Der aktuelle Krankenhaus-Report des AOK-Bundesverbands legt dar, dass die Behandlungsergebnisse für Patienten in der Regel besser sind, wenn bestimmte Eingriffe an einem Krankenhaus häufiger erfolgen. Um die Qualität bei Operationen zu steigern, gibt es gesetzliche Mindestmengenregelungen. Sie geben vor, wie oft eine bestimmte Behandlung in einer Klinik durchgeführt werden muss. Bisher gibt es diese für sieben Leistungsbereiche, darunter Nierentransplantationen, den Einsatz von künstlichen Kniegelenken und die Versorgung von Frühchen. Der AOK-Bundesverband fordert nun eine Ausweitung der Mindestzahlregelung bei Hüftgelenkersatz, Schilddrüsen- und Brustkrebsoperationen sowie der Geburtshilfe.
Vor- und Nachteile der Mindestmenge
„Übung macht den Meister“ – das gilt nicht nur für den Handwerksmeister, sondern auch für den Arzt. „Statistisch gesehen sterben in den Klinken mit Erfahrung weniger Patienten während und nach der Operation. Zudem ist die Rate an Komplikationen geringer“, bestätigt Medizinjournalist Dr. Specht. Mit der Forderung, die Mindestzahl an Operationen auszuweiten, handelt die AOK zum einen zum Schutz der Patienten. Auf der anderen Seite geht es der AOK um Kosteneinsparung. „Kliniken, die in einem Operationsverfahren viel Erfahrung haben, haben auch eine bessere Statistik, was Komplikationen und Folgebehandlungen anbelangt. Damit besteht für die Krankenkassen eine Chance, Geld einzusparen“, so Dr. Specht.
Ein Nachteil: Nicht immer werden die Mindestmengen an Operationen eingehalten. Es gibt zahlreiche Sondergenehmigungen, mit denen Kliniken die Mindestmengenregelung umgehen können. Kliniken müssen zum einen durch bestimmte Operationen Geld einnehmen, zum anderen müssen sie aus Renommee-Gründen bestimmte Operationen anbieten. Gerade deshalb fordert die AOK, keine Ausnahmen mehr von der Mindestmengenregelung zuzulassen und Transparenz darüber zu schaffen, welche Klinken die Mindestmengen nicht einhalten.
Für Patienten kann eine Verschärfung der Mindestmengen insofern von Nachteil sein, dass viele Eingriffe nicht mehr am Ort der Wahl durchgeführt werden können. Stattdessen gibt es womöglich bestimmte Zentren, die auf diese Eingriffe spezialisiert sind. Gegebenenfalls müssen Patienten größere Fahrtstrecken auf sich nehmen.
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Mindestmenge ist ein quantitativer WertDie Zahlen über Mindestmenge an Operationen finden Patienten auf den Homepages der Kliniken, die aber veraltet sein können. Dabei handelt es sich oftmals um Fallzahlen. Die Mindestmenge kann die Qualität nicht vollständig abbilden. Es kann viele Gründe geben, weshalb ein Patient nach einer Operation verstirbt. Tod nach einer Operation ist nicht unbedingt der mangelnden Praxiserfahrung des Arztes geschuldet.
Eine Zahl gibt nicht unbedingt Aufschluss darüber, ob eine Klinik mit 49 durchgeführten Operationen in einem Bereich schlechter ist als eine Klinik, die 50 Operationen in diesem Bereich durchgeführt hat. Mindestmengen geben Aufschluss über die Anzahl der Operationen, die in einer Klinik durchgeführt wurden – diese Zahl sagt allerdings nichts über die Erfahrung des Arztes aus. „Die Festlegung auf eine Zahl ist medizinisch gesehen nicht sinnvoll. Letztendlich stellt sich aber die Frage, wie man es anders machen soll“, so Dr. Specht.
So findet man ein gutes Krankenhaus„Das allerwichtigste vor allen Zahlen ist ein gutes Vertrauensverhältnis zum Arzt“, sagt Dr. Specht. Dieser kann dem Patienten mit gutem Rat zur Seite stehen und eine Klinik empfehlen. Als Patient sollte man allerdings Nachfragen stellen: Hat der Arzt bereits gute Erfahrungen mit der Klinik gemacht? Ist bereits einer seiner Patienten dort operiert worden? Zusätzlich sollte man sich andere Meinungen einholen.
Mit Material von ZDF, dpa, afp