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Super Bowl: Halftime Show von Maroon 5

Abgesang auf einen TV-Mythos

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Die Halftime-Show beim Super Bowl galt lange als Inbegriff spektakulärer Unterhaltung. Doch in Atlanta reibt sich die TV-Ikone im amerikanischen Kulturkampf auf.

Maroon-5-Sänger Adam Levine (l.) mit Big Boi (M.)
Maroon-5-Sänger Adam Levine (l.) mit Big Boi (M.)
Quelle: usa today sports

Am Ende der Halftime-Show staunten die 70.000 Football-Fans nicht schlecht. Ein irres Feuerwerk erleuchtete den Nachthimmel über Atlantas Mercedes-Benz Stadium. Leider konnten sie das Spektakel nur über die gigantische Videoleinwand verfolgen.

Niedrige Erwartungen unterboten

Die eigentliche Show unten auf dem Rasen war für alle live zu sehen, aber leider nicht annähernd so spektakulär. Denn die Pop-Band Maroon 5 passte sich dem sportlichen Niveau beim Super Bowl 53 an, der als punktärmster in die Geschichte des American Football eingeht.

Die Erwartungen an Maroon 5 waren ohnehin nicht besonders hoch, und doch blieb die Band aus Kalifornien darunter. Eine Lasershow sollte für Spektakel sorgen, hunderte bunte Leuchtpads, quer über den Rasen verteilt, für Stimmung.

Funke springt nicht über

Doch als Frontmann Adam Levine seine Truppe auf die Bühne führte, auf ein riesiges, leuchtendes M, sprang der Funke nicht über. Sein mit Tattos plakatierter Körper war zwar ein Hingucker, aber die Songs nur solider Pop. Die Akustik dafür im Stadion war unterirdisch und sogar schlechter als die Stadion-Ansage während des zähen Football-Spiels, das die New England Patriots schließlich mit der Mini-Punktzahl von 13:3 über die Los Angeles Rams gewannen.

Nur die fürs TV angeheuerte Fan-Staffage unten auf dem Rasen ging mit bei der Halbzeit-Show, die in den vielen Jahren zuvor mit legendären Auftritten von Michael Jackson, Prince, U2, Bruce Springsteen, den Rolling Stones und rund um das so genannte „Nipplegate“ mit Janet Jackson TV-Geschichte schrieb.

Big Boi in Pelz und Jogginghose

Auf den Rängen diesmal? Beinahe Schweigen. Auch Co-Act Travis Scott lockte die Fans kaum aus der Reserve. Einzig der Gast-Auftritt von Big Boi geriet zum Event. Der Lokalmatador aus Atlanta ließ sich im schmucken Oldie-Cabrio zur Bühne kutschieren und rappte, was das Zeug hielt - in knallrotem Jogger unter dicker Pelzjacke. Was für eine Kombination.

Die einzigen Ah‘s und Oh‘s aus dem Publikum kamen trotzdem nicht zum Bühnenact, sondern vorher beim witzigen Werbefilm der NFL zum anstehenden 100. Saisonjubiläum: Frühere und aktuelle Helden des amerikanischen Lieblingssports zerlegten sehenswert einen Festsaal im Kampf um einen goldenen Football.

So geriet die Halftime-Show zum Desaster mit Ansage. Auch für Sponsor Pepsi, das in der Heimatstadt des Konkurrenten Coca-Cola zuvor viele Punkte gesammelt hatte mit frechen Plakatwänden wie: „Pepsi in Atlanta. Wie erfrischend.“

Absagen der Superstars

Denn Maroon 5 war maximal dritte Wahl für die Show, diesen Mythos amerikanischen Fernsehunterhaltung. Nachdem schon in den vergangenen Jahren Justin Timberlake und Lady Gaga beim Publikum durchgefallen waren, fiel der NFL nun ihre schwammige Politik in der Causa Colin Kaepernick auf die Füße.

Superstars wie Rihanna und Pink sollen für die Show abgesagt haben, aus Solidarität mit dem früheren Quarterback der San Francisco 49ers. Die Liga findet bis heute keine klare Linie dabei, mit dem von Kaepernick ausgelösten Protest gegen den Alltagsrassismus in den USA umzugehen.

Größte aller Bühnen?

Popstar Jay-Z hat seine Absage sogar im Song „Apeshit“ verewigt. „I said no to the Super Bowl. You need me, I don‘t need you.“ Erst Mitte Januar konnte die NFL das endgültige Lineup für die Halbzeit-Show in Atlanta präsentieren, die Commissioner Roger Goodell kurz vor dem Super Bowl noch stolz als „größte aller Bühnen“ bezeichnete.

Selbst die Suche nach Mitstreitern geriet schwierig. Travis Scott soll erst zugesagt haben, nachdem die Liga eine Spende an eine gemeinnützige Organisation geleistet hatte. Big Boi mochte nicht viel Aufhebens um seine Teilnahme machen, obwohl er doch in seiner Heimatstadt auftrat, die sich einer vibrierenden Musikszene erfreut.

Keine Pressekonferenz

Selbst Fans von Maroon 5 hatten versucht, mit einer Internet-Petition den Auftritt ihrer nicht gerade als politisch geltenden Band zu verhindern. Über 110.000 Unterschriften kamen zusammen. „Niemand hat sich mehr Gedanken als ich gemacht“, versuchte sich Bandleader Levine zu rechtfertigen. Die traditionelle Pressekonferenz vor dem meist gesehenen Auftritt ihrer Geschichte, bei dem über 100 Millionen Amerikaner zusahen, sagte die Gruppe aber kurzfristig ab.

„Die Band will neue, moderne über soziale Wege gehen um mit ihren Fans in Kontakt zu treten. Wir unterstützen das“, hatte NFL-Chef Goodell erklärt. Wahrscheinlicher aber ist, dass weder Band noch NFL Lust auf einen weiteren PR-Albtraum hatten

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