Wie steht es um die Gewaltkriminalität in Deutschland?
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Gruppenbildung kann Gewalt begünstigen
Unsere Vorfahren in Afrika lebten in kleinen Gruppen zusammen. Das erhöhte die Überlebenschancen aller. Mit der Entwicklung des Ackerbaus wurde die Kooperation noch wichtiger. Das Bedürfnis, zu einer Gruppe zu gehören, tragen Menschen noch heute in sich. Dabei geht es längst nicht mehr ums Überleben, sondern um soziale Akzeptanz. Ob Fußballclubs, Traditionen oder Geschlecht, politische Überzeugungen oder Glaubensrichtungen – jeder fühlt sich vielen unterschiedlichen Gruppen zugehörig. Und bei jeder Gruppe gibt auch es diejenigen, die nicht zur eigenen Gruppe gehören, weil sie anders sind.
In Houston untersuchten Forscher, wie sich das Unterscheiden zwischen der eigenen und fremden Gruppen im Gehirn bemerkbar macht. Und: Fühlen die Probanden mit jemandem aus einer fremden Gruppe genauso mit? 67 Freiwillige wurden in einem Magnetresonanztomographen gescannt. Dabei sahen sie mehrere Hände auf einem Bildschirm. Eine wird von einem Computer ausgewählt und mit einer Nadel gestochen. Das aktiviert Schmerzzentren, die auch dann angeregt werden, wenn man nur jemanden sieht, der Schmerzen hat. Dann versehen die Forscher die Hände mit einem Schriftzug wie Jude, Christ, Muslim, Atheist und Hindu. Das Ergebnis: Ist ein Teilnehmer etwa überzeugter Atheist, und sieht, wie die Hand eines Atheisten gestochen wird, zeigt sich in den Schmerzzentren eine starke Reaktion. Er fühlt mit. Sieht er dagegen, wie eine der anderen Hände gestochen wird, zeigt sich dort kein spezifisches Signal.Die Teilnehmer reagierten individuell unterschiedlich, aber es gibt einen klaren Trend: Die Zuordnung zu einer fremden Gruppe reicht aus, um die grundlegende, unbewusste Reaktion auf eine schmerzempfindende Person zu verändern. Neue Studien zeigen: Die Empathie für fremde Gruppen schwindet vor allem dann, wenn sie als Konkurrenz empfunden werden.
Wir sind nicht verdammt zu Gewalt
Der Schlüssel zum prosozialen Handeln, also teilen, trösten und helfen, liegt in der Fähigkeit der Empathie. Empathie kann erst entstehen, wenn Kinder sich selbst als ICH erkennen. Denn das ist die Voraussetzung dafür, dass sie sich in andere hinein versetzen können.
Ab wann lernen wir, unsere Emotionen zu kontrollieren? Erst mit etwa vier Jahren entwickeln sich allmählich die Verbindungen im vorderen Hirnbereich, dem präfrontalen Kortex. Erst sie erlauben uns Wut und Aggressionen zu kontrollieren. Entscheidend dafür sind die Erfahrungen in der Kindheit. Lernen Kinder hier liebevoll und gewaltfrei Regeln einzuhalten,macht sie das dauerhaft weniger aggressiv. Eltern und alle, die an der Erziehung mitwirken, legen die Grundlage. Was sie vorleben, wirkt sich auf die Hirnstrukturen und damit auf unser Sozialverhalten aus.