Erich Ribbeck versammelt heute seine Liebsten um sich. Der ehemalige Teamchef der deutschen Fußball-Nationalmannschaft feiert zu Hause in Pulheim bei Köln mit Ehefrau Ulla, seinen beiden Kindern und den sechs Enkelkindern seinen 80. Geburtstag.
Seinen größten Erfolg feierte der gebürtige Wuppertaler mit Bayer Leverkusen. "Der UEFA-Cup-Sieg 1988 ragt schon heraus", sagt Ribbeck.
Blamage mit einer B-Elf
In diesen Tagen wird er allerdings mehr auf das dunkelste Kapitel seiner Trainerlaufbahn angesprochen: Zum Confed Cup 1999 in Mexico hatte der DFB eine B-Nationalmannschaft entsandt. Mit Oliver Kahn, Oliver Bierhoff, Dietmar Hamann, Andreas Möller, Jens Nowotny und Ulf Kirsten waren wichtige Spieler zu Hause geblieben - und Deutschland blamierte sich bis auf die Knochen.
Die Mannschaft verlor zum Auftakt 0:4 gegen Brasilien. Es folgten ein 2:0 gegen Neuseeland, ein 0:2 gegen die USA, und damit das Aus in der Vorrunde.
"Furchtbar"
"Das war furchtbar, aber ich hatte ja gar keine Wahl. Wenn wir nicht angetreten wären, wäre Deutschland niemals in den Topf mit den Bewerbern für die Austragung der WM 2006 gekommen", berichtet Ribbeck, der aufgrund zahlreicher Absagen damals Spieler aufbieten musste, die den Ansprüchen nicht genügten: "Wenn es nur um den sportlichen Wert gegangen wäre, hätten wir gar nicht an dem Turnier teilnehmen dürfen. Aus sportlicher Sicht war das ein Todeskommando."
Für Ribbeck wurde es allerdings auch nach Mexiko nicht besser. Bei der EM-Endrunde 2000 in den Niederlanden und Belgien wurde unter seiner Ägide der Begriff "Rumpelfußball" geprägt. Nach dem Vorrunden-Aus war dann für ihn nach nur zwei Jahren als Teamchef Schluss.
"Ich kann damit heute gut leben, denn ich weiß ja, wie die Ergebnisse zustande gekommen sind", sagt Ribbeck, der vor einigen Jahren mit seiner miserablen Bilanz noch Probleme hatte. "Das war kein schönes Gefühl, wenn meine Enkelkinder in der Schule darauf angesprochen wurden, dass ihr Opa der bislang schlechteste Nationalmannschafts-Coach ist", sagt Ribbeck. Heute sind aber auch die Enkel groß und können mit dem Opa gemeinsam über die alten Geschichten lachen.
Fußball vorm Fernseher
Aber Ribbeck lebt nicht nur in der Vergangenheit, er verfolgt nach wie vor Bundesliga und Nationalmannschaft sehr intensiv, auch wenn es ihn heute nicht mehr in Stadion zieht: "Im Fernsehen sieht man einfach viel mehr." Ins Leverkusener Stadion geht er weniger gerne: "Da zieht es wie Hechtsuppe, das muss ich mir nicht mehr antun."
Ribbeck, der wegen seines gepflegten Äußeren und seinen Umgangsformen die Beinamen "Sir" und "Gentleman" erhielt, steht dem aktuellen Geschäft sehr kritisch gegenüber. "Es wundert mich, dass die Stadien immer noch voll sind. Denn die Fans zahlen mit ihren Eintrittsgeldern ja die Wahnsinnsgehälter, die kaum noch nachzuvollziehen sind, mit."
Gegen Showauftritte
Überhaupt kein Verständnis hat Ribbeck, der sich trotz seiner künstlichen Hüfte und kaputten Knien immer noch gerne auf dem Golfplatz fit hält, für Showauftritte wie dem von Helene Fischer beim DFB-Pokalfinale. "Ich habe das Spiel gesehen und nur den Kopf geschüttelt, als ich den Auftritt von Helene Fischer in der Pause gesehen habe. Wir müssen aufpassen, dass der Fußballsport erhalten bleibt, und er nicht nur noch ein Event ist."