für die Fähigkeit zur Planung und zum sozialen Austausch – und die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen. Die Weiterentwicklung dieser Fähigkeiten reicht noch bis weit in die Grundschulzeit hinein. Erst dann sind Kinder in der Lage, auch abstrakte Inhalte gut zu verarbeiten. Mit zehn bis zwölf Jahren ist die gezielte Nutzung digitaler Geräte schließlich sinnvoll: Dass Kompetenz im Einsatz digitaler Medien im richtigen Alter wichtiger Lerninhalt werden sollte, steht letztlich nicht außer Frage.
15-Jährige des Stadtstaats Singapur belegten 2015 den ersten Platz der Pisa-Studie. Während Deutschland nur den 13. Platz erreichte. Neben den Prüfungsergebnissen wurde auch der Einsatz digitaler Technik im Unterricht dokumentiert. Die Schüler in Singapur sind deutlich besser mit Computern ausgestattet als in Deutschland. Dennoch scheinen vor allem die Lehr- und Lernkonzepte der Schlüssel zum Erfolg zu sein und nicht der digitale Unterricht. Teil der sogenannten „Singapur-Methode“ ist es, die Schüler in der Gruppe an Aufgaben heranzuführen. Beispiel Mathematikunterricht: Die Aufgaben orientieren sich an konkreten Alltagserlebnissen der Schüler. Sie sollen zunächst den möglichen Lösungsweg gemeinsam besprechen. Erst wenn alle die Fragestellung verstanden haben und entsprechend motiviert sind, führt der Lehrer sie an die zugrunde liegenden mathematischen Regeln heran. Anspruch und Notendruck sind allerdings extrem hoch. 80 Prozent der Grundschüler und über 60 Prozent der Oberschüler belegen am Nachmittag noch spezielle Förderkurse. Schultage dauern oft bis zu 13 Stunden. Viele Kinder leiden unter dem Leistungsdruck. Laut einer landeseigenen Studie ist Schulstress der Hauptgrund psychischer Probleme bei Jugendlichen. Der Widerstand der Eltern gegen das Schulsystem wächst. Und auch Unternehmer beklagen sich: Die einheimischen Arbeitskräfte seien zwar unschlagbar in puncto Motivation und Disziplin, zeigen aber Defizite in Flexibilität und Kreativität. Aktuell werden neue Unterrichtsformen mit spielerischem Ansatz und weniger Notendruck erprobt. Im Fokus steht die Entwicklung der Schüler zu mehr Kreativität und Persönlichkeit. Damit scheint Singapur erneut ganz vorne im Rennen um die Bildung der Zukunft zu liegen.
Noch werden hierzulande verschiedene Möglichkeiten der Umsetzung des digitalen Klassenzimmers diskutiert. Eine Schule in Erlangen experimentiert mit dem sogenannten „Flipped Classroom“. Die Grundidee: Die Schüler beschäftigen sich alleine zuhause per Video mit dem neuen Lernstoff. Im Chemieunterricht soll so mehr Zeit für praktische Übungen, Diskussionen und Experimente bleiben. Anstelle von klassischen Hausaufgaben bereitet der Schüler die Stunde also nicht nach sondern vor. Am nächsten Tag sind die Schüler schon mit großen Teilen des Lehrstoffs vertraut. Unterricht und Hausaufgaben sind vertauscht. Dadurch gibt es Freiräume, um zum Beispiel selbst Versuche durchzuführen und durch die Experimente nachhaltiger zu lernen. Der Lehrer schlüpft von der Rolle des Vortragenden in die eines „Coaches“, der auch individuell auf Schüler eingehen kann. Noch sind aber auch Hürden zu nehmen: Wenn für mehrere Fächer Stoff mithilfe von Videos vorbereitet werden soll, wird der Einsatz der digitalen Technik zur Herausforderung: Es gilt, die Balance zwischen Vorbereitung zu Hause und Übungen in der Schule zu finden.
In fünf Jahren soll der Einsatz digitaler Medien in deutschen Schulen der Normalfall sein. Seit Anfang der 2000er Jahre untersuchen Forscher regelmäßig, wie wir Inhalte aufnehmen und ob sich durch den Gebrauch von digitalen Medien das Leseverhalten ändert. Ein wichtiges Mittel der Untersuchung ist die Aufzeichnung der Augenbewegungen. In Büchern mit herkömmlichen Texten und auch bei Gebrauch von E-Readern zeigt sich eine relativ gleichmäßige Links-rechts-Bewegung. Beim Lesen auf Websites dagegen werden oft nur Schlüsselstellen im Text gescannt, wie Überschriften, Absatzanfänge und einzelne Wörter. Der Blick bewegt sich eher in Form eines „F“. Mehrere Studien kommen zum gleichen Schluss: Wer hauptsächlich im Netz nach Informationen sucht, trainiert sich darin, zu verschiedenen Themen schnell einen Überblick zu gewinnen. Die Fähigkeit, sich länger zu konzentrieren und komplexere Zusammenhänge aufzunehmen, nimmt dagegen ab. Bildungsexperten empfehlen: Man sollte am besten beide Arten des Lesens trainieren: das Konzentrierte auf Papier für ein tieferes Verständnis genauso wie das Lesen auf digitalen Medien für einen schnellen Überblick.
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