Im Achtelfinale der Champions League zwischen Chelsea und Bayern geht es nur am Rande ums verlorene "Finale dahoam" von 2012. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob sich Trainer Flick international bewährt. Davon hängt auch sein Verbleib ab.
Hansi Flick hat das verlorene "Finale dahoam" 2012 nur als Unbeteiligter verfolgt, weshalb er allein schon deshalb von einer Verquickung und Begriffen wie Revanche vor dem aktuellen Achtelfinale der Champions League absieht. Für ihn geht es einzig um die Gegenwart und Zukunft.
Im Mittelpunkt der Treffen mit dem FC Chelsea an diesem Dienstag und im Rückspiel am 18. März in München steht ja die Frage, ob sich der Trainer des FC Bayern international bewährt. Davon hängt sein Verbleib über den Sommer hinaus wohl entscheidend ab.
Rummenigges Girlande zum 55. Geburtstag
Dass die Münchner die kommende Saison mit Flick angehen werden, ist derzeit sehr wahrscheinlich. Das brachte auch Karl-Heinz Rummenigge zum Ausdruck, als er dem Trainer im Fachblatt kicker am Montag eine verbale Girlande zu dessen 55. Geburtstag flocht. "Er hat einen klaren Matchplan. Die Mannschaft ist taktisch so ausgerichtet wie bei Louis van Gaal, Jupp Heynckes und Pep Guardiola", schwärmte der Vorstandschef und unterstrich mit seinem Vergleich, welch hohe Wertschätzung Flick genießt.
Dieser sei "ein wichtiger Faktor, er hat eine empathische Verbindung zur Mannschaft und macht es auch in der Öffentlichkeit sehr gut", lobte Rummenigge Flick weiter. Zudem lehrt der Trainer seit seinem Amtsantritt Anfang November wie seine berühmten Vorgänger jenen Ballbesitz- und Offensivstil, den die Bayern unter Niko Kovac vermisst hatten, besonders beim Achtelfinal-Aus gegen den FC Liverpool 2019. "Das darf uns nicht noch einmal passieren", hatte Rummenigge damals verfügt.
Flick weiß das, und ebenso, dass ihm die Bilanz von 14 Siegen aus seinen bisherigen 17 Spielen nicht zum Verbleib verhelfen dürfte, wenn man nun gegen das junge Chelsea-Team ausscheiden sollte.
Der Rat von Triple-Trainer Heynckes
Die beiden Vergleiche mit dem Traumagegner, bei dem nur der damalige Kapitän Frank Lampard nun als Coach noch dabei ist, werden zur Reifeprüfung. Für die aktuelle Bayern-Mannschaft mit ihrem Hang zu Nachlässigkeiten wie für ihren Trainer.
All das Lob, das Flick in Empfang nehmen darf – von seinen Spielern, aus dem Verein, Experten und auch von Bayerns Triple-Trainer Heynckes, der früh zu einer Ära mit Flick riet – all diese Elogen also wären bei einem Aus überdeckt vom schweren Makel, den eigenen Ansprüchen wieder nicht gerecht geworden zu sein. Flick weiß, was das für seinen Wunsch, die Mannschaft dauerhaft anleiten zu dürfen, bedeuten könnte.
Flicks selbstbewusste Gelassenheit
Er gibt sich aber gewohnt gelassen und verweist selbstbewusst auf seine Unabhängigkeit. "Wenn es so sein sollte, dass sie einen anderen Trainer haben wollen, dann geht bei mir die Welt auch nicht unter und mein Leben weiter", sagte er. Sein weniger beachteter Zusatz, "wenn man überzeugt ist, wird man eine Entscheidung treffen", umriss die Bedeutung der Auftritte in der Champions League.
Im Klub warten sie aus Vorsicht und strategischen Erwägungen noch ab mit weitreichenden Zusagen für Flick, obwohl sie sich eine Zukunft mit ihm sehr gut vorstellen können und "bis dato total zufrieden" sind, wie Rummenigge sagte. Nach allem, was zu vernehmen ist, denken sie derzeit entgegen anders lautender Gerüchte nicht an Thomas Tuchel (Paris) und Erik ten Hag (Amsterdam).
Roter Teppich oder Goldene Brücke?
Wenn man so will, haben die Bayern Flick den roten Teppich bereits ausgerollt. Er muss nur noch drüber gehen, indem er ins Viertelfinale einzieht. Das könnte neben den national angestrebten Titeln schon reichen, vor allem dann, wenn die Klubführung stilistisch weiterhin sieht, was sie erwartet. Sollte Flick nicht erfolgreich sein und man sich wider Erwarten trennen, hätte Rummenigge ihm mit seinen Lobreden eine goldene Brücke gebaut für eine Zukunft anderswo. Auch das macht Flick gelassen.