Vor einem Jahr träumten sie in Oklahoma vom NBA-Titel. Dann verlor der Verein zwei Superstars. Und nun hält sich Dennis Schröder mit einer Prognose zurück. Er weiß, dass eine Saison im Mittelmaß droht. Auftakt ist am kommenden Mittwochmorgen (MESZ).
Der Sommer 2018 war ein guter gewesen für Dennis Schröder. Am 25. Juli wurde er von den Atlanta Hawks zu Oklahoma City Thunder abgegeben. Durch diesen Wechsel kletterte Schröder die Treppe von Nordamerikas Basketball-Profiliga NBA im Eiltempo hinauf.
In der Beletage
Er verließ den Keller, machte weder im Erdgeschoss halt, noch im ersten oder zweiten Stockwerk, sondern erst in der Beletage. Dort, wo die Teams logierten, die als ernste Titelanwärter gelten.
Denn OKC gehörte in der Saison 2018/19 zweifelsohne dazu. OKC hatte schließlich mit Russell Westbrook und Paul George zwei Superstars. Und OKC hatte eben auch diesen Dennis Schröder, der an so manchen Abenden trotz der beiden Alleskönner in seinem Team bester Werfer und Mann für die entscheidenden Aktionen war.
Hochzeit und Happiness
Der Sommer 2019 war ebenfalls ein guter für Dennis Schröder. Am 20. Juli heiratete er in Braunschweig seine langjährige Freundin Ellen, mit der er seit Februar zusammen einen Sohn hat. “Unser kleiner Mann ist nun schon acht Monate alt, und ich habe eine großartige Ehefrau - das Leben könnte besser nicht sein”, sagt Schröder, der erstmals als Ehemann und Papa in eine NBA-Saison startet.
Auch beruflich ist für ihn einiges neu. Zwar trägt der 26-Jährige immer noch das Trikot der Oklahoma City Thunder - aber der Verein hat den größten Umbruch der noch jungen Klubgeschichte hinter sind. Nach dem etwas überraschenden Aus in der ersten Playoff-Runde im Frühjahr, wechselte Westbrook zu den Houston Rockets und George schloss sich den Los Angeles Clippers an.
Beide Klubs dürfen sich unter anderem wegen dieser namhaften Neuzugänge berechtigte Chancen ausrechnen, Anfang Juni um die Meisterschaft zu spielen. OKC hingegen ist von den NBA-Finals so weit weg, wie Braunschweig von Oklahoma.
"Viele Veränderungen"
Dennis Schröder würde das natürlich nie so sagen. Er spricht eher davon, dass es "viele Veränderungen gegeben" habe, dass "die Einstellung aber trotzdem die gleiche" bleiben werde. Man wolle "in jeder Trainingseinheit und in jedem Spiel alles geben".
Klingt gut - und mit Chris Paul wurde aus Houston einer der erfahrensten Spielmacher der Liga geholt. Aber durch die Verpflichtung eines 34-Jährigen sind die Abgänge von Westbrook und George nicht zu kompensieren. Und so könnte es für Schröder wieder in jene Region gehen, der er im Sommer 2018 gerade entstiegen war.
In der NBA gilt die Western Conference seit vielen Jahren aus weitaus stärker und ausgeglichener als der Osten. Hier werden die Los Angeles Lakers, die L.A. Clippers, Denver, Utah und Portland als sichere Playoff-Teilnehmer gehandelt.
Starker Westen
Fünf der acht Ko-Runden-Plätze wären somit also schonmal vergeben. Dann gibt es noch Teams wie Vizemeister Golden State Warriors und die San Antonio Spurs, die ebenfalls personell so aufgestellt sein sollten, dass es mit einem Playoff-Rang klappen könnte. Bleibt da noch irgendwo Platz für OKC?
"Mal sehen, was für uns möglich ist", sagt Schröder. Und das wiederum sagt einiges über die Situation in Oklahoma aus. Im Februar hatte der er noch davon geredet, dass "alles möglich" sei, wenn OKC nur sein Spiel spiele. Diesmal gibt es kein klares Saisonziel - und auch Schröders Rolle ist noch nicht ganz deutlich.
Drei Spielmacher
Er ist neben Chris Paul und Neuzugang Thai Gilgeous-Alexander einer von drei Playmakern. Schröder findet, es sei gut, dass OKC "mehrere Spieler" habe, die "etwas kreieren können".
Ob er nun von Beginn an spielt, von der Bank kommt, alleine Takt und Ton angibt oder zusammen mit einem der anderen Spielmacher auf dem Parkett steht, hängt mitunter vom Gegner sowie der eigenen Form ab. Doch Trainer Billy Donovan hat bereits klargemacht: "Dennis ist wichtig für uns."
Starke Defensivarbeit
Dem Coach gefällt vor allem die Defensiv-Arbeit des Deutschen. Schröder könne, so Donovan, "den gegnerischen Spielmacher frustrieren. Wie er da seinen Gegenüber unter Druck setzt, das ist sehr, sehr gut.". Auch Manager Sam Presti hat betont, dass Schröder "ein wichtiger Teil unseres Teams" sei.
Privat ist alles bestens bei Dennis Schröder, beruflich hat er die Rückendeckung der entscheidenden Handlungsträger. Und niemand würde es wundern, wenn diese Oklahoma City Thunder nach dem starken Umbruch keine besondere Rolle spielen. Vielleicht sind genau dies beste Voraussetzungen, um womöglich im Sommer 2020 auf eine unerwartet gute Saison zurückblicken zu können.