Langsam kommt die diesjährige Sommertransferperiode im Fußball, die am 31. August endet, in die heiße Phase. Während sich international alles um den Mega-Transfer von Neymar drehte, bestimmen in Deutschland neben dem Streik des wechselwilligen Dembele vor allem Leihgeschäfte die Diskussion. Selbst Bayern München mischt kräftig mit.
Die spektakulärsten Bundesliga-Transfers der Saison kamen bisher über Leihgeschäfte zu Stande: James Rodríguez von Real Madrid zu Bayern München, Douglas Costa von den Bayern zu Juventus Turin und schließlich Anthony Modeste vom 1. FC Köln zu Tianjin Quanjian.
Leihe als Win-Win-Situation
Während letzterer Transfer durch die mit ihm verbundenen Kaufpflicht am Ende der Leihfrist ein verkappter Kauf ist, belegt Bayern München plötzlich Spitzenränge bei den teuersten Ver- und Ausleihgeschäften. Bei James besteht lediglich eine Kaufoption der Bayern, die bei einem Spieler dieser Größenordnung an ihre finanziellen Grenzen zu kommen scheinen. Oder aber von der Entwicklung des jungen Kolumbianers nicht hundertprozentig überzeugt sind.
Die großen Deals überdecken etwas das Alltagsgeschäft der Bundesliga, in dem Leihgeschäfte schon länger eine große Rolle spielen. Im besten Fall bedeuten sie eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: Abgebende Klubs sparen Gehälter für Spieler, für die sie gerade keine Verwendung haben, behalten sie aber weiter im Blick, aufnehmende Klubs bekommen Spieler, die sie sich sonst kaum leisten könnten. Und die Spieler erhalten Spielpraxis.
Chance für junge Spieler
„Eine Ausleihe kann für einen jungen Spieler eine gute Möglichkeit sein, sich zu zeigen und weiterzuentwickeln, wenn er beispielsweise im Stammverein im Moment nicht zum Einsatz kommt“, sagt der Geschäftsführer der Spielergewerkschaft VDV, Ulf Baranowsky, gegenüber zdfsport.de. „In England ist es für junge Spieler unter bestimmten Umständen sogar möglich, während der laufenden Saison verliehen zu werden.“
Als Gewerkschafter legt Baranowsky Wert auf die Feststellung, dass es kein Direktionsrecht des Klubs gibt, das ihm erlauben würde, den Spieler irgendwo hinschicken zu können. „Bei Leihverträgen müssen alle Beteiligten zustimmen“, sagt Baranowsky. „Problematisch ist es natürlich, wenn ein Spieler gegen seinen Willen verliehen werden soll und der Klub dann Druck auf ihn ausübt. Häufig ist es auch so, dass Klubs Spieler ganz von der Pay-roll haben wollen; dann kann eine Ausleihe sogar noch die mildere Variante sein.“
Augen auf bei der Vereinswahl!
Die in den letzten Jahren erhöhte Zahl von Leihverträgen hängt zum Teil auch damit zusammen, dass die Nachwuchsleistungszentren der Bundesligisten zwar immer mehr gut ausgebildete Spieler an die Schwelle des Profifußballs bringen, gleichzeitig aber Klubs wie Bayer Leverkusen oder RB Leipzig ihre eigene U23-Mannschaft abgemeldet haben. Da sind Leihgeschäfte die einzige Möglichkeit, Spieler weiterzuentwickeln und unter den eigenen Fittichen zu behalten, die nicht sofort den Sprung in die A-Mannschaft schaffen – also die allermeisten.
„Eine Gefahr besteht, wenn Leihgeschäfte zum Investitionsmodell werden – wenn ein Klub hoffnungsvolle Nachwuchsspieler kauft, sie mit mehrjährigen Verträgen ausstattet und dann erstmal verleiht, um sie später mit Gewinn weiterzuverkaufen“, warnt Baranowsky vor einer anderen möglichen Entwicklung. „In so einem Modell sind Spieler nur Spielbälle für Gewinninteressen der Klubs. Dagegen hilft nur, sich gar nicht auf Verträge einzulassen, die so etwas ermöglichen.“ Die Frage ist, ob sich junge Spieler tatsächlich die Verträge so genau angucken, wenn etwa der FC Chelsea ruft – der englische Meister hat aktuell vierzehn Spieler verliehen.
Noch wenig Bewegung im Markt
Wenn man die aktuellen Zahlen der Leihgeschäfte in der Bundesliga analysiert, müsste in den kommenden vierzehn Tagen noch sehr viel Bewegung in den Markt kommen. Im Moment basieren nur etwa zehn Zugänge und etwas dreißig Abgänge auf Leihverträgen. Dem stehen etwa neunzig Leihverträge entgegen, die gerade ausgelaufen sind.