Er ist ein Wahnsinniger, der Clown mit dem irren Lachen: der Joker aus der "Batman"-Reihe. Ein Typ, der ver- und zerstört. Wo er auftritt, herrscht hinterher Chaos. Schalke 04 hingegen hat einen guten Joker, einen, den die Fans lieben - Ahmed Kutucu.
Seit seinem Debüt am 15. Dezember 2018 ist Ahmed Kutucu bisher 27 Mal für den Fußball-Bundesligisten aus Gelsenkirchen in der Bundesliga zum Einsatz gekommen. Nur in drei Spielen allerdings stand der inzwischen 19-Jährige in der Startelf und kommt so auf aktuell 698 Minuten in der höchsten deutschen Spielklasse. Fürs Topspiel der 23. Runde am Samstag (18:30 Uhr, ab 23 Uhr im Aktuellen Sportstudio) gegen RB Leipzig könnte Kutucu mal wieder erste Wahl sein – obwohl er bislang eher als „Joker“ gefiel.
Er bringt fast alles mit
Fünf Tore stehen auf dem Konto des Angreifers, vier davon als Einwechselspieler, auch beim 1:1 im letzten Heimspiel der Königsblauen gegen Paderborn. Der einzige Treffer in einer Partie von Beginn an gelang ihm in der Vorsaison in München, angesichts des Endstands von 1:3 aus Schalker Sicht allerdings nutzlos.
Kutucu bringt fast alles mit, was ihn für einen Trainer wie David Wagner wertvoll macht: Dynamik, Torgefahr, Einsatzbereitschaft, Handlungsschnelligkeit. Kommt er in eine laufende Partie, braucht er keinerlei Anlaufzeit, um seine Qualitäten auf den Platz zu bringen. Nicht nur deshalb ist er auf Schalke ein absoluter Publikumsheld, sondern natürlich auch wegen seiner Vita.
Wie Neuer und Özil
Kutucu ist in Gelsenkirchen geboren, wie Manuel Neuer und Mesut Özil, die über die „Knappenschmiede“ und Trainerguru Norbert Elgert den Sprung zu den Profis schafften. Was das bedeute, "kann man sich als Nicht-Gelsenkirchener wahrscheinlich gar nicht vorstellen", erklärt Kutucu in einem Interview mit dem "Sportbuzzer" und führt aus: „Ich wohne sieben Minuten von der Arena entfernt. Man spürt es förmlich in der Stadt, wenn es bei uns gut läuft wie aktuell – dann laufen auch die Leute alle mit einem Lächeln im Mundwinkel herum."
Wie Özil kommt er aus Bismarck, ein Stadtteil mit sehr hohem Migrationsanteil und überwiegend wenig wohlhabender Bevölkerung. Das erdet den Jungprofi, der nach wie vor bei seinen Eltern wohnt. "Ich lebe genau so wie vorher auch. Natürlich kommen auch mal Kids an und wollen ein Autogramm. Aber die klingeln nicht an unserer Tür", verrät Kutucu. "Egal ob Profi oder Bergbauarbeiter wie mein Vater bis zu seiner Rente – in Bismarck wird jeder gleich behandelt."
Seine Familie habe einfach aufs Geld geachtet. Nicht jedes Mal, wenn der talentierte Kicker neue Fußballschuhe wollte, habe er auch welche bekommen. "Ich saß dann in meinem Zimmer und habe geheult, aber so hat man auch gelernt, mit Geld umzugehen", betont Kutucu.
"Aufgegeben? Niemals!"
Mit seiner Einstellung auf dem Platz verkörpert er zudem das Ideal des Malochers, wie es die Fans in der früheren Bergbau-Stadt mitten im Kohlenpott lieben. "Ich merke schon, wenn ich auf dem Platz stehe, dass die Fans wirklich komplett hinter mir stehen. Dass sie bei Fehlern nicht direkt kritisch sind – da habe ich vielleicht etwas mehr Kredit als andere", gibt Kutucu zu. Diese Kämpfermentalität habe er von der Straße: "Egal, ob ich früher in Bismarck auf dem Hof gespielt habe oder für den Klub: Aufgegeben? Niemals!"
Mit der Haltung muss Schalke auch die erste kleine Krise in einer bisher starken Saison angehen, um auf Europa-League-Kurs zu bleiben. In den letzten sieben Bundesliga-Spielen gelang nur ein Sieg, in den vergangenen vier Partien nur ein Treffer. Nun kommt der Meisterschaftskandidat RB, den die Königsblauen im Hinspiel in Leipzig mit 3:1 entzauberten, in die Arena.
Kutucu mag ein guter Joker sein - diesmal wird er wohl sofort gebraucht.