Wegen der Titelambitionen des BVB findet der Supercup zwischen Dortmund und Bayern (Anstoß 20.30 Uhr / ZDF ab 20.15) diesmal besondere Beachtung. Vor allem für die Münchner kommt der ersten Standortbestimmung im angespannten Betriebsklima eine große Bedeutung zu.
Die Aussage von Leon Goretzka klang eher profan, doch sie brachte jene Frage auf den Punkt, um die sich viele Debatten im aufgekratzten Betriebsklima beim FC Bayern gerade drehen. "Da wird man sehen, wo wir stehen", sagte der Mittelfeldspieler über den Supercup heute Abend bei Borussia Dortmund (20.30 Uhr/ ab 20.15 Uhr live im ZDF).
Dabei sind die Bayern derzeit eigentlich genug mit sich und ihren außersportlichen Fragen beschäftigt. Vor allem mit dem Handlungsdruck bei Transfers und dem Rüffel von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge für Trainer Niko Kovac, der sich im ZDF "sehr zuversichtlich" geäußert hatte zum sich in der Tat anbahnenden Rekordwechsel von Manchester Citys Flügelspieler Leroy Sané.
Hinzu kommt der offenbar bevorstehende Rückzug von Uli Hoeneß als Präsident und Aufsichtsratschef im November. Doch auch für die Münchner kommt dem eigentlich sportlich eher nachrangigen Supercup diesmal eine besondere Bedeutung zu. Allein schon wegen der Titelambitionen des BVB in der Bundesliga.
Verlieren verboten für Kovac
Wer auch immer sich gerade zum ersten Pflichtspiel der Saison bei den Münchnern äußert, klingt deshalb nicht, als gehe es um ein eher unbedeutendes Titelchen. Als ihm "schon sehr wichtig" stuft Thomas Müller den Erfolg im ersten Kräftemessen mit Dortmund ein, "und ich glaube, auch dem ganzen Verein".
Vor allem für Kovac hat der Supercup einen hohen Stellenwert. Nicht nur aus sportlichem Ehrgeiz möchte er diesen gewinnen, sondern auch, um nicht gleich wieder im Zentrum der Debatten zu stehen wie in der Vorsaison, als Rummenigge hartnäckig an die Erfolgspflichten des Fußballlehrers erinnerte.
Eine Niederlage nun im Supercup wäre dem ohnehin angespannten Binnenklima nicht zuträglich, das ahnt auch Kovac, der nach Rummenigges jüngster Schelte ("Der Trainer muss seinen Job machen") schon wieder angezählt wirkt.
Die erste Standortbestimmung in Dortmund wirft bereits seit Ende der jüngsten Saison ihre Schatten voraus, nachdem beim BVB der Meistertitel als Ziel ausgerufen und der Kader für rund 130 Millionen Euro mit Nico Schulz, Julian Brandt, Thorgan Hazard und dem Münchner Mats Hummels verstärkt wurde. Beim FC Bayern tun sie sich derweil noch schwer, ihre angekündigte Transferoffensive umzusetzen.
FCB: Verstärkung dringend gesucht
Aktuell haben die Münchner nur 17 Feldspieler, von denen sich die beiden derzeit einzigen Flügelkräfte Serge Gnabry und Kingsley Coman gerade Blessuren einhandelten. Die Dringlichkeit weiterer Verstärkungen wurde dadurch noch einmal untermauert.
Bisher wurden 118 Millionen Euro in Frankreichs Weltmeister-Verteidiger Lucas Hernández und Benjamin Pavard sowie in das Offensivtalent Jann-Fiete Arp investiert. Weitere Zugänge sollen bis spätestens zum Transferschluss am 2. September folgen. Vor allem Leroy Sané, für dessen Verpflichtung ein Gesamtvolumen von 200 Millionen Euro für Ablöse (100 bis 120 Mio.) und Gehalt (20 Mio. jährlich) bei einem langfristigen Vertrag geschätzt werden kann.
Nicht wenige halten es dennoch für möglich, dass die kommende Ligasaison noch spannender verläuft als die vergangene, in der der BVB zwischendurch neun Punkte Vorsprung auf die Münchner hatte, am Ende aber mit zwei Zählern Rückstand im Ziel einlief.
Auch deshalb findet der Supercup diesmal besondere Beachtung – verbunden mit der Frage, ob die Dortmunder bereits in dieser Partie andeuten können, dass sie die Alleinherrschaft der Bayern nach deren sieben Meistertiteln in Serie beenden können. Umso mehr nehmen sich die Münchner vor, ein Zeichen zu setzen. Und abgesehen vom aufgewühlten Betriebsklima hielt Thomas Müller in sportlicher Hinsicht fest: "Grundsätzlich gehen wir mit einem guten Gefühl aus den letzten Wochen ins Spiel."