Die Minuten-Verwalter haben alles im Griff ...

Daniel Pontzen trifft Robert Redford und Jane Fonda in New York

Tiny World: Rockefeller Center, New York
Tiny World: Rockefeller Center, New York
Quelle: ZDF

Die Minuten-Verwalter sind ziemlich aufgeregt heute morgen. Rund ein halbes Dutzend von ihnen eilt durch die mit weichem Teppich ausgelegten Flure des Nobelhotels gleich neben dem Central Park in Manhattan. Robert Redford und Jane Fonda haben sich hier an diesem Septembervormittag im zwölften Stock eingefunden, noch sind sie nicht zu sehen, sie sitzen in einem der vielen von Netflix angemieteten Räume, denn bei dem Online-Stream-Dienst erscheint in Kürze der Film „Our Souls At Night“. Jetzt müssen Redford und Fonda, die Hauptdarsteller, Werbung dafür machen, sie geben ein Interview nach dem anderen, jeweils wenige Minuten lang, an amerikanische Sender, australische, belgische, deutsche. Alles ist durchgetaktet, minutiös im Wortsinn, je nach Größe und Bedeutung des Senders gibt es mehr oder weniger Minuten. Das ZDF hat zehn bekommen, jeweils, also zehn Redford-Minuten und zehn Fonda-Minuten, was für Hollywood-Maßstäbe geradezu unanständig viel ist, am Anfang war von fünf Minuten die Rede, von beiden zusammen.

Robert Redford
Daniel Pontzen und Robert Redford.
Quelle: ZDF / Kyle Simmons

Es hat also etwas von Fließband-Arbeit, was Jane Fonda und Robert Redford heute zu erledigen haben, was der großen Würde und Anmut, die sie in ihrem neuen Film ausstrahlen, nicht wirklich gerecht wird, aber Geschäft ist Geschäft. Den Minutenverwaltern geht es jetzt also um einen möglichst reibungslosen Ablauf, sie sind präzise und unbestechlich, und schon als ich hineingerufen werde ins Interview-Zimmer, während ich mich hineinquetsche in den Raum, vorbei an Kameras, Scheinwerfern und jenem Reporter, der vor mir dran war, läuft die Uhr.

Und dann bekomme ich ein Gespür dafür, was das Wort Aura bedeutet. Robert Redford, der sich als einziger von der Nervosität des Treibens um ihn herum nicht anstecken zu lassen scheint, erzählt, als er erfährt, dass nun das deutsche Fernsehen da ist, von einem Trip nach Berlin, den er kürzlich gemacht hat mit seiner deutschen Frau, und dass er sich mit Angela Merkel getroffen hat, der Kanzlerin, die es ja seit gestern auch nicht leichter habe, nach diesem Ergebnis – tags zuvor war die Bundestagswahl gewesen.

Wenig später erzählt er dann davon, wie sich die politische Lage in seinem eigenen Land verändert hat, und warum er es müßig findet, sich nun an Trump abzuarbeiten. „Wir sind diejenigen, die es ihm erlaubt haben, Präsident zu werden. Das ist nicht sein Fehler“, sagt Redford. „Er ist einfach die Person, die er immer war. Und jetzt plötzlich finden wir das bedrohlich, alarmierend, wir mögen nicht, was er tut? Da müssen wir, finde ich, das Objektiv durch das wir schauen umdrehen – und auf uns selbst richten. Dass er nun da ist, ist unsere Tat.“ Viel zu schnell sind die zehn Minuten vorbei, am Ende werden es knapp zwölf, weil es mir gelingt so zu tun, als würde ich die zunehmend raumgreifenden Warnzeichen eines Minutenverwalters gegen Ende des Interviews nicht mitbekommen, doch irgendwann sagt er „Sorry, die Zeit ist abgelaufen, wir sind schon drüber“, und sein Blick verrät, dass es bei diesen anderthalb Minuten Überhang bleiben wird. Das obligatorische Foto noch, fünfzehn Sekunden, ein Händedruck, ein Lächeln, das man aus dem Kino kennt, und dann geht es rüber, durch den Flur, einmal links, zu Jane Fonda.

Jane Fonda
Jane Fonda und Daniel Pontzen.
Quelle: ZDF / Kyle Simmons

„Es ist noch weitaus schlimmer, als ich es mir je vorgestellt hätte. Und ich glaube so geht es nun fast jedem hier: dass wir nicht realisiert haben, wie schlimm die Regierung von Trump und seinen Leuten sein würde“, sagt Fonda, die immer noch großartig aussieht und das wohl auch täte, hätte sie nicht irgendwann angefangen, sich sogenannten Schönheitsoperationen zu unterziehen, weil sie es für ihren Job als notwendiges Übel empfand, wie sie einmal in einem Interview sagte. Wie bei Redford, der 81 ist inzwischen, hat auch Jane Fonda, 79, einen unfassbaren Drive, wie man das hier nennt, eine Energie und Wucht, die man vielen 30-Jährigen wünschen würde. „Was man in den täglichen Nachrichten sieht – die Ermittlungen und all das – das ist nur die Oberfläche“, hebt sie an mit Blick auf Trump, „hinter den Kulissen geschehen derweil schreckliche Dinge, von den viele gar keine Notiz nehmen: mit Blick auf die Umwelt, auf unsere Schulen oder die Arbeit der Polizei. Es ist sehr schlimm und gefährlich, was sich da gerade vollzieht – und wir müssen versuchen, dies zu stoppen.“ 

Bald sind auch diese zehn Minuten um. Wie schon Robert Redford zuvor sprach auch Jane Fonda davon, was ihr Mut mache und was helfen könne bei der Überwindung des Hasses, der Polarisierung, die sie wahrnimmt in ihrem Amerika 2017. Man hätte beiden gern noch sehr viel länger zugehört, beiden, aber geht nicht, schon klar, zumal noch ein Sammel-Interview mit Zeitungsjournalisten ansteht für die beiden und für Jane Fonda ein Skype-Interview nach Australien. Es ist anstrengend, keine Frage, aber die Minutenverwalter haben alles im Griff, freundlich, aber bestimmt.

 

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