Phil Neville hat der englischen Frauen-Nationalmannschaft eine neue Mentalität vermittelt. Für die "Three Lionesses" geht es im Spiel um Platz drei gegen Schweden (Samstag ab 17 Uhr live ZDF) um mehr als nur einen WM-Trostpreis.
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Es gibt sicherlich schlechtere Schauplätze als Nizza, um eine Frauen-WM zu beschließen. Einer der sonnigsten Orte Frankreichs, wunderschön eingebettet zwischen Gebirge und Meer. Doch für die englische Frauen-Nationalmannschaft ist der touristische Aspekt zweitrangig, wenn am Samstag im Stade de Nice gegen Schweden das Spiel um Platz drei stattfindet.
"Ich hatte sofort drei Gedanken im Kopf: dass wir das Spiel um den dritten Platz bei dieser WM, Gold bei den Olympischen Spielen 2020 und die EM 2021 gewinnen", sagte Teammanager Phil Neville bereits, als das flirrende Halbfinale gegen die USA (1:2) gerade beendet war. Für den 42-Jährigen ist der Trostpreis existenziell, um ein Statement für die Zukunft abzugeben.
Der Trainer verlangt nach mehr
WM-Dritter waren die "Three Lionesses" bereits vor vier Jahren. Damals zwang das Team im kanadischen Edmonton Deutschland mit 1:0 in die Knie. Inzwischen kann das als Vorbote einer Wachablösung gewertet werden: Dreimal in Folge sind die Engländerinnen nun bei großen Turnieren bis ins Halbfinale gekommen, "nur es ist nicht in Ordnung, wenn wir dann verlieren", so Neville. Da spricht ein hungriger Löwe.
Der erste internationale Titel soll nun allerspätestens beim EM-Turnier im eigenen Land her, findet der ehemalige Nationalspieler. Schließlich investiert die Football Association (FA) inzwischen genauso wie fast alle namhaften Vereine massiv in den Frauenfußball. Und ein Sponsor wie Barclays steckt mal eben weitere zehn Millionen Pfund in die Women's Super League. Dazu passt es, dass der Nationaltrainer Neville seinen Job mit viel Pathos anpackt: "Die letzten anderthalb Jahre waren die besten meiner Karriere." Eine mutige Aussage für einen, der als Spieler von Manchester United sechs englische Meisterschaften, drei FA-Cup-Siege und nicht zuletzt 1999 den legendären Last-Minute-Titel in der Champions League gegen den FC Bayern erlebte.
Manchesters Ex-Profi als Lokomotive
Doch der smarte Macher fühlt sich offenbar pudelwohl in der Rolle der Lokomotive. Adrett angezogen spielt Neville bewusst seine Doppelrolle als fördernder Fußballlehrer und fordernder Lehrmeister. Die ungeheure Dynamik im Mutterland des Fußballs für den weiblichen Bereich ist unter seiner Regie auf jeder Pressekonferenz mit Händen zu greifen. Begleiteten das Frauen-Team gerade mal vier Journalisten zur WM 2011 in Deutschland und auch nur zehn zur WM 2015 nach Kanada, waren es in Frankreich bereits Dutzende.
Auf einmal hängen sogar am Piccadilly Circus im Londoner West End Plakate, die auf die Übertragungen der WM-Spiele hinweisen. Offenbar mit Erfolg: Im Durchschnitt 10,2 Millionen, in der Spitze sogar 11,8 Millionen Anhänger erlebten die packende Halbfinalpaarung gegen die USA bei der BBC mit. In jüngerer Vergangenheit hatte nur eine Sportübertragung eine bessere Quote: das WM-Halbfinale der Männer 2018 England gegen Kroatien (20,7 Millionen).
Bald nicht nur an die Tür klopfen
Eingedenk der überwältigenden Audienz wertete Neville den couragierten Auftritt seines Teams als wichtiges Zeichen für eine verheißungsvolle Zukunft. "Ich will keine Tränen sehen, sondern ein Lächeln. Die Art und Weise, wie wir verloren haben, war genau das, was ich sehen wollte. Wir haben an die Tür geklopft." Dass er selbst an der Spitze der Bewegung im weiblichen Bereich steht, war in Anbetracht einiger zweifelhafter Tweets aus seiner Vergangenheit so selbstverständlich nicht. Aber heute sagt Neville: "Der Zug fährt mit voller Kraft voraus, wir blicken einer superspannenden Zukunft entgegen."
Der Trainer muss nur überlegen, wie er die Wachablösung von bislang noch so wichtigen Leistungsträgern wie Torhüterin Karen Bardsley (34), Mittelfeldkämpferin Jill Scott (32) oder Angreiferin Jodie Taylor (33) gestaltet. Fingerzeige könnte dabei das Freundschaftsspiel gegen Deutschland am 9. November geben. Dafür soll das Wembleystadion voll werden, 20.000 Tickets sind bereits verkauft.
Auf Dauer nicht mit Bronze zufrieden
Die Akteure nehmen den Schub auf, den ihnen Verband, Vereine und der Teammanager vermittelt. "Wir sind eigentlich nach Frankreich gekommen, um den Weltpokal zu gewinnen. Jetzt sind wir einmal hingefallen", sagte Lucy Bronze. "Nun haben wir noch nächstes Jahr als Team Großbritannien die Olympischen Spiele und dann die Heim-EM. Es liegt noch so viel vor uns, so dass der Zeitpunkt kommt, eine Trophäe zu gewinnen." Die 27-jährige Topverteidigerin von Olympique Lyon will keinen Zweifel daran lassen, gegen Schweden noch einmal ans Limit zu gehen: "Wir wollen jedes Spiel gewinnen, und das verändert sich jetzt nicht." Nur auf Dauer ist auch Lucy Bronze nicht mit WM-Bronze zufrieden.
