Der Karlsruher SC hat nach einem abenteuerlichen Auf und Ab durch drei Spielklassen die besten Zeiten hinter sich. Trotzdem ist der Drittligist vor dem Duell gegen Erzgebirge Aue (Freitag 18:15 Uhr/ZDF live ab 18 Uhr) optimistisch: Nach zwei Relegations-Niederlagen soll der „Fluch“ im dritten Versuch gebrochen werden.
In Karlsruhe müht man sich, die positiven Aspekte hervorzuheben: Die Motivation, die die leidenschaftliche Aufholjagd bis auf Platz drei in der Dritten Liga versprüht. Die Euphorie der Anhänger - das baufällige Wildparkstadion ist mit knapp über 27.000 Zuschauern ausverkauft. Oder, dass Gegner Aue die Last der Favoritenrolle trägt, weil „der Zweitligist teilnehmen muss, und wir dürfen“, wie KSC-Trainer Alois Schwartz es formuliert.
In den nervenaufreibenden Relegations-Duellen geht es um viel Psychologie. 2012, erinnert sich Manager Oliver Kreuzer, „da waren wir Zweitligist und hatten viel zu verlieren. Heute sind wir in einer anderen Position.“ Am Ende hatte Außenseiter Regensburg die besseren Nerven. „Ich weiß, wie die Beine schwer werden“, berichtet Kreuzer.
Der KSC braucht die TV-Einnahmen
Vielleicht betont der ehemalige KSC-, Bayern München und FC Basel-Profi Kreuzer deshalb, man könne durchaus ein weiteres Jahr in Liga drei verkraften. Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit, denn ein Aufstieg in die zweite Liga käme daher wie ein sehnsüchtig erwarteter warmer Sommerregen: Allein die Einnahmen aus Fernsehgeldern verzehnfachen sich. Aus 1,2 Millionen Euro werden knapp elf Millionen.
Laut der „Badischen Neuesten Nachrichten“ schließt der Klub die Saison mit einem Minus von rund drei Millionen Euro ab. Dazu kommen die Lasten der Vergangenheit. Treue Hausbanken und der vermögende Vizepräsident und Multimillionär Günter Pilarsky hielten den Klub bisher in Liga drei über Wasser.
Kahn fordert Stabilität
Ein Aufstieg, sagt KSC-Urgestein Oliver Kahn, böte die Chance auf mehr „Stabilität und Kontinuität“. Das schließe wichtige Positionen im Verein ein wie etwa die des Trainers.
„Eine richtige Entwicklung lässt sich in Karlsruhe bisher nicht erkennen“, so Kahn. Zurück in die Bundesliga sei es ein langer Weg, „zuerst muss sich der KSC in der zweiten Liga etablieren bevor man wieder an die erste Liga denken kann“. Mehr Stabilität verspricht sich der KSC vom ehemaligen DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock, den Kreuzer im Sommer 2017 als Geschäftsführer nach Karlsruhe lotste.
Neues Stadion soll Zukunft sichern
Der Aufstieg in die zweite Liga würde für Sandrock und Präsident Ingo Wellenreuther vieles leichter machen, etwa den abgesegneten und von der Stadt Karlsruhe vorfinanzierten Stadionneubau für 125 Millionen Euro, der bis 2021 abgeschlossen sein soll. „Der KSC ist kein Drittliga-Verein“, sagt Kreuzer. „Wir brauchen die zweite Liga und die Einnahmen, um unsere Ziele zu erreichen. Wir wollen aufsteigen und aus einer guten Saison eine herausragende machen“.
Kreuzer setzt dabei nicht nur auf die erfolgreiche Arbeit von Trainer Schwartz. Der ehemalige Coach des SV Sandhausen und des 1. FC Nürnberg verlieh dem Team vor allem in der Defensive neue Stabilität. „Der KSC ist insgesamt wieder interessant geworden“, glaubt Kreuzer.
Das Auf und Ab des KSC
- 1994 stand der KSC im Halbfinale des UEFA-Cup gegen Salzburg (0:0/1:1)
- 2009 stiegen die Badener letztmals aus der Bundesliga ab
- 2000 (Regionalliga), 2012 und 2017 ging es in die Dritte Liga
- 2012 verlor der KSC als Zweitligaklub das Relegations-Duell gegen Drittligist Jahn Regensburg (1:1/2:2)
- 2015 scheiterte der Zweitligist in der Relegation am Hamburger SV (1:1/1:2)