Wie schon in der Vorsaison geht Hertha BSC den starken Teams in der Liga besonders gern auf die Nerven. Der Besuch aus Leipzig (Samstag, 18:30 Uhr) kommt den Berlinern also zupass – und da stört es sie auch nicht, dass die bisherigen Heimspiele gegen RB böse danebengingen.
Pal Dardai zelebrierte mal wieder sein ungarisches Filou-Lächeln, als er über die Vorzüge des Sonnabend-Gegners Leipzig (erste Bilder im Free-TV ab 23 Uhr im aktuellen sportstudio) sprach – und über die Möglichkeiten seiner eigenen Mannschaft, darauf zu reagieren. „Wir werden etwas anders machen“, kündigte Herthas Trainer vor dem Duell mit den Sachsen geheimnisvoll an. „Das sollen sie an der eigenen Haut spüren.“ Sprach’s und ließ das Bekenntnis folgen: „Ich habe ein sehr gutes Gefühl.“
BVB die Flügel gestutzt
Das kann der muntere Coach auch haben, RB entspricht schließlich genau dem Beuteschema der Berliner. Als Fünfter rangiert das Team von Ralf Rangnick aktuell noch einen Platz über den Hauptstädtern, deren Manager Michael Preetz betont: „Für uns ist das ein Spitzenspiel.“ Zugleich ist dies die nächste Warnung an Leipzig – denn an den biestigen Berlinern beißen sich in diesem Herbst gerade die Top-Klubs der Liga zuverlässig die Zähne aus.
Ihr letztes Opfer waren die Überflieger aus Dortmund, denen Dardais widerspenstiges Ensemble beim 2:2 vor einer Woche ein wenig die Flügel stutzte. Dem Remis bei Spitzenreiter BVB gingen beeindruckende Heimsiege gegen den Zweiten (Bayern) und Dritten (Gladbach) voran. Gegen die etwas kleineren Lichter im Land, wie Freiburg (1:1) oder Mainz (0:0), blieb die Hertha hingegen zuletzt blass.
Zartes Pflänzchen
Preetz‘ Ziel, die Spielweise des Vorjahreszehnten attraktiver zu machen, bekommt zwischendurch immer mal wieder einen Schub, doch das Ganze bleibt fürs Erste eben auch ein zartes Pflänzchen. Dabei gefiel den Berlinern die Rolle des Underdogs schon in der Vorsaison ausgesprochen gut: Da gelangen ihnen unter anderem je zwei Remis gegen Meister München und Hoffenheim sowie Auswärtssiege in Leipzig, Leverkusen und Frankfurt.
Um einen „richtigen Fight“ auf dem Rasen zu entfachen, ließ Dardai in der Vergangenheit bei Trainingsspielchen, wo er den Schiedsrichter gab, schon mal fast alles durchgehen. Auch bei härteren Fouls ging es ohne Unterbrechung weiter – eine spezielle Form, um Widerstandskräfte zu schulen. Er wolle die eigene Mannschaft damit ein bisschen ärgern, feixte der frühere Mittelfeldspieler dazu. Und das mit dem Ärgern klappt dann auch bei prominenten Gegnern ganz gut.
Freude über Uralt-Methode
Vizemeister Schalke bugsierte der 42-jährige Dardai gleich am zweiten Spieltag in seine bislang zähflüssige Runde, indem er den frisch ins Revier gewechselten Nationalspieler Sebastian Rudy in Manndeckung nehmen ließ. „Eine Uralt-Methode“, freute sich der Ungar nach dem 2:0 über seinen nicht mehr ganz zeitgemäßen, aber erfolgreichen taktischen Kniff. Und nach dem jüngsten Besuch beim schwarz-gelben Schalker Revierrivalen schwärmte Angreifer Davie Selke offen über die rustikale DNA des Teams: „Wir sind eine richtig eklige Mannschaft.“
In der Partie gegen Leipzig, wo wegen der Ausschreitungen von rund 100 Hertha-Chaoten am vergangenen Wochenende in Dortmund unter anderem das Mitbringen von Blockfahnen – im ganzen Stadion – verboten ist, kann Dardais Personal nun die nächste Ekel-Stufe erklimmen. In der Bundesliga gab’s gegen RB zu Hause schließlich zwei Mal eine böse Packung (1:4, 2:6). Kein Problem, findet Berlins Bank-Chef, der einfach lächelt: „Das ist so weit weg, wir wollen uns damit nicht beschäftigen.“