Heute beginnt die neue Saison in der 2. Fußball-Bundesliga. Das Aufstiegsrennen verspricht enorme Spannung. Allerdings wird nur einem elitären Kreis eine reelle Chance zugesprochen. Die zweite Liga gilt als die stärkste „aller Zeiten“. Die wirtschaftlichen Unterschiede jedoch waren ebenfalls nie größer.
Für alle Nicht-Stuttgarter mag die Vorfreude der Schwaben vor dem Zweitligastart an diesem Freitag gegen Hannover 96 seltsam erscheinen. Dass es die VfBler kaum erwarten können, dass endlich wieder Fußball gespielt wird liegt an den Turbulenzen, der vergangenen Wochen. Abstieg, Trainer- und Manager-Rauswürfe im Akkord, Präsidentenrücktritt, Tumulte und Technikpannen rund um die Mitgliederversammlung – das Scheitern am Neckar hat viele Facetten.
Eigentlich wollte der Verein für Bewegungsspiele längst näher an die Bundesligaspitze herangerückt sein. Jetzt sind die „Roten“ aus Bad Cannstatt mit einem runderneuerten Kader noch vor dem HSV, Hannover und Nürnberg der große Favorit – aber eben nur in Liga zwei.
Da die Großen, dort der Rest
Allein die Transfereinnahmen vor Saisonstart zeigen die tiefe Kluft zwischen den „Großen" und dem Rest. Während der VfB 54 Millionen Euro einnahm, gefolgt vom HSV (20), Hannover (17) und Nürnberg (11), kommen bei den anderen 14 Klubs gerade mal vier Millionen zusammen. Die Absteiger und der HSV erhalten dazu deutlich mehr TV-Geld als mancher „Kleine“, damit muss nun Erfolg her.
Der Marktwert der Kader ist ebenso erdrückend. Der VfB soll 86,5 Millionen Euro (mit Mario Gomez und Daniel Didavi) wert sein, gefolgt von Hannover (59,5), dem HSV (49,5) und Nürnberg (42,5). Mit großem Abstand folgen Heidenheim (20) und Dresden (18).
Stuttgarts Sport-Direktor Sven Mislintat hat eine elegante Formulierung gefunden, die Favoritenrolle doch anzunehmen, als er sagte, man sei „total konkurrenzfähig“. Das sollten Sportvorstand Thomas Hitzlsperger und der neue Trainer Tim Walter schnell unter Beweis stellen, um neue Unruhe zu vermeiden.
Euphorie und Sorgen beim HSV
Unter ähnlichem Erwartungsdruck steht der HSV, dessen erstligaerfahrene Trainer Dieter Hecking an der Elbe eine Euphorie-Welle auslöste. Der Hoffnungsträger, der dem lebhaften Klub mit stoischer Gelassenheit begegnet, muss jetzt liefern. Mancher Experte sieht den HSV vor seiner letzten Chance, dem Schicksal anderer Traditionsvereine zu entgehen, die in der Bedeutungslosigkeit versanken.
Ins obere Regal der verfügbaren Trainer griff auch Hannover, als der Klub Mirko Slomka zurückholte. Die Niedersachen aber gelten noch als Baustelle, was ihren Kader angeht, dem Weltmeister Ron-Robert Zieler und Torjäger Marvin Ducksch angehören. Immerhin besteht bis 2. September (fünf Spieltage und die erste Pokalrunde sind dann absolviert) die Möglichkeit nachzubessern, bevor das Transferfenster schließt.
Während der Kreis der Aufstiegsaspiranten überschaubar ist, geht die Spielvereinigung Greuther Fürth in ihre 31. Zweitliga-Saison und hofft wie die Aufsteiger aus Karlsruhe, Osnabrück und Wehen-Wiesbaden sowie dem SV Sandhausen mindestens auf den Klassenerhalt.
Vorfreude auf neue Derbys
In Stuttgart scheinen sich derweil nicht nur Profis und Trainer auf die zweite Liga zu freuen. Die Schwaben führen auch die Tabelle der Dauerkartenverkäufe an (30.000), während es in Wehen-Wiesbaden gerade mal 1700 und bei Erzgebirge Aue 2300 sind.
Das Auftaktspiel verströmt für Fans aus dem „Ländle“ und Niedersachsen schon eine Menge Erstligacharme. Alle anderen dürfen sich zumindest auf brisante Derbys freuen, wenn der HSV auf St. Pauli trifft, der Club auf Fürth und der VfB auf den KSC.