Bei der WM 2017 und Olympia 2018 feierte Benedikt Doll große Erfolge in Einzelrennen, nun feilt er vor allem an der richtigen Geschwindigkeit. Beim Biathlon-Weltcup in Oberhof will er heute (14.30 Uhr / ZDF ab 14.20) im Sprint zeigen, wie weit er ist.
Die Suche nach dem richtigen Tempo ist im Leben von Benedikt Doll ein Dauerthema, im Bereich Hochschule etwa setzt der 28-Jährige gerade auf Entschleunigung. Seinen Studiengang Marketing und Vertrieb in Furtwangen wollte er ursprünglich in diesem Frühjahr abschließen, hat das Ganze aber inzwischen um zwölf Monate nach hinten verschoben. "Ich wollte mir den Stress nicht antun", begründet der Skijäger aus dem Schwarzwald seine Entscheidung gegenüber zdfsport.de.
Brutzler lässt kochen
Der zweifache Bronzemedaillengewinner von den Olympischen Spielen in Pyeongchang ist schließlich nicht nur in seinem Hauptjob mit Ski und Gewehr gefordert. Zusammen mit seinem Vater Charly, früher unter anderem Weltrekordhalter im Zwölfstundenlauf, brachte er vor zwei Monaten zum Beispiel ein Kochbuch heraus.
In das Projekt steckte Doll vor allem gegen Ende sehr viel Energie, hinzu kamen Training, Lehrgänge, die ersten drei Weltcups im Dezember. Die Biathlon-Sause auf Schalke machte er zwischen den Jahren auch noch mit - an Silvester war deshalb Entspannung angesagt: Der Herd zu Hause in Kirchzarten blieb kalt, stattdessen ließ sich der leidenschaftliche Brutzler mit Lebensgefährtin Miriam und seinen besten Freunden im nahe gelegenen Breitnau bekochen.
Durchgerutscht bei den Verfolgungen
Genüsslich erzählt Doll vom gemütlichen Dinner zum Jahreswechsel ("Kalbsmedaillons in einer schönen Steinpilzsoße, dazu Nudeln"), bei der Skijägerei in Oberhof will er nun wieder die Initiative ergreifen. Und dabei vor allem auf der Strecke das richtige Maß finden.
Im Dezember klappte das im Sprint, seiner erklärten Lieblingsdisziplin, schon sehr manierlich, he er in der anschließenden Verfolgung, in der er bei Olympia immerhin überraschend Dritter geworden war, jeweils deutlich nach hinten durchrutschte.
Anstrengendes Schießen
"Vielleicht pumpe ich das eine oder andere Mal doch schon zu viel Energie auf der Strecke raus. Das rächt sich dann ganz am Ende - wo ich mir schwer tue, noch mal ein sauberes Schießen hinzulegen", sinniert der Sprint-Weltmeister von 2017, der weiß: "Das ist für mich schon eine sehr wichtige Sache - mir die Rennen so einzuteilen, dass ich beim letzten Schießen noch mal volle Konzentration bringen kann."
Das Herantasten an die richtige Geschwindigkeit ist gerade für einen begabten Läufer wie Doll ebenso essentiell wie herausfordernd. Die Erfolge bei den letzten beiden Großereignissen haben ihn im Schießstand zwar selbstbewusster gemacht, eine Selbstverständlichkeit ist diese Teilübung für ihn aber längst nicht. Im Gegenteil. "Ich krieg‘ es immer noch nicht geschenkt. Es ist schon immer sehr, sehr anstrengend, mich da richtig zusammen zu reißen", bekennt Doll.
Saisonziel Top sechs
Allen voran die Fähigkeiten des Österreichers Simon Eder bei der Arbeit mit dem Gewehr würde er mit Kusshand sofort übernehmen. "Dafür bin ich auf der Strecke besser unterwegs als manch anderer. Ich will mich also nicht beschweren", lächelt der gebürtige Titisee-Neustädter, der in diesem Winter neben einer WM-Medaille vor allem ein Ziel verfolgt: In der Abschlusswertung unter den Top sechs zu landen.
Aktuell ist er Zehnter - und damit bester Deutscher. Ein kleiner Randaspekt, den er "schon toll" findet. Noch toller fände Benedikt Doll in den Tagen von Oberhof aber klare Fortschritte bei seiner diffizilen Suche nach dem richtigen Tempo - zwischen Loipe und Schießstand.