Spitzenreiter und angesichts des schwächelnden FC Bayern ein heißer Titelanwärter: Beim BVB läuft's sportlich rund, doch vor dem Topspiel am Samstag (18:30 Uhr, ab 23 Uhr im aktuellen sportstudio) gegen RB Leipzig hat der Klub große Sorgen.
Das liegt aber nicht in erster Linie daran, dass Trainer Peter Bosz seine halbe Abwehr ersetzen muss, nachdem nun auch noch Lukasz Piszczek verletzt vom Einsatz der polnischen Nationalmannschaft in der erfolgreichen WM-Qualifikation nach Westfalen zurück gekehrt ist. Nein, Bedenken hat man vor allem mit Blick auf die drohenden Ereignisse rund um das Spiel.
Schwere Ausschreitungen im Februar
Als am 4. Februar dieses Jahres der Aufsteiger zum ersten Mal in Dortmund gastiert, kommt es an der Strobelallee zu den schlimmsten Ausschreitungen in der jüngeren Bundesliga-Geschichte. Steine und Flaschen fliegen den Leipziger Anhängern entgegen, im Stadion selbst verunglimpfen Fans auf der Südtribüne den Gegner mit teils unter die Gürtellinie gehenden Transparenten.
Mehr als 100 Körperverletzungen gegen Fans von RB Leipzig und Ordnungskräfte registriert die Ermittlungskommission "Strobel". 168 Strafverfahren werden eingeleitet, 66 Personen identifiziert und teils mit vierstelligen Geldstrafen belegt. Zudem erhalten über 30 Krawallmacher ein dreijähriges bundesweites Stadionverbot. Auch der BVB als Hausherr wird bestraft und muss das Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg vor der leeren Südtribüne, wo sonst 25.000 Fans für Stimmung sorgen, austragen.
Hochrisikospiel am Samstagabend
Um Auswüchse wie vor über acht Monaten zu vermeiden, haben sich Polizei, Stadt, Verein und Fanorganisationen für das Hochrisikotreffen an diesem Samstag neu aufgestellt. "Im Ampelsystem wäre das tiefrot", sagte Polizeisprecherin Cornelia Weigand. Über 1.000 Beamte sollen im Umfeld des Stadions dafür sorgen, dass sich Dortmunder und Leipziger Anhänger möglichst gar nicht erst in die Quere kommen.
Im Stadion selbst will der BVB mit deutlich mehr Ordnern die Eingänge kontrollieren. Entgegen kommt ihnen, dass diesmal voraussichtlich nur 3.500 Leipziger ihre Mannschaft nach Dortmund begleiten werden - im Februar waren es 8.000.
RB lässt sich beschützen
Die Mannschaft des Vorjahreszweiten lässt sich laut "Sportbild" am Samstag vom "Shield Security Service" beschützen. Die Sicherheitsfirma aus Borken bei Münster hat in der Vergangenheit schon die Schalker Profis zum Revier-Derby begleitet und ist auch für die deutsche Nationalmannschaft im Einsatz.
Für Leipzigs Teambus gibt es für die Fahrt zum Stadion flexible Routen. "Grundsätzlich glaube ich, dass alle aus der Situation gelernt haben", betonte BVB-Geschäftsführer Joachim Watzke gegenüber der Funke-Mediengruppe. "Insofern bin ich verhalten optimistisch, dass wir das ordentlich über die Bühne kriegen."
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Streetworker hofft auf kreativen Protest
Auch Thilo Danielsmeyer vom Dortmunder Fanprojekt rechnet "nicht mit ähnlichen Ausschreitungen wie im Februar". Gegenüber zdfsport.de schränkt der Streetworker aber ein: "Dennoch kann ich mir vorstellen, dass es in Form von Bannern oder Gesängen erneut Proteste gegen RB geben wird. Ich hoffe aber, dass diese im Rahmen bleiben und nicht unter die Gürtellinie gehen. Unsere Fans sind da sehr kreativ." Der Streetworker glaubt, dass diesmal der sportliche Vergleich das größere Thema ist, schließlich erwartet der Spitzenreiter mit dem Tabellenvierten einen aktuellen Verfolger. Für Brisanz ist daher genug gesorgt - auf dem Platz.
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