In den Anfangsjahren des Biathlon auf Schalke war Ole Einar Björndalen das große Zugpferd der Veranstaltung. Nun feiert der 44-jährige Norweger gemeinsam mit seiner Frau Darja Domratschewa mitten im Revier gemeinsam Abschied von dem Sport, den er wie kein anderer prägte.
In einer Familie gibt es immer viel zu besprechen, das ist auch im Haushalt von Ole Einar Björndalen, Darja Domratschewa und der zweijährigen Xenia so. Ein ganz spezielles Thema kam beim erfolgreichsten Ehepaar der Biathlon-Geschichte und dessen kleiner Tochter dabei in diesem Spätsommer auf den Küchentisch: Die Einladung für den Papa zum Biathlon-Event auf Schalke (Samstag live im ZDF).
Vier Siege, drei Partnerinnen
"Das war eine große Überraschung für mich", sagt Björndalen – auch wenn er die Kunstschneesause mitten im Ruhrgebiet gerade in den Anfangsjahren der Veranstaltung geprägt hat wie kein Zweiter.
Gleich bei der Premiere am 28. Dezember 2002 war er mit dabei, kam im Team mit Gunn Margit Andreassen auf Rang sieben. Damit hatte sich der Perfektionist aus dem südnorwegischen Drammen in Gelsenkirchen warmgelaufen: Die nächsten vier Ausgaben gewann Björndalen allesamt – mit drei verschiedenen Partnerinnen.
Hoffen auf die Erfahrung
Wer dem achtfachen Olympiasieger bei der Wintersportshow im Pott diesmal auf Skiern und mit Gewehr zur Seite stehen würde, war nach einer kurzen Besprechung zu Hause in Minsk rasch klar: Gemahlin Darja. Die viermalige Olympiasiegerin war im Sommer vom Biathlonsport zurückgetreten, knapp drei Monate nachdem ihr Mann seinen Abschied von der Wettkampfbühne verkündet hatte.
Auf Schalke, wo schon Magdalena Neuner im Dezember 2012 in einer spektakulären Inszenierung der Skijägerei "Servus" sagte, bestreiten nun also Björndalen und Domratchewa gemeinsam ihr großes Abschiedsrennen. Anfang November haben sie in Björndalens Heimat zur Vorbereitung ein bisschen zusammen trainiert, nun sagt der siebenmalige Schalke-Teilnehmer zu dem Event: "Dort sind die Schießeinlagen entscheidend. Wir hoffen, dass uns die Erfahrung hilft."
Sehnsucht nach den Bergen
Erfahren hat der Mann mit den 94 Weltcupsiegen im Biathlon, dass sein jetziger Hauptwohnort Minsk, wo seine weißrussische Frau der Familie in diesem Sommer ein Haus gebaut hat, ähnlich flach ist wie Gelsenkirchen.
Die Berge vermisst Björndalen in der weißrussischen Hauptstadt schon – zudem ist eine geplante große Reise wegen des Umzugs ins neue Heim erst mal aufs nächste Jahr verschoben. Doch gut elf Monate nach dem härtesten Schlag in seiner Karriere – der Nicht-Berücksichtigung für die Winterspiele in Pyeongchang – ist Björndalen trotzdem mit sich im Reinen. Nicht zuletzt dank des intensiven Familienlebens rund um die lebenslustige Tochter Xenia.
Vorbild für Schempp
Bei seinen ersten Auftritten auf Schalke brachte Björndalen noch den Spitznamen "Elch" mit ins Ruhrgebiet. Daraus wurde, wegen der unstillbaren Gier des Skandinaviers nach Erfolgen, im Lauf der Jahre der deutlich schärfere Beiname "Kannibale".
"Er ist immer mit 200 Prozent bei der Sache", sagte Bundestrainer Mark Kirchner einmal über Björndalen. Der hyperakribische Siegessüchtige Björndalen war vielen anderen Biathleten ein Vorbild, so auch Simon Schempp. Wegen Björndalen habe er überhaupt mit diesem Sport angefangen, sagt Schempp, der sich als Fan der Norwegers bekennt: "Ich habe immer mit ihm mitgefiebert."
Deutlich gedrosseltes Pensum
Das Biathlon-Fieber bei Schempps einst unersättlichen Vorbild hat sich derweil rasant gelegt: Im ersten Sommer nach seinem wegen Herzrythmusstörungen erzwungenen Rücktritts absolvierte Ole Einar Björndalen nur noch 30 Prozent seines früheren Trainingspensums.
Ein glanzvoller Abschied ist ihm am Samstag in der Schalker Arena aber auch mit null Prozent Training gewiss.