aspekte - Die Sachbuch-Bestenliste für November 2025
- 29.10.2025
Eine Jury aus 30 Kritikerinnen und Kritikern von ZDF, Deutschlandfunk Kultur und DIE ZEIT empfiehlt monatlich zehn herausragende Bücher.
- Kultur
- Reportage
- erkenntnisreich
- 29.10.2025
- ZDF
Eine Jury aus 30 Kritikerinnen und Kritikern von ZDF, Deutschlandfunk Kultur und DIE ZEIT empfiehlt monatlich zehn herausragende Bücher.
TOP TEN November 2025
1. (-) Carolin Amlinger / Oliver Nachtwey, Zerstörungslust, Elemente des Demokratischen Faschismus, Suhrkamp
Zuletzt haben die Soziologen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey den Aufstieg rechten Denkens in Form des "Libertären Autoritarismus" analysiert. Nun widmen sie sich dem Demokratieverständnis der Wähler von AfD, Trump und Co.: In zahlreichen Interviews fragen sie nach den dahinterliegenden Gründen der Lust auf Zerstörung. Pflichtlektüre für alle, die die Gegenwart verstehen wollen. 86 Punkte
2. (-) Manfred Pfister, Englische Renaissance, Galiani
Innerhalb kürzester Zeit stieg das einst rückständige England zum Vorreiter von Kapitalismus, Kunst und Wissenschaft auf. Von hexengläubigen Herrschern über Tabak-importierenden Staatspiraten bis zu Shakespeare und Thomas Morus: Entlang von 500 Originaltexten entwirft der Literaturwissenschaftler Manfred Pfister ein umfassendes Epochenpanorama. 71 Punkte
3. (-) Katja Gloger / Georg Mascolo, Das Versagen. Eine investigative Geschichte der deutschen Russlandpolitik, Ullstein
Der Überfall Russlands auf die Ukraine wurde weltweit als Schock wahrgenommen – dabei hatten Geheimdienste den Krieg präzise vorhergesagt. Wie konnte die Öffentlichkeit das ignorieren? Die Journalisten Katja Gloger und Georg Mascolo haben zahlreiche Interviews geführt und Geheimdokumente ausgewertet. Die umfassende Rekonstruktion eines kollektiven Versagens. 49 Punkte
3. (-) Philipp Ther, Der Klang der Monarchie, Suhrkamp
Ende des 18. Jahrhunderts mag das Habsburgerreich politisch aus dem Konzert der Großmächte verschwunden sein – musikalisch erreichte es neue Höhen. Ob Mozart, Haydn, Beethoven, die Walzerkönige oder die Militärkapellmeister: In Zeiten großer Umwälzungen hielt die Musik das Reich zusammen. Der Historiker Philipp Ther erzählt von der Macht der Töne als Herrschaftsinstrument. 49 Punkte
5. (7.) Lea Ypi, Aufrecht. Überleben im Zeitalter der Extreme, A. d. Englischen von E. Bonné, Suhrkamp
Nach ihrem Welterfolg "Frei" erzählt die Politikwissenschaftlerin Lea Ypi nun die Geschichte ihrer Großmutter Leman: von Saloniki bis Tirana, vom Untergang der osmanischen Aristokratie über den Aufstieg der Nationalstaaten am Balkan bis zur kommunistischen Herrschaft. Eine Familiensaga, die von großen Umbrüchen und der Zerbrechlichkeit von Wahrheit handelt. 35 Punkte
6. (-) Karl Schlögel, Auf der Sandbank der Zeit, Hanser
Der Historiker Karl Schlögel ist berühmt für sein Werk zur Geschichte Osteuropas. Nach dem Schock des russischen Überfalls auf die Ukraine sucht er nun nach Antworten für die Gegenwart: Wie lässt sich die Verschiebung der politischen Machtverhältnisse erklären? Eine Annäherung anhand mehrerer Essays, die in den letzten Jahren erschienen sind. 30 Punkte
7. (4.) Ulrich Raulff, Wie es euch gefällt. Eine Geschichte des Geschmacks, C. H. Beck
Von Madame Pompadour bis Steve Jobs, von Johann Joachim Winckelmann bis Holly Golightly: Immer wieder traten Menschen mit feinem Sinn für das Schöne hervor – und prägten damit ganze Geschmacksepochen. Der Historiker Ulrich Raulff erzählt die Geschichte des guten Geschmacks. Über die ungeheure menschliche Leistung, ästhetische Nuancen wahrzunehmen und sie in Kultur zu verwandeln. 28 Punkte
8. (-) Florian Illies, Wenn die Sonne untergeht. Familie Mann in Sanary, S. Fischer
Sommer 1933: Nach der Machtergreifung der Nazis flieht die Familie Mann nach Südfrankreich. Im verträumten Hafenort Sanary tragen Thomas, Katia, Heinrich und die sechs Kinder Nöte und Träume mit sich. Wie gewohnt erzählt Florian Illies mit Nähe und Menschlichkeit aus dem Leben deutscher Geistesgrößen. Über den unbändigen Überlebenswillen, auch wenn die alte Welt einzustürzen droht. 25 Punkte
9. (-) Grit Straßenberger, Die Denkerin. Hannah Arendt und ihr Jahrhundert, C. H. Beck
Viele Biografien sind bereits über Hannah Arendt erschienen. Die Politikwissenschaftlerin Grit Straßenberger schafft es dennoch, etwas Neues herauszuarbeiten – indem sie den Fokus auf Erinnerungen von Freunden, Kollegen und Schülern legt. Eine selten persönliche Annäherung an die große Denkerin, die auch ihre Ambivalenzen nicht verschweigt. 22 Punkte
10. (-) Mieke Roscher, Zucht und Züchtung. Eine politische Tiergeschichte des "Dritten Reiches", Böhlau
Von der Zucht "reiner Rassen" bis zur politischen und militärischen Nutzung von Hunden, Pferden – ja, sogar Wölfen, Wisenten oder Hirschen: Als Projektionsfläche spielten Tiere in der NS-Ideologie eine wichtige Rolle. Die Historikerin Mieke Roscher liefert die erste umfassende Analyse nationalsozialistischer Tierpolitik. 21 Punkte
Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur), Peter Arens (ZDF), Maja Beckers (DIE ZEIT) Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Anja Fix (3sat), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (ZEIT-Stiftung), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Hannah Lühmann (DIE WELT), Tania Martini (FAZ), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Peter Neumann (DIE ZEIT), Catherine Newmark (Deutschlandfunk Kultur), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Katharina Schmitz (freie Autorin), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT)