Letzte Chance Meisterschaft. Nach dem Aus in der Champions League gegen Tottenham und vier Wochen zuvor im DFB-Pokal gegen Bremen bleibt für Borussia Dortmund nur noch eine Titeloption. Kapitän Marco Reus nimmt das schwächelnde Team in die Pflicht. Und auch Sebastian Kehl sieht den Fokus nun auf der Bundesliga.
Für die Verlierer gab es keine Pfiffe, sondern Applaus. Trotz des Knockouts im Achtelfinale der Champions League wurden die Dortmunder Profis von den Fans auf der mächtigen Südtribüne gefeiert. Damit quittierte der Anhang beim 0:1 (0:0) gegen Tottenham Hotspur den leidenschaftlichen und starken Auftritt ihrer Mannschaft in der ersten Halbzeit, der jedoch nicht belohnt wurde. «Natürlich war die Enttäuschung bei uns riesengroß», bekannte BVB-Kapitän Marco Reus bei «Sky», «aber was die Fans gemacht haben, war weltklasse. Wir hatten Gänsehaut. Solche Momente geben uns viel Kraft.»
Dortmund mental unbeschädigt
Diese Kraft werden die Dortmunder in den kommenden Wochen brauchen. Denn binnen eines Monats haben sie sich aus dem DFB-Pokal verabschiedet, ihren großen Vorsprung in der Bundesliga und den Einzug ins Viertelfinale der Champions League verspielt. Für Nationalspieler Reus ist die Schmerzgrenze damit erreicht: «Wir wissen, dass der Kredit der Fans nicht lange anhält. Wir müssen nun liefern und am Samstag den Turnaround schaffen», forderte er mit Blick auf die Partie an gleicher Stätte gegen den VfB Stuttgart und den Titelzweikampf mit den nun punktgleichen FC Bayern.
Obwohl der Negativtrend mit nur einem Sieg aus den vergangenen acht Spielen anhielt, hat die Mannschaft nach Einschätzung von Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc beim vergeblichen Anrennen auf das Tor der «Spurs» keinen mentalen Schaden genommen: «Die Leistung in der ersten Halbzeit und der Schulterschluss mit den Fans geben uns noch mal einen Push in der Meisterschaft.» Ähnlich sah es Trainer Lucien Favre: «Ich nehme das heute sehr positiv. In der ersten Halbzeit war für mich nur eine Mannschaft auf dem Platz.»
Powerplay - aber ohne Erfolg
Bis zum Pausenpfiff schien der Bundesliga-Tabellenführer einem Fußball-Wunder nahe. Doch das mitunter sehenswerte Powerplay blieb ohne Ertrag, weil selbst beste Chancen vergeben wurden und Gäste-Keeper Hugo Lloris gleich mehrfach seine Klasse unter Beweis stellte. 20:5 Torschüsse, 62 Prozent Ballbesitz und eine Passquote von 90 Prozent reichten am Ende nicht zum Sieg - nicht einmal zu einem Remis.
«Ich habe eine sehr gute Leistung in der ersten Halbzeit gesehen. Was gefehlt hat, war das Tor, das eine Initialzündung hätte geben können», klagte Zorc. Doch mit dem 1:0 durch den englischen Nationalstürmer Harry Kane erlosch das letzte Fünkchen Hoffnung. «Das hat uns den Stecker gezogen», bekannte Reus.
Kehl will Schwung mit in die Liga nehmen
Sebastian Kehl, Chef der Lizenzspielerabteilung bei Borussia Dortmund, sieht trotz des Ausscheidens im Achtelfinale der Champions League gute Ansätze beim BVB. "Das Ausscheiden ist vielleicht, wenn man beide Spiele addiert, unnötig. Wir haben es ein Stück weit in London verspielt", sagte Kehl nach dem Spiel: "Aber wir haben viel Positives gesehen, das sollte uns Schwung und Kraft geben." Der Fokus gelte nun der Bundesliga, betonte Kehl, dort müsse das Team eine ähnliche Leistung und Bereitschaft wie in der Königsklasse zeigen.
"Hohe Intensität, Begeisterung, Leidenschaft, tolle Chancen", zählte der Ex-Profi auf: "Darauf können wir aufbauen, das ist die Benchmark. Gegen Tottenham hatte der BVB eine Vielzahl an Möglichkeiten vergeben, zudem glänzte Gäste-Torhüter Hugo Lloris mit starken Paraden. Nach dem 0:3 aus dem Hinspiel in London hätte Dortmund "mehr Spielglück" benötigt, meinte Kehl.