Mit der Beachvolleyball-WM zieht olympischer Glanz in Hamburg ein – vor allem durch den Auftritt von Olympia-Siegerin Laura Ludwig. Die Erfolgsaussichten der deutschen Duos sind allerdings überschaubar, da bei den Frauen fast alle Spitzenteams neu zusammengesetzt wurden.
Die Bewerbung Hamburgs für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2024 ist zwar an der Skepsis der eigenen Bevölkerung gescheitert, einige der während der Werbekampagne erworbenen Fähigkeiten leben aber weiter. Dazu gehört es, Sportarten medienwirksam in Szene zu setzen. So ließen die Veranstalter der Beachvolleyball-WM (28. Juni bis 7. Juli) ein schwimmendes Spielfeld zu Wasser, auf dem Olympiasiegerin Laura Ludwig mit ihrer neuen Partnerin Margareta Kozuch vor dem Panorama der Elbphilharmonie gegen ein tschechisches Weltklasse-Doppel antrat.
Sportart für großer Auftritte
Die Zeit des Wundenleckens ist vorbei, die Hansestadt traut sich wieder den großen Auftritt. Und dafür eignet sich keine andere Sportart so sehr wie Beachvolleyball. Schließlich sorgten die Strandspieler bei den Olympia 2016 in Rio aus deutscher Sicht für die spektakulärsten Bilder.
Im Beachvolleyball hat Hamburg schon im Zuge der Olympia-Bewerbung begonnen, Großveranstaltungen wie die FIBV-World Tour an Land zu ziehen. Für die Strandspieler ist Hamburg seit der Leistungssportreform 2017 zum zentralen Bundesstützpunkt geworden. Vor allem aber bringt dieser Sport mit Laura Ludwig die Ikone der Spiele von Rio in der Stadt zurück auf die die große Bühne, in der sie trainiert und für die sie als Mitglied des HSV antritt.
Geschrumpfte Erwartungen
Die Symbole und Motive stimmen also. Dies lässt sich die Stadt Hamburg einen Zuschuss von 3,5 Millionen Euro kosten. Wenn man aber aus deutscher Sicht die sportlichen Erwartungen an diese WM beleuchtet, passt dazu eher der Werbeauftritt von Laura Ludwig im Miniatur-Wunderland in der Hafen-City, wo sie unlängst eine Mini-Nachbildung ihrer selbst in einen Miniatur-Court stellen durfte.
Auf sportlicher Ebene sind die Erwartungen an die WM im Laufe dieser Saison deutlich geschrumpft. Nach den jüngsten Ergebnissen der deutschen Teams auf der Welttour wäre es eine Überraschung, wenn eines von ihnen ernsthaft in den Titelkampf eingreifen könnte.
Domino-Effekt mit Nebenwirkungen
In der Entry-Liste des Weltverbandes FIBV, die die aktuelle Form widerspiegelt, sind die Herren Julius Thole/Clemens Wickler vom Eimsbütteler TV auf Platz 17 das bestplatzierte Team. Bei den Herren klafft dahinter bis Platz 61 eine große Lücke. Dort ist noch das Alexander Walkenhorst/ Sven Winter geführt, in dem aus Verletzungsgründen inzwischen Walkenhorst von Nils Ehlers ersetzt wurde.
Dieses Wechselspiel haben die erfolgsverwöhnten deutschen Frauen-Teams schon etwas länger hinter sich. Der Rücktritt von Ludwigs Gold-Partnerin Kira Walkenhorst hat Anfang des Jahres einen Domino-Effekt in den deutschen Spitzenteams ausgelöst, bei dem mit den deutschen Meisterrinnen Victoria Bieneck/Isabel Schneider (HSV) nur eines von vier Frauen-Nationalteams zusammenblieb.
Neue Partnerin – alte Hoffnungsträgerin
Mit Platz 24 auf der Entry-Liste ist das ebenfalls neu zusammengesetzte Duo Kim Behrens/Cinja Tillmann im Moment am besten platziert. Die beiden haben zwar nicht den Status eines Nationalteams, dürfen aber dennoch bei der WM antreten. „Viele mögen unterschätzt haben, dass es sehr viel Zeit braucht, um sich mit einer neuen Partnerin auf Weltniveau einzuspielen“, sagt Bernd Schlesinger, der Leiter des Beachvolleyball-Bundesstützpunktes am Hamburger Alten Teichweg, dem Hamburger Abendblatt.
So lasten die Hoffnungen trotz Platz 51 in der Entry-List doch wieder auf Laura Ludwig, die nach langer Wettkampf- und Babypause wieder ansteigende Form zeigt und vor kurzem beim Turnier im Warschau mit ihrer neuen Partnerin Margareta Kozuch immerhin das Achtelfinale erreichte. Unabhängig vom sportlichen Erfolg der deutschen Teams sollen die Spiele am Rothenbaum wieder leidenschaftliche Wettkampfatmosphäre bieten, besonders wenn wie 2018 beim Finale der Major Tour 12.000 Zuschauer bei den Abendspielen mitfiebern. „Ich bin mir sicher, dass das Hamburger Publikum allen Athleten wieder Gänsehaut-Momente bereiten wird“, sagt Kira Walkenhorst, die diesmal allerdings nur zuschauen kann.
Fakten zur WM
- Austragungsort: Das Stadion am Rothenbaum in Hamburg, wo ansonsten das ATP-Tennisturnier stattfindet, erhält für die Weltmeisterschaft ein mobiles Dach und bietet 13.200 Zuschauern Platz, so viel wie noch kein anderer Austragungsort in der WM-Geschichte. Der Eintritt ist grundsätzlich frei, wer einen garantierten Sitzplatz möchte, muss allerdings eine Tageskarte kaufen.
- Modus: Es treten bei den Frauen und Männern jeweils 48 Mannschaften an. In der Gruppenphase mit jeweils vier Teams tritt jeder gegen jeden an, der Sieger erhält zwei Punkte, der Verlierer einen Punkt. Die beiden besten Teams aller Gruppen sowie die vier besten Gruppendritten qualifizieren sich direkt für die KO-Phase. Die verbleibenden acht Gruppendritten spielen um die vier verbleibenden Plätze. Von der 1. Hauptrunde an wird bis hin zum Finale im K.O.-Modus gespielt.
- Kosten: Die Gesamtkosten der vom Weltverband FIBV ausgetragenen und einem privaten Veranstalter organsierten Weltmeisterschaften betragen 7,5 Millionen Euro. 3, 5 Millionen davon trägt die Stadt Hamburg. Enthalten sind Preisgelder in Höhe von insgesamt einer Million Euro.
- Titelverteidiger: Bei der Weltmeisterschaft 2017 gewannen die Brasilianer Evandro und André Loyola sowie die Deutschen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst den Titel. Beide Teams bestehen in dieser Zusammensetzung nicht mehr.