Pater Nikodemus, Sie stammen aus Deutschland, leben seit 2003 als Benediktinermönch und dazu noch in Jerusalem. Warum?
Ich bin quasi ein doppelt Verliebter, verliebt in Gott und verliebt in Jerusalem. Und als Mönch in Jerusalem kann man diese beiden Verliebtheiten wunderbar leben. Diese Verliebtheit in echte Liebe, echte Beziehung zu überführen, das ist die Herausforderung und da gebe ich auch ehrlich zu: Mönchsein ist nicht immer Wolke Sieben. Das bedeutet eben auch mit Gott kämpfen, mit Gott ringen, eben auch manchmal verzweifeln, ihn nicht verstehen. Ich glaube, das kennen alle, die in einer Beziehung sind. Auch Beziehung ist auch ein Auf und Ab und ja, deswegen erlebe ich mein Leben auch sehr intensiv. Ich glaube, das größte Missverständnis gegenüber Mönchen ist, dass wir so ein langweiliges Leben haben, weil natürlich wir beten, wir arbeiten, wir essen zusammen. Wir haben einen sehr festen Tagesablauf. Der hilft aber nur, das, was innerlich da wirklich wühlt, auch gut zu strukturieren.
Warum verlassen Sie jetzt sozusagen die Klostermauern und stürzen sich für’s ZDF in weltliche Abenteuer?
Kirche ist für mich Heimat, Geborgenheit, ist auch der Ort, an dem ich lebe, an dem ich atme, an dem ich wachse, aber das kann ja auch was sehr Gemütliches und Selbstbezogenes haben. Kirche bedeutet aber immer auch Rausgehen. Jesus ist ja auch nicht nur mit seinem Jüngern daheim gesessen und sagt: So, jetzt erzähle ich euch mal ein Gleichnis, jetzt essen wir gemeinsam. Diese Momente gibt es, aber er ist immer rausgegangen an die Straßen, hat auch mit den Leuten gesprochen, mit denen andere gar nicht gesprochen haben. Er ist also auch schon an die Grenzen gegangen. Ich bin natürlich in der Welt nicht mehr so zuhause wie früher, weil ich natürlich Mönch bin. Das heißt, es wird für mich auch unglaublich spannend werden und die Welt kennt ja meistens so Leute wie mich gar nicht.
Viele kennen ja Feiertage wie Dreikönig, Fronleichnam, Mariä Himmelfahrt, Allerheiligen gar nicht mehr. Welche Rolle spielen die Feiertage in der Sendung?
Die Feiertage sind eine heilsame Unterbrechung. Wir sind ja alle so ein bisschen im Hamsterrad, ob wir das wollen oder nicht und wir neigen dazu, in so einen Trott zu kommen. Eben, wir kennen das, wir haben unsere Routine morgens, mittags, abends, mit Freunden, der Arbeit. Der Feiertag ist da so ein Bremsklotz im Leben, aber ein positiver Bremsklotz: So, jetzt mal raus aus der normalen Routine, raus aus dem Hamsterrad und einen Vorgeschmack bekommen von dem, was Mensch sein ist. Eigentlich auch ein Vorgeschmack vom Paradies, da bricht der Himmel schon mal in den Alltag hinein.