Vier Mal in Folge ein Deutscher – nur die Namen sorgten zuletzt für Abwechslung in den Siegerlisten der legendären Ironman-WM: Kienle, Frodeno, Frodeno, Lange. Woher kommt diese Stärke der Deutschen?
Ein deutscher Gigant wird diesmal fehlen. Jan Frodeno, der Sieger von 2015 und 2016, kann diesmal auf Hawaii wegen einer Stressfraktur im Becken nur Schwimmtraining sowie Medien- und Sponsoren-Termine absolvieren. Der 40. Austragung des legendären Ironman auf der Pazifikinsel ist somit der hoch gehandelte Superfavorit abhanden gekommen, Frodeno schien in dieser Saison stark wie nie. Und das will was heißen beim Olympiasieger von 2008, der sich zum schier übermächtigen Eisenmann entwickelt hat.
Wer dominiert 2018?
Aber macht sein Fehlen es besser für die Konkurrenz? Kann sie der deutschen Dominanz auf Hawaii am Samstag einen Dämpfer verpassen? 28 Mal hat bislang ein Deutscher auf dem Treppchen gestanden, den ersten Sieg feierte 1997 Thomas Hellriegel, sieben weitere folgten. Zuletzt vier in Folge durch Sebastian Kienle, Jan Frodeno (2) und Patrick Lange. Bei Frodenos zweitem Sieg 2016 war das Podest wie schon 1997 (Hellriegel, Jürgen Zeck, Lothar Leder) ganz in deutscher Hand: Zweiter wurde Kienle, Dritter Lange.
Und – das ist die schlechte Nachricht für alle Nicht-Deutschen im Profifeld – Kienle und Lange sind wieder dabei. Frodeno mag fehlen, aber auch sie wissen, wie es geht auf Hawaii. In den ersten Jahren nach der Premiere des zunächst von 15 gut trainierten und etwas verrückten Spaßvögeln ausgetragenen Rennens 1978 wurde es voll und ganz von Athleten aus den USA dominiert. Doch je bekannter, größer und legendärer der Ironman Hawaii wurde, desto häufiger schafften es Athleten aus anderen Nationen in die Top Drei. Siege feierten neben Amerikanern (20, zuletzt 2002) und Deutschen (8) noch Australier (7), Belgier (3) und Kanadier (3).
Was macht die deutschen Athleten so stark?
Die Deutschen sind also eine Macht auf der Ironman-Distanz. Aber wieso? Dem Kölner Triathlon-Profi Till Schramm, 33 Jahre alt und Sieger bei fünf Rennen über die Langstrecke, zuletzt Anfang des Jahres beim Israman in Israel, fallen dafür drei Haupt-Gründe ein: „Schwimmen, Radfahren, Laufen – das sind Volkssportarten bei uns“, sagt er. „Wir machen diese Sachen.“ Der Triathlon-Nachwuchs geht also nicht aus.
Hinzu käme: „Die deutschen Tugenden, extrem akribisches, ehrgeiziges und fleißiges Arbeiten“, sagt Schramm. Und: „Vorsprung durch Technik.“ Hierzulande böten Sportuniversitäten und große Firmen beste Voraussetzungen, sowohl die Fahrräder als auch die Trainingssteuerung immer weiter zu optimieren. Vor 15 Jahren, als er mit dem Sport begann, war es noch ein Geheimtipp, wenn jemand von einem Wissenschaftler erfahren hatte, welche Reifen besonders gut waren, erzählt Schramm. Heute ist die Sportart bis ins kleinste Detail durchleuchtet und professionalisiert – und die Deutschen sind darin besonders gut.
Gesteigertes Interesse an den Athleten
Die ersten Ironman-Erfolge deutscher Athleten und die Legendenbildung um den Langdistanz-Triathlon haben zudem die Gemeinde der Hobby-Eisenmänner und das Interesse von Medien und Sponsoren stetig wachsen lassen. So ist ein profitabler Markt entstanden und auch Athleten wie Schramm, die nicht ganz an die Leistungsfähigkeit eines Frodeno, Kienle oder Lange heranreichen und sich auf Rennen abseits der überlaufenen und hoch-kommerziellen Ironman-Serie (auf Hawaii dürfen nur 50 Profis starten, und für die Top 15 des Vorjahres sowie alle Sieger ist immer ein Platz reserviert) konzentrieren, können eine Familie mit ihrem Sport ernähren.
Das ist weniger als der Sport Spitzen-Fußballern, -Formel-1-Fahrern, oder –Tennisspielern ermöglicht. Aber viel mehr als etwa Leichtathleten, Schwimmer oder Kanuten erwarten dürfen.