Nordkoreakrise und schleppender Ticketverkauf – vor dem Beginn der Olympischen Winterspiele im Februar plagen die Organisatoren einige Sorgen.
Weon Kong Lee und Jong Gil Lee schwitzen am Strand von Gangneung mit Blick auf das japanische Meer. „Sechs, Sieben, Acht...“ zählen sie die Wiederholungen an den Trimm-Dich-Geräten. Jeden Donnerstag kommen die beiden Senioren hierher, wollen fit bleiben mit ihren 75 Jahren. Sport haben sie immer getrieben, und sie freuen sich auf Olympia in ihrer Region. Gangneung ist einer der drei Austragungsorte der olympischen Winterspiele im Februar 2018.
Ihre Heimatstadt sei eine Wintersportstadt, auch wenn das erstmal so nicht wirke, sagt Weon Kong Lee „Wir haben hier vor allem die Eislaufhallen, hier wird es viele Eislaufwettbewerbe geben,“ sagt er. „Unsere Freunde unterstützen als Freiwillige die Vorbereitungen. Und wir haben schon Tickets gekauft,“ ergänzt Jong Gil Lee. Auch auf dem berühmten Kräuter-Markt einige Kilometer weiter in Jeongseon hört der Besucher nur hoffnungsvolle und stolze Worte der Südkoreaner. Die Spiele seien eine große Sache für das Land, sagt Hyo-bin Shim. Sie verkauft das was ihr Garten hergibt, auch Deo-Deok, eine Ginsengwurzel. „Dafür sind unsere Region und dieser Markt berühmt.“ Bis vor drei Jahren hat sie den Ginseng hin und wieder auch auf dem Gariwang-Berg gesammelt, der mit seinen seltenen Tieren und Pflanzen für die Südkoreaner ein fast heiliger Wald ist. „Dann wurde der Berg wegen der Bauarbeiten für Olympia geschlossen, uralte Bäume für die Skiwettbewerbe abgeholzt“, erzählt sie. „Aber wir sind bereit das zu ertragen, selbst wenn unser historisches Erbe dadurch Schaden nimmt.“
Nur ein Drittel der Tickets verkauft
Wen man auch fragt, gegenüber Zugereisten zeigen die Einheimischen Olympiabegeisterung. Doch schnöde Zahlen sprechen eine andere Sprache. Zwar liegen die Organisatoren mit den Vorbereitungen der Sportstätten und Unterkünfte im Zeitplan. Doch der Ticketverkauf läuft nur schleppend. Bis Ende Oktober waren gerade mal ein Drittel der mehr als eine Million Tickets verkauft. Die Stimmung in den vergangenen Monaten war eher mies.
- 9. – 25. Februar XXIII. Olympische Winterspiele
- 8. – 18. März XII. Winter-Paralympics
Das liegt auch an der Weltpolitik. Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel lassen viele Olympia-Fans zögern, für Südkorea zu buchen. Die Sportstätten liegen weniger als 100 Kilometer von der nordkoreanischen Grenze entfernt. Die wiederholten Atomtests und das Säbelrasseln der vergangenen Monate zwischen dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-Un und US-Präsident Trump beunruhigen auch Sportler und Funktionäre.
Verunsicherte Sportler und Funktionäre
Der britische Olympia-Chef bestätigte, dass für den Kriegsfall ein Evakuierungsplan für die Delegation entworfen wurde. Frankreich und Österreich haben laut über einen Verzicht auf eine Teilnahme nachgedacht, sollte sich die Situation zuspitzen. Der Deutsche Olympische Sportbund nannte die Diskussion über einen Verzicht verfrüht. Doch die Sportler sind verunsichert: "Es ist Wahnsinn. Auf Biegen und Brechen werde ich mir das nicht antun", sagte Rodel-Olympiasieger Felix Loch. Und auch Skirennläufer Felix Neureuther stellt sich die Frage, ob er einen Olympia-Start angesichts der politischen Spannungen in Korea für sich verantworten kann.
Nun sollen Wildcards für seine Athleten Nordkorea für Olympia erwärmen und für Ruhe bei den Spielen sorgen. „Das Internationale Olympische Komitee wird mit den Fachverbänden darüber beraten, mehr Sportlern aus Nordkorea eine Teilnahme zu ermöglichen“, bestätigte Pyeongchangs Cheforganisator Lee Hee-beom entsprechende Überlegungen. Bisher konnte sich nur ein nordkoreanisches Eiskunstlaufpaar qualifizieren. Ob sie aber in den verfeindeten Bruderstaat reisen dürfen ist unklar.
Olympisches Feuer in Südkorea angekommen
Auf dem Flughafen von Incheon versuchen Südkoreas Olympia-Organisatoren daher alles, die Sorgen und schlechte Stimmung zu vertreiben. Strahlende Kinder und bunte Tanzgruppen, begrüßten hier am vergangenen Mittwoch feierlich das olympische Feuer. Es soll Lust auf die XXIII. Olympischen Winterspiele machen. "Das ist ein sehr wichtiges und stolzes Symbol unserer Arbeit und unserer Mission, eines der aufregendsten Sportereignisse der Welt in unser Land zu bringen", sagte Lee Hee-Beom, Chef des Organisationskomitees von Pyeongchang 2018, über die Flamme.
"Wir wollen, dass der olympische Fackellauf die Menschen mit den Spielen verbindet und die Leidenschaft für Olympia überall in Korea weckt", sagte Lee. 7500 Fackelträger, in Anlehnung an die 75 Millionen Einwohner auf der koreanischen Halbinsel, wurden ausgewählt, um die Flamme auf ihrem 2018 km langen Weg durch das Land zu tragen.
Olympia als Symbol für Hoffnung und Frieden
Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitee, verwies auf die besondere Bedeutung der Olympischen Spiele in schwierigen Zeiten. Olympia sei das einzige Event, das die Welt in friedlichen Wettbewerben zusammenbringe. Die Olympischen Spiele seien ein Symbol für Hoffnung und Frieden. Jetzt muss der Funke nur noch über- und der Ticketverkauf anspringen. Denn sonst droht ein wirtschaftliches Desaster. Zwar hat das Hyundai Research Institut berechnet, dass die Spiele jedes Jahr eine Million ausländischer Touristen in die Region bringen könnten und das für Jahrzehnte. Ein Profit von 40 Billionen Dollar. Doch erstmal klafft im Olympia-Budget durch den schleppenden Ticketverkauf eine Lücke von fast 300 Millionen Dollar.
Die Südkoreaner sehen das offenbar gelassen. Weon Kong Lee und Jong Gil Lee an ihren Sportgeräten am Strand von Gangneung sagen, dass das mit der Stimmung und den Tickets schon noch was wird: „Wir schreien vielleicht nicht und zeigen das vielleicht nicht so stark nach aussen. Aber ich bin sicher, das ganze Land hat großes Interesse an den Olympischen Spielen. Ihr werdet das schon sehen“, so Jong Gil Lee.