28 Punkte beträgt der Rückstand von Sebastian Vettel in der Formel-1-WM auf Lewis Hamilton bei noch sechs ausstehenden Rennen. Aufgeben will der Deutsche aber noch nicht. Vor dem Großen Preis von Malaysia glaubt Vettel, das Titelduell noch umdrehen zu können.
Der unglückliche Ausfall nach dem Startcrash in Singapur hat den Kampfgeist von Sebastian Vettel in keiner Weise gebrochen: "Es gibt noch genügend GPs, um den Rückstand aufzuholen“, sagt der viermalige Weltmeister vor der Hitzeschlacht von Malaysia am Sonntag (Zusammenfassung ab 17:10 Uhr in der SPORTreportage). "Ich schaue von Rennen zu Rennen und glaube fest daran, dass wir es noch schaffen. So einen Rückschlag muss man wegstecken. Ich kämpfe weiter."
Schon zweimal riesige Rückstände aufgeholt
Woher er diese Stärke und Zuversicht nimmt? Erstens aus dem Vertrauen in sein Team: "Ich glaube, dass wir ein starkes Paket haben und bin voller Zuversicht. Auch wenn in den letzten drei Rennen die Ergebnisse gefehlt und wir die Führung verloren haben, haben sie mir trotzdem Hoffnung gegeben. Weil das Auto schnell ist. Und weil es ein paar Dinge gibt, die wir noch geplant haben. Ob die dann alle so funktionieren – schauen wir mal. Aber ich glaube an uns."
Zweitens aus dem Wissen, dass es ihm in seiner Karriere schon zweimal gelungen ist, in scheinbar aussichtslosen Situationen eine Weltmeisterschaft doch noch umzubiegen, 2010 und 2012. Rückblick Korea 2010: Da platzte ihm zehn Runden vor Schluss, in Führung liegend, der Motor. Statt WM-Führung auf einmal nur noch auf Platz vier, 25 Punkte hinter Spitzenreiter Fernando Alonso, dazwischen damals noch Lewis Hamilton und Mark Webber. Und das bei nur noch zwei zu fahrenden Rennen. Vettel resignierte dennoch nicht, kämpfte entschlossen weiter – und erfüllte die Prognose, die damals sein Freund und Förderer Gerhard Berger sofort gestellt hatte: "Ich traue es Sebastian zu, dass er es trotzdem noch schafft."
Die kommenden Strecken – nicht alle eindeutig pro Mercedes
Mit zwei Siegen in Brasilien und Abi Dhabi holte er sich dann doch noch seinen ersten WM-Titel. Auch, weil Ferrari und Alonso damals beim Finale entscheidende Fehler machten und Vettel das gnadenlos ausnutzen konnte. Im Jahr 2012 sah nach dem Monza-Grand Prix der Punktestand so aus: Alonso 179, Hamilton 142, Räikkönen 141 und Vettel 140 Punkte. Was dann folgte, war eine grandiose Aufholjagd mit zunächst einmal vier Siegen in Folge und dann ein dramatisches Finale mit wechselnden Witterungsbedingungen in Brasilien. Dort reichte Vettel ein sechster Platz zum Titel, nachdem Alonso nur Zweiter wurde. Aber auch der war hart erkämpft – immerhin war der Heppenheimer damals nach Feindberührung und einem Dreher kurz nach dem Start schon auf den letzten Platz zurück gefallen.
Vettels dritter Punkt, aus dem er seinen Optimismus holt: Die oft gehörte Theorie, alle nun folgenden Strecken würden Mercedes und damit Hamilton besser liegen, stimmt nicht unbedingt. Ein Streckencheck bringt auch in der Theorie höchstens einen leichten Vorteil für den Briten, den größten möglicherweise sogar gleich jetzt in Malaysia. Der Kurs von von Sepang ist tatsächlich eher Mercedes-Land, wird sie doch vor allem von zwei langen Geraden dominiert, auf denen die Silberpfeile ihren immer noch vorhandenen, wenn auch oft dementierten Leistungsvorteil ausspielen können. Allerdings könnte die Hitze Ferrari in Sachen Reifenmanagement entgegen kommen. Und auch das Wetter hat in Malaysia schon des öfteren eine ganz entscheidende Rolle gespielt. Wenn plötzlich einer der hier nicht seltenen tropischen Gewitterschauer losbricht, ist Chaos und Durcheinander angesagt – und deshalb alles möglich.
Finale hat seine eigenen Gesetze
Vom Restprogramm dürfte dann Japan eher ausgeglichen sein: Gerade die erste lange Kurvenkombination, die berühmt-berüchtigten "Esses“, liebt Vettel wie kaum eine andere, auch der Ferrari sollte damit gut klarkommen, genauso mit den zwei oder drei eher langsamen Kurven, die Suzuka. Allerdings gibt es auch einen nicht unerheblichen Vollgas-Anteil – der wiederum Hamilton in die Hände spielen sollte. Austin mit der langen Bergauf-Passage zu Beginn der Runde tendiert eher zu Mercedes, Mexiko-City ist mindestens ausgeglichen, die kurvenreiche Passage rund um das Baseball-Stadion sollte Vettel eine Chance bieten.
In Brasilien fuhr Lewis Hamilton dort im Regen zwar ein unglaublich starkes Rennen, aber unter "Normalbedingungen“, im Trockenen, dürfte der Kurs mit seinen ziemlich engen Passagen im Infield dem Ferrari vielleicht ein bisschen besser liegen. Und für das Finale in Abu Dhabi gilt ähnliches für Mexiko: Eher ausgeglichen, eine lange Gerade für den Mercedes, aber auch durchaus ein paar engere Abschnitte für den Ferrari. Davon einmal ganz abgesehen, dass WM-Finals sowieso oft ihre eigenen Gesetze haben.
SPORTreportage am Sonntag
Rudern: WM in Florida/USA
Finale mit Deutschland-Achter
Fußball-Experte: Simon Rolfes
Analyse des 7. Bundesliga-Spieltages
Fußball-Story: Joachim Löw
Der Bundestrainer im Porträt
Formel 1: Großer Preis von Malaysia
Zusammenfassung aus Sepang
Handball: Bundesliga
Rhein-Neckar Löwen - THW Kiel
Stab
- Moderation - Anna Kraft