Red Bull könnte in Monaco den WM-Favoriten Lewis Hamilton und Sebastian Vettel kräftig die Suppe versalzen. Teamintern ist bei den Bullen nach dem Crash von Baku zwischen Max Verstappen und Daniel Ricciardo im Moment jedenfalls wieder alles im Lot.
Alle reden zwar über die Rivalität zwischen Mercedes und Ferrari - doch für den Formel-1-Klassiker im Fürstentum von Monaco sehen selbst die Protagonisten Lewis Hamilton und Sebastian Vettel die Konkurrenz von Red Bull als ganz große Gefahr, wenn nicht sogar in der Favoritenrolle. Zuletzt in Barcelona legten Max Verstappen und Daniel Ricciardo im letzten, sehr engen und winkligen Streckenabschnitt, der als Gradmesser für Monaco gilt, die besten Zeiten hin.
"Brauchen eine gute Balance"
Ricciardo meint dazu nur, in seiner üblichen, lockeren Art: "Uns in die Favoritenrolle zu schubsen, heißt auch, von sich selber ein wenig Druck zu nehmen. Wir sind hier aber meistens gut. 2017 waren wir nicht ganz schnell genug, 2016 sehr wohl. Es stimmt, dass wir im langsamen letzten Sektor von Barcelona sehr stark gewesen sind. Wir sollten wirklich stark sein auf dieser Strecke. Der Motor spielt hier keine so große Rolle, das sollte schon mal helfen." Und er findet, dass er hier eigentlich noch einmal ausgleichende Gerechtigkeit bekommen sollte: Für 2016, als er auf dem Weg zu einem sicheren Sieg war, Red Bull dann aber beim Boxenstopp nicht die richtigen Reifen parat liegen hatte und Lewis Hamilton von der Panne profitierte. "Ich habe hier noch was gut. Aber mir ist auch klar, dass ich mir das verdienen muss. Ein Geschenk werde ich nicht erhalten, nur weil es eine Gerechtigkeit gibt."
Sein Teamkollege Max Verstappen versucht, nichts Besonderes in diesem Rennen zu sehen, von dem Sebastian Vettel sagt, dass ein Sieg hier für jeden Fahrer nach dem WM-Titel das zweitwichtigste Ziel sei: "Für mich ist Monaco ein Grand Prix wie jeder andere", meint der Holländer. "Wir haben ein gutes Auto, jetzt wird es darum gehen, das Potenzial dieses Wagens auszuschöpfen und dann hoffentlich ein schönes Ergebnis einzufahren." Die Erwartungshaltung lässt ihn zumindest nach außen hin kalt: "Ich kann nur wiederholen - wir haben ein schnelles Auto. Es gibt nicht zu viele Geraden hier, das ist gut für uns. In den Kurven liegt der Wagen flott. Jetzt brauchen wir nur noch eine gute Balance."
Teamfrieden nach Baku-Crash wieder hergestellt
Die interne Balance, der Teamfrieden, ist nach dem großen Knall von Baku zumindest derzeit schon lange wieder hergestellt. Offiziell beurteilte die Red-Bull-Führung die Schuldfrage nach dem Crash zwischen Verstappen und Ricciardo dort ja mit 50:50. Trotzdem nahm sich Red-Bull-Motorsport-Koordinator speziell seinen holländischen Shootingstar danach noch einmal zur Brust - weil der ja seit dem Saisonstart in Australien in jedem Rennen in irgendwelche Zwischenfälle verwickelt war, die ihm zum Teil selbst am meisten schadeten. "Max will zu viel, setzt sich zu sehr unter Druck. Er muss lernen, auch mal nachgeben zu können. Besonders jetzt, wegen der Häufigkeit der Vorfälle", meinte Marko danach.
Ob der 20-Jährige denn bereit sei, sein Verhalten entsprechend zu ändern? "Es fällt ihm schwer, aber er sieht es ein." Das sei bei Sebastian Vettel früher manchmal übrigens genauso gewesen. "Da sehe ich durchaus Parallelen. Max weiß jetzt: Beim nächsten Vorfall wird ihm automatisch die Schuld in die Schuhe geschoben. Ob er dafür was kann oder nicht. Zudem brauchen wir die Punkte. Das nächste Mal muss er deshalb vorher noch mehr nachdenken. Und im Notfall also lieber mal nachgeben."
Ein bisschen Platz genügt
Darauf angesprochen, wie er denn künftig gegen Ricciardo fahren werde, klingt Verstappen jedenfalls durchaus einsichtig - auch wenn er bei der Frage erst einmal loslacht und mit einem einem Augenzwinkern meint: "Wir werden uns ab nun bei jedem Rennen in die Kiste fahren. Nein, du willst natürlich nie ausgerechnet mit deinem Stallgefährten zusammenkrachen. Wir dürfen so etwas einfach nie wieder erlauben." Wie das funktionieren soll? "Indem wir uns etwas mehr Raum lassen. Zwei Millimeter reichen ja."
Auf das Verhältnis zwischen den beiden Teamkollegen habe sich die Kollision jedenfalls nicht ausgewirkt, das sagte ja auch Daniel Ricciardo gleich nach dem Rennen in Baku - und Verstappen bestätigt das noch einmal. "Wir haben weiterhin viel Respekt füreinander. Uns ist beiden klar: Das war ein Fehler. Es gibt zwischen uns kein böses Blut." Was die Situation Red-Bull-intern vielleicht tatsächlich ein bisschen einfacher macht als andere derartige Fälle: Die beiden Fahrer verstehen sich außerhalb des Autos tatsächlich relativ gut - besser jedenfalls als früher etwa Vettel und Webber oder auch Hamilton und Rosberg zumindest in den letzten zwei gemeinsamen Jahren bei Mercedes.