Aus dem Gestrüpp karitativer Aktivitäten im Profifußball sticht seit kurzem eine Kampagne heraus: Profis spenden ein Prozent ihres Gehaltes für Straßenfußballprojekte. Einer der Vorreiter dieser globalen Bewegung ist Dennis Aogo, der sich dazu am Samstag im Sportstudio äußert.
Jetzt können schon zwei Teams gegeneinander spielen – zwar immer noch ohne Torwart, aber immerhin in voller Mannschaftsstärke. Aktuell listet die Initiative „Common Goal“ 22 Mitstreiter auf - mit Alexander Esswein von Hertha BSC als letztem Neuzugang.
Wo Fußball hilft
Was die 22 Fußballer eint, zu denen fast täglich neue Namen hinzustoßen: Sie haben sich entschlossen, mindestens ein Prozent ihres Gehaltes für karitative Projekte in der ganzen Welt zu spenden – Projekte, die den Fußball für soziale Anliegen nutzen, wie zum Beispiel für Gleichberechtigung in Indien, Friedensarbeit in Kolumbien oder die Integration von Flüchtlingen in Deutschland. ->
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Ein Prozent – kein Problem
Der vorläufige 22er Kader besteht aus Spielern und Spielerinnen aus der ganzen Welt. Aus der Bundesliga sind bislang Dennis Aogo, Serge Gnabry, Mats Hummels, Shinji Kagawa, Alexander Esswein und als einziger Trainer Julian Nagelsmann dabei. "Seien wir ehrlich: Das eine Prozent ist für uns alle, die wir in dieser Branche sehr gut verdienen, kein Problem", sagt Nagelsmann zu seiner Beteiligung.
Dass sich die Idee nicht nur an Spitzenverdiener richtet, zeigt die Teilnahme von Frauen-Nationalspielerin Pauline Bremer. Als einer der ersten erklärte sich Dennis Aogo vom VfB Stuttgart bereit, die Aktion zu unterstützen. „Ich, als Junge mit Migrationshintergrund, weiß, wie es ist, aus einer unterprivilegierten Familie zu kommen“, erklärt Aogo sein Engagement. „Aber ich hatte das Glück, Talent zu haben und Fußballprofi zu werden".
Nun möchte der Sohn eines nigerianischen Vaters und einer deutschen Mutter „etwas zurückgeben.“ Noch im Sommer stand der gebürtige Karlsruher, der über den SC Freiburg, den HSV und Schalke 04 in Stuttgart gelandet ist, ohne Vertrag da. Von Schalke 04 erhielt er kein neues Angebot und auch die Konkurrenz zögerte, einem Dreißigjährigen, der in der abgelaufenen Spielzeit kaum gespielt hatte, eine neue Chance zu geben.
Dabei hätte sein Einstieg in die Karriere kaum besser verlaufen können. 2009 war er Teil der U21-Europameistermannschaft, die mit Spielern wie Neuer, Boateng, Hummels, Khedira, Höwedes und Özil den Kern der späteren Weltmeistermannschaft bildete. Dass der weitere Weg des Defensivspezialisten mehrmals ins Stocken geriet und es bei zwölf Länderspielen geblieben ist, lag auch an einigen langwierigen Verletzungen wie dem Kreuzbandriss 2013.
Kluft verringern
In Stuttgart konnte der derzeit verletzte Profi nicht nur die anfänglichen Zweifel eines Teils der Anhängerschaft zerstreuen, er wurde innerhalb kurzer Zeit auch zum Führungsspieler, der zuletzt sogar die Kapitänsbinde trug. Trainer Hannes Wolf schätzt „seine Persönlichkeit“ - und vorneweg marschiert er nun auch bei „Common Goal“.
"Es gehen Werte flöten, die mir wichtig sind", sagt Aogo und beklagt eine größer werdende Kluft zu den Anhängern, die er durch seine Spenden verringern will. "Wir sehen das Potenzial, dass sich der ganze Fußball beteiligt," sagt Jürgen Griesbeck, Geschäftsführer der Organisation streetfootballworld, die das Projekt angeschoben hat und koordiniert.
Dennis Aogo ist von diesem „Goal“ – ein Wort, das im Englischen sowohl für Tor als auch für Ziel steht - so überzeugt, dass er sogar zwei Prozent seines Jahresgehalts spendet.