Die Deutschen
Otto und das Reich
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Er ist der Urvater Deutschlands, mit ihm beginnt die deutsche Geschichte: Otto der Große. Unter ihm sehen sich die vier Ur-Stämme auf deutschem Boden erstmals als eine Schicksalsgemeinschaft.
Er ist der Urvater Deutschlands, mit ihm beginnt die deutsche Geschichte: Otto der Große! Unter ihm sehen sich die vier Ur-Stämme auf deutschem Boden erstmals als eine Schicksalsgemeinschaft. Die Urform einer deutschen Nation.
Im Jahr 955 führt Otto in der legendären Schlacht auf dem Lechfeld die "deutschen" Stämme gegen die aggressiven Feinde aus Ungarn an. 12 000 Krieger sind dem Hilferuf ihres Königs in die Nähe von Augsburg gefolgt. Gemeinsam verteidigen sie erfolgreich "ihr" Land. Die Gefahr von Außen schweißt die Stämme zusammen. Es entsteht so etwas wie ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Es ist Otto, der den Stämmen der Sachsen, Bayern, Schwaben und Franken ein eigenes Selbstbewusstsein als Gemeinschaft gibt. Er gilt als Einiger.
Feinde innen und außen
Doch die Ungarn sind nicht die einzigen Gegner Ottos: Machtgierige Fürsten und selbst die eigene Familie machen ihm das Leben schwer. Immer wieder lehnen sich die Territorialherrscher gegen den Monarchen auf. Viele Probleme, die Otto der Große mit den Fürsten hatte, hat Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel - in anderer Form - noch heute mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer. Nur geht es heute nicht mehr um Mord und Totschlag, sondern vor allem um Geld.
Gegen beinahe jedes Mitglied seiner Familie führt Otto Krieg. Mutter und Geschwister verschwören sich gegen seine Herrschaft. Das Problem: Ottos Vater, König Heinrich I., bricht mit der langen Tradition und teilt sein Reich nicht unter seinen Söhnen auf. Nach dem Willen seines Vaters soll nur einer König werden: Otto.
Vom König zum Kaiser
Der Familienstreit ist programmiert. Als König muss Otto seine Brüder fürchten, die ihm die Bevorzugung durch den Vater neiden. Vor allem Ottos älterer Halbbruder Thankmar fühlt sich durch die Entscheidung des Vaters gedemütigt und stemmt sich gegen den Aufstieg des jüngeren Bruders. Doch Otto geht seinen Weg - auch als ihm sein eigener Sohn Liudolf in den Rücken fällt. Der will seinen Anspruch auf den Thron mit allen Mitteln durchsetzen. Wieder geht Otto als Sieger hervor - und mit dem Triumph auf dem Lechfeld ist seine Macht endgültig gesichert.
Otto denkt jetzt in anderen Dimensionen: Wie Karl der Große, will er an die Tradition der Römischen Kaiser anknüpfen, dazu muss er nach Italien. Mit einem Gefolge von mehr als 1000 Kriegern überquert Otto im Jahr 961 die Alpen. Ein Hilferuf des Papstes ist der Anlass. Johannes XII. wird von einem Fürsten bedrängt, der dem Pontifex die Herrschaft über Rom streitig machen will. Otto siegt und festigt seine Herrschaft in Italien.
Auf dem Gipfel der Macht
Der Sachse Otto wird am 2. Februar 962 zum Kaiser des Römischen Reiches gekrönt. Otto hat jetzt sein Ziel erreicht und die Nachfolge Karls des Großen in Europa angetreten. Der aus sächsischem Adel stammende Herrscher ist nun König der Deutschen, König von Italien und Kaiser des abendländischen Christentums. "Liebling der Welt und Haupt des ganzen Erdkreises" wird er genannt. Er ist auf dem Gipfel der Macht.
Mehr als zehn Jahre bleibt er in Italien. Als Sachsen, Schwaben, Franken und Bayern sind seine Gefolgsleute mit Otto dem Großen nach Rom gezogen. Mit der Kaiserkrone und mit dem Namen, den die Italiener ihnen gaben, kehren sie in ihre Heimat zurück. Sie werden sich an den Namen gewöhnen und sich schließlich auch selber so nennen: Die Deutschen.