Die nominierten Forscherinnen und Forscher haben ein Verfahren geschaffen, mit dem sich aus den Samen von Lupinen Zutaten für vegetarische und vegane Lebensmittel gewinnen lassen, die tierischen Proteinen ähneln. Damit können erstmals geschmacklich überzeugende Fleisch- und Milchersatzprodukte hergestellt werden – eine Chance, um den Verzehr pflanzlicher Lebensmittel zu steigern und so eine bessere Ernährung der Weltbevölkerung zu sichern.
Der zunehmende Wettbewerb zwischen Lebensmitteln, Futtermitteln und Energiepflanzen um die verfügbaren Anbauflächen und die prognostizierte Steigerung der Weltbevölkerung auf neun Milliarden Menschen bis zum Jahr 2050 gefährden die Nahrungsmittelversorgung in vielen Regionen der Erde. Um die Weltbevölkerung nachhaltig mit sicheren, gesunden und vor allem gut schmeckenden Lebensmitteln zu versorgen, kommt dem Verzehr pflanzlicher Produkte als Alternative zu Fleisch, Eiern und Milch eine steigende Bedeutung zu.
Entwicklungsarbeit am Geschmack
Allerdings kann eine Verringerung des Verzehrs tierischer Produkte in Staaten mit hohem Fleischkonsum wie Deutschland oder USA nur erreicht werden, wenn pflanzliche Lebensmittel bereitstehen, die sich in ihrem Geschmack, in ihrem Mundgefühl und in ihrem Genusswert von traditionellen, tierischen Produkten nicht oder nur unwesentlich unterscheiden. Dies ist trotz umfangreicher Entwicklungsarbeiten bislang nicht gelungen, denn die für pflanzliche Proteine typischen Geschmacks- und Geruchsnoten verändern den Geschmack des Endproduktes derart, dass deren Einsatz auf wenige, teils stark gewürzte Lebensmittelgruppen wie Wurstwaren oder Vollkornbrote beschränkt bleibt.
Ein vielversprechender, garantiert frei von gentechnisch modifizierten Organismen und obendrein einheimischer Rohstoff für die Herstellung von Lebensmittelzutaten ist die Lupine. Lupinen werden aufgrund ihrer bodenverbessernden Wirkung häufig im ökologischen Landbau als Zwischenfrucht angebaut und liefern auch auf sandigen Böden sehr gute Erträge. Sie stehen nicht im Wettbewerb mit anderen Nutzpflanzen wie Mais, Raps oder Weizen, da diese auf sandigen Böden nur eingeschränkt angebaut werden können. Allerdings zeigten bislang auch Lebensmittelzutaten aus Lupinen grün/grasige oder bohnige Geruchs- und Geschmacksnoten, die eine Anwendung in vielen Lebensmitteln ausschließt.
Zukunftsweisende Ideen
Die von Dr. Peter Eisner, Dipl.-Ing. Katrin Petersen und Dr. Stephanie Mittermaier (Sprecherin) neu entwickelten Verfahren ermöglichen es, die störenden Geruchs- und Geschmackskomponenten freizulegen und diese mit ausgewählten umweltverträglichen und für Lebensmittel zugelassenen Lösemitteln selektiv abzutrennen, um geschmacklich nahezu neutrale Lupinenproteine für die Anwendung in verschiedensten Lebensmittelgruppen zur Verfügung zu stellen.
Der Bundespräsident ehrt mit der Auszeichnung Forscher und Entwickler, die ihre Innovationen erfolgreich in marktfähige Produkte umsetzen und damit Arbeitsplätze schaffen. Die Jury des Zukunftspreises entscheidet am 19. November über den diesjährigen Preisträger. Am gleichen Tag überreicht Bundespräsident Joachim Gauck den Deutschen Zukunftspreis 2014 an das Gewinnerteam im Rahmen einer festlichen Preisverleihung in Berlin.