- 1:2F. Kirby31′Linksschuss
- 0:2S. Jakobsson22′Rechtsschuss
- 0:1K. Asllani11′Rechtsschuss
Ersatzbank
Liveticker
Die Schwedinnen schlagen die Auswahl Englands mit 2:1 und werden wie 1991 und 2011 WM-Dritter. Nach der auf Treffern von Asllani (11.), Jakobsson (22.) und Kirby (31.) basierenden 2:1-Pausenführung der Blågult setzten die Three Lionesses ihren Aufwärtstrend der Viertelstunde vor dem Kabinengang fort, hatten es nun aber mit einer stabilisierten Defensivabteilung zu tun. So ging es in Nizza lange Zeit zwar weiterhin nur in eine Richtung, doch mangels direkter Kombinationen und daraus resultierender aussichtsreicher Schusspositionen ließen klare Chancen auf sich warten, obwohl den Schwedinnen nur selten Entlastung gelang. Bei sehr hohen Temperaturen war das Neville-Team am Ende eines langen Turniers erst in der absoluten Schlussphase in der Lage, einer Verlängerung noch einmal richtig nahe zu kommen. Die beste Möglichkeit zum 2:2 ließ Bronze mit einer von Verteidigerin Fischer knapp vor der Linie per Kopf abgewehrten Direktabnahme ungenutzt. Die sehr passiven Skandinavierinnen retteten den knappen Vorsprung, der ausschließlich auf ihren fantastischen ersten 25 Minuten beruhte, mit etwas Glück ins Ziel und bejubeln ein hervorragendes Turnierergebnis, während die Three Lionesses die Platzierung von 2015 knapp verpassen. Die Schwedinnen starten am 3. September mit einer Auswärtspartie in die EM-Qualifikation. Da das UEFA-Turnier 2021 in England stattfinden wird, stehen für die FA-Auswahl nur Freundschaftsspiele an. Ein solches ist für denselben Tag in Bergen bei den Norwegerinnen angesetzt; am 9. November duelliert sie sich im Wembley Stadium mit dem deutschen Team. Einen schönen Abend noch!
Moore verhindert im Mittelkreis einen weiteren Gegenstoß der Skandinavierinnen. Das kostet der FA-Auswahl nebenbei richtig viel Zeit.
Vier zusätzliche Minuten haben die Engländerinnen Zeit, um die Pleite noch zu verhindern.
Lindahl verzögert die Ausführung eines Abstoßes. Für diese Unsportlichkeit wird sie mit einer Gelben Karte bestraft.
Die Schwedinnen führen zur Pause des Bronzespiels gegen die Auswahl Englands mit 2:1. Die Blågult begannen druckvoll und belohnten sich hierfür bereits in der 11. Minute, indem Asllani Greenwoods unfreiwillige Ablage in die rechte Torecke beförderte. Sie blieben auch in der Folge am Drücker und waren einem zweiten Treffer bei Jakobssons Pfostentreffer bereits in Minute 17 sehr nahe. Wenig später durfte die Flügelangreiferin dann jubeln: Aus halblinken 13 Metern zirkelte sie in die lange Ecke (22.). Die bis dato völlig passiven und harmlosen Engländerinnen kamen in der Folge durch Bronze (24.) und Mead (29.) zu ersten guten Chancen, ließen sich davon beflügeln und stellten schon in der 31. Minute durch Kirby den Anschluss her. White ließ das Netz hinter Lindahl kurz darauf ein weiteres Mal zappeln, doch nach Überprüfung per VAR wurde ein klares Handspiel erkannt (34.). Der Überlegenheit des Neville-Teams tat dies aber keinen Abbruch; tief in der Nachspielzeit ließ White eine Riesenchance zum Ausgleich ungenutzt. Bis gleich!
Durchgang eins wird aufgrund mehrerer Unterbrechungen um 300 Sekunden verlängert.
Kirby besorgt den englischen Anschlusstreffer! Nachdem sie auf rechts von Scott in die Tiefe geschickt worden ist, dringt sie von der Seite in den Sechzehner ein und legt sich den Ball links an Ericsson vorbei. Sie schließt flach in Richtung langer Ecke ab; vom Innenpfosten prallt die Kugel in die Maschen ab.
Die Gelb-Blauen marschieren weiter in Richtung Bronze! Nach Pass von Blackstenius kann Jakobsson über links unbedrängt in den Sechzehner spazieren und sich die Kugel auf den rechten Innenrist legen. Gefühlvoll schnibbelt die 29-Jährige das Spielgerät aus gut 13 Metern in die obere rechte Ecke.
Schweden schnappt sich den frühen Führungstreffer! Nach einer Flanke aus dem linken Halbfeld klärt Greenwood vor dem langen Pfosten unzureichend, spielt nämlich direkt vor die Füße Asllanis. Die vollendet aus gut 13 Metern mit dem rechten Fuß präzise in die flache rechte Ecke.
- Gelbe Karten11
- Begegnungen
- 18
- Siege England
- 4
- Siege Schweden
- 8
- Unentschieden
- 6
- Torverhältnis
- 18 : 22
