Bei den Australian Open sorgten sie für Furore, nun treten Mischa und Alexander Zverev erstmals gemeinsam im Davis Cup an. Für Mischa Zverev ist es ein Comeback nach acht Jahren, sein kleiner Bruder ist längst der neue Anführer im deutschen Team.
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An sein erstes Mal kann sich Mischa Zverev noch genau erinnern, obwohl es acht Jahre her ist. Das Erlebnis hat sich eingebrannt: Davis-Cup-Viertelfinale gegen Spanien, und Zverev war gerade einmal 21 Jahre jung. Die deutsche Mannschaft spielte damals in Marbella, in der berühmten Arena, in der sonst die Stiere gehetzt und vom Torero unter tosendem Jubel von 10.000 Zuschauern getötet werden. Dort erlebte Mischa Zverev selbst den höllischen Hexenkessel.
"Heftige Nummer"
"Das war schon eine heftige Nummer, ein wirklich extremes Erlebnis", sagt Mischa Zverev heute. Steile Tribünen, eng und einschüchternd und voll besetzt mit grölenden, aufgeheizten Fans, die jeden Fehler Zverevs wie einen Triumph bejubelten. "Ich habe in dem Moment gemerkt: Für den Davis Cup muss man bereit sein", sagt Mischa Zverev, "und an dem Tag, in dem Alter, gegen die Spanier war ich emotional noch nicht bereit, da zu bestehen."
Doch Zverev sieht diese Erfahrung inzwischen positiv: "Ich weiß jetzt, etwas Schlimmeres als das, kann man nicht erleben." Und so schreckt ihn jetzt auch seine zweite Berufung ins deutsche Team nicht, gegen Belgien kann ja alles nur besser werden. Besonders ist die Rückkehr für Mischa Zverev ohnehin, nach so langer Zeit.Redlich verdient
Der inzwischen 29-Jährige hatte sich die Einladung von Teamchef Michael Kohlmann nach dem furiosen Viertelfinallauf bei den Australian Open und dem Sieg über den Weltranglistenersten Andy Murray redlich verdient. "Ich fühle, dass ich jetzt wirklich zum Team gehöre", sagt Mischa Zverev.
Alexander Zverev gab vor einem Jahr sein Debüt im Davis Cup, noch jünger, als es sein Bruder damals gewesen ist. Doch dem "Kleinen" macht das alles nichts aus, im Gegenteil. Er will die große Bühne, den Hexenkessel, die starken Gegner. Und er will unbedingt gewinnen, das war schon immer so. So ist er schon jetzt, mit 19 Jahren, die Nummer eins im deutschen Team.
Unterschiedliche Typen
Zwischen die beiden Brüder passt kein Blatt, dennoch könnten sie kaum unterschiedlicher sein. Mischa Zverev ist eher ein sensibler Typ, der viel reflektiert und ist dabei Realist. Alexander Zverev hat dagegen seine jugendliche Unbekümmertheit und sieht nur das Positive.
"Sascha sagt mir immer: Lass das mal mit deinen Fakten", erzählt Mischa Zverev, "konzentriere dich lieber auf deine Träume." Und durch die Erfolge, die Alexander Zverev bereits vorzuweisen hat, weiß sein großer Bruder, dass "Träume auch wahr werden können".
Selbstfindung
Und deshalb traute sich Mischa vor drei Jahren nach seiner Handgelenksoperation auch, wieder von einem Comeback auf der Profitour zu träumen. Zehn Jahre lang steckte seine Karriere oft zwischen Selbstfindung, Zweifeln und Verletzungen fest. nun ist er stärker zurück als vielleicht je zuvor.
Bei Alexander Zverev schien der Weg dagegen von klein auf immer nur steil nach oben zu gehen. Doch ohne seinen großen Bruder hätte sich der Erfolg wohl nicht so früh eingestellt. Alexander Zverev ist dadurch sein Leben lang auf der Tennis-Tour mitgereist, hat alle Seiten des Profilebens im Windschatten seines Bruders kennengelernt. "Ich konnte schon mit elf, zwölf Jahren mit Spielern aus den Top 100 trainieren", sagt Alexander Zverev, "das hat sonst niemand. Das verdanke ich alles Mischa."
Zeitig ins Bett geschickt
Von jeder Erfahrung des großen Bruders konnte der kleine profitieren, umgekehrt funktioniert es ebenso. Schon als Kind hatte Alexander Zverev immer dafür gesorgt, dass sein Bruder vor wichtigen Matches ausgeruht ist - und ihn zeitig ins Bett geschickt. "Sascha war schon immer sehr professionell", erzählt Mischa Zverev mit breitem Grinsen.
Er hat überhaupt kein Problem damit, dass Alexander seit Jahren im Mittelpunkt steht. Neid gibt es zwischen ihnen nicht, dabei ist wohl auch der große Altersunterschied hilfreich. Dass am Freitag Alexander Zverev gemeinsam mit Philipp Kohlschreiber den Anfang in den Einzeln gegen Belgien macht, stört Mischa Zverev auch kein bisschen. Beide unterstützen sich bedingungslos. "Ich bin überhaupt nicht enttäuscht", sagt er, "ich freue mich, dass er spielt. Dadurch habe ich noch mehr Energie fürs Doppel."Gemeinsam bei Olympia?
Dort könnten die Zverev-Brüder am Samstag sogar gemeinsam antreten, das war immer ihr Traum. Zusammen im Davis Cup, zusammen bei Olympia - dann wäre die familieninterne Bucket-List perfekt.
Doch bei aller Harmonie sind sie eben auch Brüder und damit jeden Tag, bei jeder Gelegenheit im Konkurrenzkampf. Uns sei es, wer am Frühstücksbuffet mehr verdrücken kann. Momentan ist der Spielstand dort noch ausgeglichen. Eines ärgert den großen Bruder dann aber doch: "Sascha schlägt mich dauernd an der Playstation. Das macht mich wahnsinnig."
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