Kreuzfahrtschiffe haben umwelttechnisch gesehen gleich mehrere Probleme. Ein großer Teil der weltweit 600 Kreuzfahrtschiffe wird mit Schweröl betrieben – ein Produkt, das bei der Verarbeitung von Öl übrig bleibt und sehr billig abgegeben wird, da die Raffinerien es sonst entsorgen müssten. Bei der Verbrennung entstehen deutlich mehr Abgase als etwa bei Benzin oder Diesel. Unter anderem werden Schwefeldioxid, Stickoxid und Feinstaub bzw. Rußpartikel in die Atmosphäre abgegeben.
„Abgesehen davon, dass diese Stoffe in unseren Lungen landen, werden sie von Kreuzfahrtschiffen auch in die Arktis gebracht. Dort tragen sie laut NABU zur Erwärmung bei. Polar-Kreuzfahrten sind also besonders schädlich“, warnt Volker Angres, Leiter der ZDF-Umweltredaktion. „In der Industrie gelten in Europa strenge Auflagen. Nicht so in der Schifffahrt – da gibt es noch keine Vorschriften über den Schadstoffausstoß“, ergänzt er. Belastend sind die Schweröl-Abgase nicht nur auf hoher See und in Küstennähe, sondern auch im Hafen: Für die Stromversorgung laufen die Motoren auch dort – und das sorgt für schmutzige Luft.
Schweröl bereitet Probleme
Damit Schweröl in die Maschine fließen kann, muss die zähe Masse aufgeheizt und gefiltert werden. „Es entsteht ein Schlamm-Rückstand, der sogenannte Sludge, der oft auf hoher See entsorgt wird“, sagt Angres. So wollten manche Reeder offenbar die Entsorgungsgebühren sparen. Doch gerade Kreuzfahrtschiffe sind in umweltsensiblen Gebieten unterwegs, zum Beispiel in Fjorden. Komme es dort zu einer Havarie, bereite Schweröl besondere Probleme. Es muss erhitzt werden, bevor es aus den Tanks entfernt werden kann.
Umweltschonendere Alternativen
Um die Umweltbelastung zu reduzieren, sei der Einsatz technischer Mittel denkbar, so Volker Angres. So etwa das sogenannte Seawater Scrubbing: Dabei werden Schiffsabgase mit Wasser von Schwefeloxiden und Teilen des Feinstaubs gereinigt. „Diese Technik verursacht allerdings Abfälle, die dann wiederum an Land entsorgt werden müssen. Es besteht hierbei auch die grundsätzliche Gefahr der illegalen Entsorgung auf See“, sagt Volker Angres.
Daneben gibt es auch die Möglichkeit, schwefelarme oder alternative Treibstoffe einzusetzen, wie zum Beispiel Liquefied Natural Gas (LNG), wodurch sich der Feinstaubaustoß um bis zu 99 Prozent reduzieren ließe. „Trotzdem wird der Nutzen kontrovers diskutiert, denn der Energiebedarf für Transport und Lagerung ist hoch“, erklärt Volker Angres. „Das Gas muss bei durchgehend -162 Grad Celsius gelagert werden. Obendrein wird bei der Förderung von LNG das Treibhausgas Methan frei.“
Auch bei der Infrastruktur im Hafen gibt es Alternativen: In der Regel wird der Strom für Licht oder Klimaanlagen der im Hafen liegenden Schiffe von den bordeigenen Motoren bereitgestellt. Die Alternative wäre eine Landstromversorgung, bei der die Schiffe an eine Art Steckdose am Liegeterminal angeschlossen werden. Der Haken dabei ist, dass weder die landseitigen Anschlüsse noch die bordeigenen Vorrichtungen genormt sind. Die Nachrüstung mit Stromanschlüssen ist wenig attraktiv. Auch schwimmende Gaskraftwerke, sogenannte LNG-Barges, wären eine Möglichkeit. „In Sachen Luftreinhaltung ist das eine gute Sache, was die CO2-Bilanz angeht leider weniger.“
Strengere Regeln gefordert
Letztlich sei dies eine ordnungspolitische Angelegenheit, so Angres. „Ähnlich wie bei der Reduzierung des FCKW-Ausstoßes müsste es viel strengere internationale Regeln geben, die für alle verbindlich sind. So zum Beispiel ein komplettes Verbot von Schweröl als Kraftstoff sowie genormte Netzstecker für die Stromversorgung.“