Noch bis zum 18. November können Fans bei der Wahl der Behindertensportler des Jahres für ihre Favoriten online stimmen. Gerd Schönfelder hat den Titel dreimal gewonnen und verfolgt die stetige Weiterentwicklung des Para-Sports mit Freude.
Gerd Schönfelder ist noch nicht sicher, wen er wählen wird. Die Qual der Wahl ist für ihn besonders groß, vor allem bei den Frauen. Drei Skirennfahrerinnen sind für den Titel der Behindertensportlerin des Jahres nominiert. „Da kann ich mich einfach nicht entscheiden“, sagt Schönfelder, der selbst Skirennläufer war und zwischen 1992 und 2010 insgesamt 16 paralympische Goldmedaillen gewonnen hat.
"Lob obendrauf"
Die öffentliche Wahlrunde für den Titel, den Gerd Schönfelder drei Mal gewonnen hat, läuft noch bis zum 18. November. Der Festakt mit der Siegerehrung ist am 24. November in Düsseldorf. „Diese Auszeichnung ist eine besondere Wertschätzung, da freut man sich, das ist ein Lob obendrauf“, erklärt Schönfelder in Erinnerung an die eigenen Ehrungen. Und er betont: „Der Behindertensport hat sich in den letzten Jahren ja wahnsinnig weiterentwickelt, das ist nicht mehr nur so eine Randerscheinung, die Nominierten haben alle herausragende sportliche Leistungen gebracht, die kann man alle herzeigen.“
Den 48-Jährigen, der mit seinen 16 Paralympics-Siegen und insgesamt 22 Medaillen der erfolgreichste Athlet in der Geschichte der Paralympics ist, freut die Professionalisierung im Behindertensport sehr. Früher habe die Behinderung im Vordergrund gestanden und Mitleid eine Rolle gespielt. Heute dagegen, sagt Schönfelder, „steht immer mehr der Sport im Mittelpunkt. Es werden vorzeigbare Leistungen gebracht. Firmen werben mit uns, wir müssen keine Spenden mehr nehmen, sondern erbringen eine Gegenleistung.“
Zusätzliche Fördermittel
Zu zeigen, was trotz eines Handicaps möglich ist, sei eine Botschaft, „die der Allgemeinheit gut tut“, so Schönfelder. Die Bundesregierung sieht das offenbar ähnlich, denn sie hat gerade für das kommende Jahr für den paralympischen Leistungssport die zusätzliche Bereitstellung von Sportfördermitteln in Höhe von knapp drei Millionen Euro beschlossen. Damit sollen mehr Lehrgänge für die Spitzenathleten und mehr hauptamtliche Trainer finanziert werden.
Auch Friedhelm Julius Beucher, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), ist zufrieden mit der Entwicklung. Die zu Ende gehende Saison bezeichnet er als „Para-Superjahr“ mit einem „tollen Ergebnis bei den Winterspielen in Pyeongchang, zahlreichen Titeln bei Welt- und Europameisterschaften, Bronze der Rollstuhlbasketball-Damen bei der Heim-EM in Hamburg und vielen Medaillen bei der Para-Leichtathletik-EM in Berlin.“
Erster Behindertensportler in der Hall of Fame
Viel Begeisterung also. Aber auch Hoffnung auf weitere Entwicklungen. Schönfelder hält es zum Beispiel für an der Zeit, dass die Ehrung der Behindertensportler des Jahres im selben Rahmen stattfindet wie die Auszeichnung der Sportler des Jahres. Selbst eine gemeinsame Wertung hält der ehemalige Skirennfahrer für möglich. Eines Tages. Noch sei es dafür zu früh. „Unser Sport muss sich weiter entwickeln, er soll ja die Leute begeistern und fesseln, da ist das Internationale Paralympische Komitee gefordert, entsprechende Voraussetzungen zu schaffen.“
Schönfelder selbst hat in diesem Jahr einen riesen Schritt in Sachen Gleichwertigkeit von paralympischem und olympischem Sport gemacht: Er wurde von der Deutschen Sporthilfe als erster Behindertensportler in die Hall of Fame des deutschen Sports berufen. „Eine wunderschöne Wertschätzung der herausragenden Leistungen von Gerd Schönfelder und ein großer Schritt für die paralympische Bewegung“, sagt dazu DBS-Präsident Beucher. „Das hat allem, was ich bisher sportlich und an Ehrungen erreicht habe, das I-Tüpfelchen aufgesetzt“, sagt Schönfelder.