Nach dem Elfmeter-Triumph will England am Samstag (16 Uhr/ARD) auch gegen Angstgegner Schweden die Fans in der Heimat zum Ausrasten bringen. Die Sbornaja träumt nach dem "Wunder" gegen Spanien vom nächsten WM-Coup gegen Kroatien (20 Uhr/ARD).
Schweden - England (16 Uhr/ARD)
Ein England, das Elfmeterschießen übersteht, kann auch Weltmeister werden! Das ist die feste Überzeugung aller Three Lions. «Hier gibt es etwas zu gewinnen, und das wollen wir bald in beiden Händen halten», tönte Abwehrchef John Stones vor dem WM-Viertelfinale am Samstag (16.00 Uhr MESZ/ARD) in Samara gegen Schweden: «Ich will diesen Pokal gewinnen.»
Die feine britische Zurückhaltung, ein neues Merkmal unter Trainer Gareth Southgate nach Jahren der vor allem medialen Hochnäsigkeit, ist spätestens nach dem ersten Sieg in einem WM-Elfmeterschießen gegen Kolumbien wieder fester Entschlossenheit gewichen. «Zur Hölle mit jedem, der auf Zurückhaltung besteht», schrieb der «Guardian».
Auf der Insel ist die Euphorie greifbar. Aus den Pubs dröhnt der Song «Three Lions» mit dem berühmten Refrain «Football's Coming Home». Londons Bürgermeister Sadiq Khan plant schon Public-Viewings am Trafalgar Square und Hyde Park für Halbfinale und Endspiel. Doch all zu sicher sollten sich die Engländer dann doch nicht sein. Denn die Schweden sind der Favoritenschreck dieser gesamten WM-Phase, die personifizierten Spaßbremsen: In der Quali schlugen sie Frankreich und warfen die Niederlande raus, in den Play-off dann Italien und in der Gruppenphase hatten sie Weltmeister Deutschland am Abgrund.
Und auch für England waren die Schweden bisher ein echter Angstgegner. «Wir haben eine ganz schlechte Bilanz gegen sie», weiß Southgate. Denn: «Wir haben sie jahrelang immer unterschätzt.» Von den acht Pflichtspielen bisher gewann England nur eines, von den letzten sieben Freundschaftsspielen ebenso. In Russland machen die Tre Kronor mit Teamgeist und unglaublich diszipliniertem Spiel den Gegnern das Leben schwer. «Es ist unglaublich schwierig, gegen uns zu spielen», sagte der Hamburger Albin Ekdal: «Wir fühlen uns total sicher, egal, wie der Gegner heißt.»
Klar ist, dass beide Fußball-Geschichte für ihr Land schreiben können. Die Engländer standen zuletzt 1990 in einem WM-Halbfinale, die Schweden 1994. Ihre einzigen Final-Teilnahmen sind sogar schon 52 beziehungsweise 60 Jahre her und waren im eigenen Land. England gewann damals immerhin auch durch das Wembley-Tor gegen Deutschland.
Russland - Kroatien (20 Uhr/ARD)
Für die russische Fußball-Nationalmannschaft soll das WM-Viertelfinale am Samstag (20.00 Uhr/ARD) gegen Kroatien nur eine Zwischenstation auf dem Weg zum ganz großen Coup sein. «Ich hoffe, dass die wichtigsten Spiele noch vor uns liegen», sagte Russlands Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow vor der Partie in Sotschi. Auch Mittelfeldspieler Alexander Golowin ist noch lange nicht fertig: «Wir haben verstanden, dass wir bis zum Finale kommen können. Und wir glauben ernsthaft daran.»
Schon der Einzug ins Halbfinale wäre für die Russen der größte Erfolg nach der WM 1966. Damals verlor die Sowjetunion im Halbfinale mit 1:2 gegen Deutschland. Gegen die Kroaten startet der Gastgeber ebenfalls als Außenseiter. «Wir kennen jeden ihrer Spieler, weil sie alle in Top-Ligen und bei Top-Clubs spielen. Wir bereiten uns auf ein sehr ernstes Spiel vor», sagte Tschertschessow, der sich besonders über die Unterstützung von Russlands Präsident Wladimir Putin freut. Putin habe ihn vor und nach dem überraschenden Achtelfinal-Erfolg gegen Spanien angerufen, erzählte der 54-jährige Tschertschessow. «Natürlich freuen wir uns, dass der Präsident uns unterstützt. Das gibt uns einen zusätzlichen Schub an Motivation.»
Mit ihren Erfolgen hat die Sbornaja aber auch im Eishockey-Land Russland das Fußballfieber entfacht. Noch wenige Tage vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft hatten die Russen ihrem Team kaum etwas bei dieser WM zugetraut. Die Sbornaja, nur Nummer 70 in der FIFA-Weltrangliste, wurde im eigenen Land belächelt. Doch spätestens seit dem Achtelfinal-Krimi mit dem gewonnenen Elfmeterschießen gegen Ex-Weltmeister Spanien (4:3) lächelt niemand mehr - die Russen strahlen nur noch.
Favorit Kroatien mit Respekt
Favorit Kroatien weiß, dass das Spiel am Schwarzen Meer eine schwere Aufgabe wird. Vor allem die große Überzahl der russischen Fans flößt Trainer Zlatko Dalic und seinem Team Respekt ein. «Gegen den Gastgeber in Sotschi wird es ein heißes Spiel. Keiner wird uns dort mögen. Das wird ein großer Test für uns», sagt Dalic.
Rund 10.000 kroatische Fans werden Medien zufolge erwartet - weniger als ein Viertel der Kapazität im Fischt-Stadion. «Wir müssen noch stärker und stabiler sein, denn wir wollen unser Land noch stolzer machen. Das ist ein großer Gegner», sagt Dalic über die Russen. Auch Kroatiens Star und Kapitän Luka Modric räumt ein: «Es wird ein hartes Spiel. Die Russen haben gegen Spanien gezeigt, dass sie kämpfen können.»