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Die Erfolgsgeheimnisse von "König Franz"

Bob-Weltcup

Doppel-Olympiasieger Francesco Friedrich dominiert die Bob-Szene fast nach Belieben. Vier Erfolgsgeheimnisse des Sachsen, der seine Siegesserie beim Weltcup am Wochenende in St. Moritz fortsetzen will.

Franceso Friedrich bejubelt Sieg im Viererbob
Franceso Friedrich in gewohnter Siegerpose.
Quelle: reuters

Auf der legendären Natureisbahn von St. Moritz hat die Titelserie von "König Franz" Francesco Friedrich einst mit dem WM-Titel im Zweier begonnen.

Im Weltcup hat der 28-Jährige allerdings noch nie im berühmten Schweizer Wintersportort gewonnen. Das ist durchaus bemerkenswert, schließlich eilt Friedrich im Kräftemessen mit der Bob-Weltelite von Sieg zu Sieg.

Saisonübergreifend gewann Friedrich im Zweier inklusive seines Olympiasieges bislang sieben Rennen in Serie gewonnen. Und auch im Vierer stand Friedrich, den in der Bobszene alle Franz nennen, in drei von fünf Weltcups in diesem Winter ganz oben und in den anderen beiden auf dem Podest.

"St. Moritz ist meine Lieblingsbahn, natürlich würde ich auch hier gern mal im Weltcup gewinnen. Aber die Startnummer ist hier immer besonders wichtig und deshalb ist das immer eine kleine Lotterie", sagt Friedrich.

Hier vier Gründe, warum der deutsche Bob-Pilot unter Normalbedingungen derzeit fast unschlagbar ist:

1. Das beste Gesamtpaket

Bei Francesco Friedrich passt momentan einfach alles: Beim Material, im Team und im Kopf. "Das Gesamtpaket stimmt einfach. Meine Jungs sind alle fit. Und im Gegensatz zum Vorwinter, als wir beim Zweier bis kurz vor Olympia herumprobiert haben, habe ich im Zweier und Vierer perfektes Material zur Verfügung", sagt Friedrich. "Und dazu konnte ich vor der Saison jede Menge testen, weil ich im Gegensatz zu den anderen deutschen Teams nicht in der Ausscheidung mitfahren musste." Das gibt Friedrich eine außergewöhnliche Fahrsicherheit.

Auch das Selbstbewusstsein ist nach seinem Doppel-Olympiasieg von Pyeongchang 2018 auf Höchstniveau. Zudem gilt Friedrich als extrem ausgeglichen und kann sich mental perfekt auf Großereignisse fokussieren.

2. Die schnellsten Anschieber

Beim Vierer-Olympiagold wurde Francesco Friedrich von Candy Bauer, Martin Grothkopp und Thorsten Margis angeschoben. Das pfeilschnelle Trio ist auch in diesem Winter erste Wahl. Allerdings drängt auch Alexander Schüller ins Team. Er wird Friedrich in St. Moritz nicht nur im Vierer sondern auch im Zweier anschieben, da Thorsten Margis wegen seines Studiums pausiert.

Margis, mit dem Friedrich 2018 auch Zweier-Olympiasieger wurde, ist für die Anfang März anstehende Weltmeisterschaft trotzdem als einziger Anschieber gesetzt. Ansonsten herrscht ein gesunder Konkurrenzkampf im Bobteam Friedrich: "Natürlich führt das auch mal zu Stresssituationen und Konflikten, die man lösen muss. Schließlich muss einer auch mal zuschauen. Aber das gehört dazu. Schließlich sind wir im Leistungssport", sagt Friedrich. Die Entscheidung über die Besetzung in seinem Bob trifft er übrigens zu "90 Prozent selbst" – die Trainer haben dabei höchstens ein Mitspracherecht.

3. Ein Top-Umfeld

Seine Frau und der kleine Sohn Karl sind der große familiäre Rückhalt des harmoniebedürftigen Titelsammlers Francesco Friedrich. Auch ansonsten ist das Umfeld des athletischen Mannes perfekt sortiert. Sein Heimtrainer Gerd Leopold, Chef des Bundesstützpunktes in Altenberg, gilt als einer der erfahrensten Bob-Coaches der Welt.

Dazu hat Bundestrainer René Spies das deutsche Team wieder zur unangefochtenen Nummer 1 gemacht: Nach den drei Olympiasiegen in Pyeongchang (neben Doppel-Olympiasieger Friedrich standen auch Mariana Jamanka/Lisa Buckwitz ganz oben) hat das deutsche Team in diesem Winter alle bisherigen 15 Weltcup-Rennen gewonnen.

Dies ist auch dem zurückgewonnenen Materialvorteil zu verdanken: Die in der vergangenen Olympiasaison durchgeführte Ausscheidung zwischen den Bobs des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) und den mit BMW-Knowhow getunten Boliden des österreichischen Bobbauers Hannes Wallners hat Deutschland wieder an die Spitze katapultiert.

4. Rekorde als Antrieb

Einen Rekord hält "König Franz" schon: 2013 holte er in St. Moritz als jüngster Pilot aller Zeiten einen WM-Titel. Er war damals 22 Jahre und 270 Tage alt.

Das soll aber längst nicht die letzte Bestmarke sein, denn der Ausnahme-Pilot ist von Rekorden für die Ewigkeit fasziniert. So möchte Francesco Friedrich bei den Titelkämpfen im kanadischen Whistler in diesem Winter zum fünften Mal in Serie Zweier-Weltmeister werden und damit den Uralt-Rekord von Eugenio Monti (1957 bis 1961) einstellen.

"Wenn das klappt, könnte ich mich bei der WM im nächsten Jahr auf meiner Heimbahn in Altenberg zum alleinigen Rekordhalter krönen", denkt der ehrgeizige Friedrich bereits weiter. Gewinnt er beim Saisonhöhepunkt in diesem Jahr beide Titel, könnte der siebenmalige Weltmeister Friedrich zudem Monti als erfolgreichsten Bobpiloten aller Zeiten bei Weltmeisterschaften ablösen.

Ein weiterer Antrieb für Friedrich: Bei den Winterspielen 2022 in Peking will er erneut zwei Olympiasiege feiern. Denn: "Bisher hat noch keiner beide Goldmedaillen verteidigt." Und dann ist da noch der Rekord der meisten Olympia-Goldmedaillen im Bob, den der deutsche Pilot André Lange mit vier hält. Um diese Zahl zu übertreffen, müsste Francesco Friedrich allerdings in jedem Fall bis Olympia 2026 weitermachen: "Vielleicht raffe ich mich ja dazu auf", sagt er. Keine guten Nachrichten für die Konkurrenz.

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