Der botanische Name der Taglilie „Hemerocallis“ bedeutet „Schönheit des Tages“. In ihrem Namen spiegelt sich das Blühverhalten der Taglilie: Ihre vielen schönen Einzelblüten blühen tatsächlich nur einen einzigen Tag lang, werden aber direkt am nächsten Tag von neuen Einzelblüten abgelöst. Die Taglilie gehört, anders als ihr Name vielleicht fälschlicherweise vermuten lässt, keineswegs zu den Lilien (Lilium) oder der Familie der Liliengewächse (Liliacea) – denn während die Lilie eine Zwiebel besitzt, entwickelt die Taglilie Wurzeln.
Geringe Ansprüche, volle Blütenpracht
Taglilien sind die idealen Pflanzen für Garteneinsteiger oder Gartenfreunde mit wenig Zeit. „Sie sind robust und widerstandsfähig gegenüber Krankheiten und Schädlingen“, weiß Gartenexpertin Anja Koenzen. An den Boden stellen die Pflanzen keine allzu großen Anforderungen: Er kann licht, sauer bis kalkhaltig, trocken bis feucht, aber gerne nährstoffreich sein. Kompostgaben im Herbst oder zeitigen Frühjahr führen zu üppigen Blüten. Die meisten Taglilien ziehen im Winter ein, das heißt, das Laub wird braun und dient als Mulch-Schicht. Es verrottet größtenteils bis zum Frühjahr, sodass ein mühsames Zurückschneiden nicht notwendig ist. Bleiben dennoch ein paar braune Blätter stehen, lassen diese sich einfach aus der Pflanze herausziehen. Je nach Lage zeigen sich bereits Ende März wieder frische hellgrüne Blätter. Mit weitläufigen Rhizomen wird die Staude von Jahr zu Jahr breiter.
Mit wenig Aufwand lassen sich mit den mehrjährigen Stauden farbenfrohe Blütenmeere zaubern. Das Gros der Taglilien hat ungefüllte, trichterförmige Blüten mit sechs Blütenblättern, die gestreift, gerüscht oder glatt gesäumt sein können. Taglilien gibt es bis auf die Farbe Blau in nahezu allen Farbtönen. Ihr Farbenspektrum reicht von weiß über gelb und orange, rosa und rot bis zu dunkelpurpur und tiefem Rotschwarz. Insbesondere leuchtende Farbtöne von gelb bis kräftig orange sind eine reine Augenweide und machen gute Laune. Aber auch nach der Blüte ist die Pflanze mit ihren kräftig grünen, bodenlangen Laubblättern hübsch anzusehen. Die Blütenform kann sehr verschieden sein: sternförmig oder rund, mit allerhand Zwischenstufen oder sogar spinnenförmig.
Gestaltung mit Taglilien
Für nahezu jede Gartengestaltung gibt es die passende Taglilie, denn die Artenvielfalt ist kaum zu überblicken. „In naturhaften Pflanzungen sind Wildarten wie die Zitronengelbe Taglilie (Hemerocallis citrina) und die Braunrote Taglilie (Hemerocallis fulva) mit ihren eher filigranen Blütenformen sehr beliebt“, rät die Gartenexpertin. „Für Gartengestaltungen, die auf üppige Prachtblüten setzen, sind vor allem die zahllosen großblumigen Arten die richtige Wahl.“
Wer keinen Garten besitzt, muss trotzdem nicht auf Taglilien verzichten. Alle Arten eignen sich ebenfalls ausgezeichnet als Kübelpflanzen, denn auch nach dem Blütenzauber sorgt das grasartige Laub für lebendiges Grün auf Balkon oder Terrasse.
Taglilien als Nutzpflanzen
Taglilien sind nicht nur echte Hingucker, sondern gleichermaßen auch Nutzpflanzen.
So sind die Blüten einiger Arten auch kulinarisch ein Genuss. Die Sorte Stella ist beispielsweise besonders klein wachsend, mit schön handlichen Blütenknospen, die leicht nach Erbse schmecken. Man kann die Knospen kurz in Butter andünsten, mit Sojasoße abgeschmeckt im Wok zubereiten oder einfach roh mit Frischkäse auf einem Butterbrot servieren.
Darüber hinaus sind Taglilien ein wichtiger Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin. Die Blüte der Gelbroten Taglilie (Hemerocallis fulva) beispielsweise soll Wirkstoffe gegen Schlaflosigkeit enthalten. Ihre Wurzel dient in Korea als Mittel gegen Verstopfung und Lungenentzündung. Der Wurzeltee soll harntreibend wirken.
Wichtig: Die Taglilie gehört nicht zu den Liliengewächsen, deshalb sind die Blüten essbar. Echte Lilien dagegen sind giftig, der Verzehr kann bei Kleinkindern, Hunden und Katzen sogar zum Tod führen.
Pflanzung und Pflege
Die beste Pflanzzeit für Taglilien ist wie für nahezu alle Stauden Frühjahr oder Herbst – allerdings können sie auch zwischen April bis Oktober gepflanzt werden, müssen dann allerdings mehr vor Trockenheit geschützt werden. Wichtig für die Pflanzung ist, die Taglilien nicht zu dicht zu setzen. Ein Pflanzabstand von 50 bis 60 Zentimetern ist bei den meisten Arten optimal. Die Pflanze sollte so tief gesetzt werden, dass der Wurzelansatz etwa drei bis fünf Zentimeter mit Erde bedeckt ist. Nach dem Pflanzen einmal durchdringend wässern.
„Bei anhaltender Trockenheit sollten die Stauden rechtzeitig gegossen werden“, mahnt Anja Koenzen. „Einige Arten werfen sonst ihre noch ungeöffneten Blütenknospen ab.“ Das rechtzeitige Entfernen der Samenstände verhindert eine nicht kontrollierte Vermehrung, denn Taglilien kreuzen sich sehr leicht miteinander.
-
Vermehrung von Taglilien
Bei der Aussaat von Samen sollten diese dem Durchmesser des Samenkorns entsprechend abdeckt und für gleichmäßige Feuchtigkeit gesorgt werden. Bis zur Keimung sollten die Tagestemperaturen um circa 20 Grad Celsius liegen, danach die Sämlinge hell und mäßig warm stellen.
Neben der Aussaat können die Pflanzen aber auch durch Teilung gezielt vermehrt werden. Der perfekte Zeitpunkt für eine Teilung sind Frühjahr oder Herbst – hier allerdings mindestens sechs Wochen vor Frostbeginn. Die Staude ausgraben, mit einem scharfen Spaten teilen und die Teilstücke am neuen Standort so tief einsetzen, dass der Übergang zwischen Wurzeln und Blattfächern mindestens zwei Daumen dick mit Erde bedeckt ist. Anschließend gut wässern.