Mit den Siegen gegen Leipzig und Frankfurt haben die Leverkusener ihr Stimmungsbarometer vor dem Pokalhalbfinale gegen den FC Bayern (heute, 20.45 Uhr) nach oben gefahren. Zudem erinnern sie sich daran, dass ihr letzter Titelgewinn bereits ein Vierteljahrhundert zurückliegt.
Es klingt immer ein bisschen schnodderig, wenn Julian Brandt über die Leverkusener Mannschaft, einzelne Mitspieler oder sich selbst spricht. Inhaltlich hat der gebürtige Bremer mit seinen 21 Lenzen aber meist einiges zu bieten. Etwa nach dem 4:1 am Samstag gegen Frankfurt, als er über den drei Jahre jüngeren Kai Havertz sagte: "Er ist das größte Talent, das wir in Deutschland haben."
Sprachrohr Brandt
Wenn Havertz im Kopf so geerdet bleibe wie bislang, traue er ihm vom Talent her sogar den Sprung zum Weltstar zu, betonte Brandt - ehe er wieder im mehr saloppen Zungenschlag über das Verhältnis zu seinem 18-jährigen Kumpel berichtete: "Neben dem Platz hänge ich viel mit ihm herum. Klar, ich war auch sehr jung, als ich hier anfing. Inzwischen hab‘ ich schon viel erlebt - und versuche, ein bisschen was davon weiterzugeben."
Brandt, Olympia-Zweiter von Rio, ist in Leverkusen das Sprachrohr der sehr umfangreichen Fraktion jüngerer Spieler. Und er ist derjenige, um den herum Bayer gerade mit großem Eifer ein Image im Elf-Freunde-Stil spannt. Nicht ohne Grund - und mit einigem Stolz.
Trend zur Vertragsverlängerung
Die Münchner "tz" berichtete vor zehn Monaten schließlich schon, Brandt und der FC Bayern seien sich über einen Wechsels des Leverkuseners zum Rekordmeister zur Saison 2018/2019 einig. Auch der FC Barcelona soll an dem Offensivspieler Interesse gezeigt haben - doch vor knapp zwei Wochen verlängerte Brandt seinen Kontrakt bei Bayer um zwei Jahre bis 2021.
Damit folgte er den Teamkollegen Benjamin Henrichs (21), Jonathan Tah (22) und Kapitän Lars Bender (28), die in den vergangenen elf Monaten allesamt ihre Verträge verlängert haben. "Ich sehe, dass hier etwas Supergroßes heranwächst", erwähnte Brandt schon Ende Januar in einem TV-Interview. Bis zur Ausweitung des Arbeitspapiers wurde noch ein paar Wochen verhandelt - der Ausblick auf künftig wohl wieder sprudelnde Einnahmen aus der Champions League dürfte den Klubchefs eine deutliche Gehaltserhöhung für den Jungstar dann letztlich erleichtert haben.
Es sollen Titel her
Tah und Bender seien genau wie er überzeugt, mit dieser Mannschaft etwas erreichen zu können, betont Brandt - und sagt: "Wir wollen Titel gewinnen." In diesem Jahr lockt der Pokalsieg, auf dem Weg zur ersten Trophäe seit 1993 liegt im Halbfinale mit den Bayern allerdings der größte denkbare Brocken im Weg.
Die jüngsten klaren Erfolge gegen die direkte Konkurrenz aus Frankfurt und Leipzig (je 4:1) haben den Leverkusenern allerdings Flügel wachsen lassen. "Die Tendenz bei uns ist sehr, sehr gut. Und wir strotzen nicht nur vor Selbstvertrauen - auch die Bayern dürften durch unsere letzten Auftritte gewarnt sein", tönt Keeper Bernd Leno.
Reichlich Videomaterial
Zwei Mal unterlagen die Rheinländer den Bajuwaren in dieser Saison schon - jeweils mit 1:3. "Beide Male hatten wir zu viel Respekt. Aber jetzt haben wir genug Videomaterial, um etwas umzustellen", beschreibt Angreifer Kevin Volland, dem in der zweiten Halbzeit gegen die Eintracht sein erster Hattrick in der Bundesliga gelang, die aktuelle Futterlaune unter dem Bayer-Kreuz. Während Schelm Brandt vor dem dritten Duell gegen die Münchner erwähnt: "Ich komme aus Bremen. Und drei Mal ist Bremer Glück."
Die Redensart an der Weser lautet zwar "Dreimal ist Bremer Recht.“ Aber bei Julian Brandt gilt eben auch hier: Die Botschaft ist wichtiger als die korrekte Form.