Jahresanfang, Zeit der guten Vorsätze. Da gehört „Mit dem Rauchen aufhören“ dazu. Es hat sich zuletzt viel getan durch das Rauchverbot und die E-Zigarette. Nun kommt ein großer Tabakkonzern mit einem neuen Produkt auf den Markt: dem Tabakverdampfer.
Der neue Tabakverdampfer wird an Raucher verkauft, die mindestens 18 sein müssen. Das Gerät kostet 65 Euro, die Tabaksticks 6 Euro für 20 Stück. Der Tabakverdampfer besteht aus dem Ladegerät und dem „Holder“. In diesem steckt die Heizschleife, die den Tabakblock auf etwa 300 Grad erwärmt. Der Tabakblock selbst wird in das Ende des Holders gesteckt. Knopf drücken, zehn Sekunden warten, dampfbereit.
Aber warum überhaupt wieder Tabak? 2007 wurde europaweit das Rauchverbot verschärft - und damit geschafft, was jahrzehntelange Aufklärung nicht hinbekommen hat: Rauchen ist zum gesellschaftlichen Randphänomen geworden, bei den Jugendlichen ist es ganz out. Es kommen keine Raucher mehr nach. Die, die noch konsumieren, sind ein heiß umkämpfter Markt. Ein Markt, den sich die E-Zigarette relativ schnell erschlossen hatte. Sie enthält keinen Tabak, sondern eine Flüssigkeit, das Liquid, erhältlich in verschiedenen Geschmacksrichtungen, mit Nikotin oder ohne. Es wird ebenfalls mit Hilfe einer Heizschleife erhitzt. Damit es dampft, ist Propylenglykol notwendig – der Stoff, der auch Nebelmaschinen in Discos wabern lässt. Die Tabakkonzerne haben die E-Zigarette lange nicht ernst genommen. Ein Markt, der ihnen durch die Lappen gegangen ist. Erst jetzt beginnen die Konzerne, sich darauf einzustellen.
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E-Zigarette vs. Tabakverdampfer
Aufhörhilfe? Gesellschaftlich tolerierte Alternative? Oder alter Wein in neuen Schläuchen? Wie unterscheiden sich E-Zigarette und Tabakverdampfer eigentlich in gesundheitlicher Hinsicht? Tabak wird bei über 800 Grad verbrannt. Dabei entstehen potenziell Krebs erregende Schadstoffe, die in die Lunge wandern (beispielsweise Teer). Beim Verdampfen entfallen diese Produkte. Allerdings weiß man bei den E-Zigaretten immer noch nicht genau, was in den Liquids ist. Zudem hat man keine richtige Kontrolle darüber, wie viel Nikotin man aufnimmt, weil man im Prinzip dampfen kann, bis das Liquid leer ist. Dazu kommt, dass bei der E-Zigarette und auch bei dem neuen Tabakverdampfer Propylenglykol zugefügt wird, damit es dampft. Über eine mögliche Schädlichkeit fehlen Langzeitstudien.
Sind die elektrischen Zigaretten und Tabakverdampfer gesünder als herkömmliche Zigaretten? Dazu Dr. Christoph Specht: „Jein. Mit ‚gesünder‘ dürfen die Produkte sowieso nicht werben, weil Nikotin darin enthalten ist. Weniger bekannte Schadstoffe, ja. Da würde ich sagen: Nicht rauchen ist das Gesündeste, dann kommt die E-Zigarette und dann der neue Tabakverdampfer, dann erst die herkömmliche Zigarette. Aber auch E-Zigaretten sind beispielsweise für Asthmatiker total ungesund. Aerosole bringen Feinstaubpartikel in die Luft, also auch das ‚Passivdampfen‘ ist nicht so unbedenklich.“
Rauchen ist out
Mit Produkten wie dem Tabakverdampfer versuchen Tabakkonzerne, neue Kunden zu werben – auch und gerade unter den Jugendlichen. Besteht nun die Gefahr, dass wieder mehr jüngere Menschen mit dem Rauchen anfangen? Dazu Dr. Christoph Specht: „Der Drogenbericht 2016 hat gezeigt, dass Rauchen out ist bei den jungen Leuten. 2001 hat noch jeder dritte Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren geraucht, 2015 war es nur noch jeder zwölfte. Und meine persönliche Meinung: Das ist durch bei der Jugend. Die probieren vielleicht mal die neuen Produkte, aber hören dann auch wieder auf, wenn ihnen das nicht gefällt. Oder sie bleiben dann dabei. Und da die E-Zigaretten und auch der Tabakverdampfer nicht an Jugendliche verkauft werden dürfen, ist die Gefahr recht gering, dass da eine neue Rauchergeneration herangezogen wird.“ Natürlich werde es immer einen schwarzen Markt geben, den Tabakverdampfer könne man beispielsweise schon im Internet kaufen, so Specht. „Aber ich sehe da eher nicht die Gefahr.“
„Die Tabakkonzerne müssen Geld verdienen. Sie haben den Anschluss verpasst, jetzt kommt der Tabakverdampfer. Er ist für die interessant, die mit der E-Zigarette nichts anfangen können, die vom Tabak nicht loskommen. Die sind ein Markt, nach wie vor", erläutert Specht.
Aufhören – alles andere ist ungesund!
Früher, so führt Dr. Specht weiter aus, habe man gesagt: quit or die, also hör auf zu rauchen oder stirb. „Aber da hat sich die Diskussion verändert, hin zu einem ‚less harmful‘, also weniger schädlich.“ Zum Aufhören taugt der Tabakverbrenner nach Ansicht von Dr. Specht nicht. Das sage auch der Konzern selbst. „Wenn starke Raucher dann auf Alternativen umsteigen, kann man zumindest einen kleinen Nutzen sehen. Aber ganz klar: ‚Gesünder‘ gibt es in diesem Bereich nicht. Aufhören zu rauchen ist gesund, alles andere ist ungesund.“